DFB-Post ohne Überraschungen
04.05.2010, Rolf Hantel
Essen. Die Rot-Weißen haben Post aus Frankfurt bekommen. Doch die Antwort vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf den Lizenzantrag der Essener löste weder Jubel noch Schrecken an der Hafenstraße aus. Schließlich ist überhaupt noch nichts entschieden.
Es war lediglich eine erste Stellungnahme auf die Zahlen, die RWE vorgelegt hat. Fakt ist: Dem Viertligisten wird die Lizenz sicher nicht bedingungslos ausgehändigt, sondern der Verein muss – wie in all den Jahren zuvor – Auflagen im wirtschaftlichen Bereich erfüllen.
„Die Stellungnahme enthält keine Überraschungen“, sagte gestern RWE-Vorstandsmitglied Thomas Hermes. Und Geschäftsführer Kai Stütz ergänzte: „Wir haben Auflagen bekommen, und die müssen wir bis Anfang Juni erfüllen. Deshalb gibt es auch keinen Grund zur Entwarnung. Wir haben noch viel Arbeit vor der Brust und müssen möglicherweise bis zur letzten Minute kämpfen.“
Ein zentraler Punkt ist dabei die „Liquiditätsreserve“, die ja auch schon in der vergangenen Woche zum Thema wurde, als Oberbürgermeister Reinhard Paß in seiner Etat-Rede feststellte, dass bei RWE eine „neue Deckungslücke“ in Höhe von 2,3 Millionen Euro festgestellt worden sei. Diese Summe, so der Verein, sei keineswegs neu oder unbekannt gewesen, sondern lediglich der Betrag, den man bis zum Ende der laufenden Saison noch abdecken müsse im Etat. Entweder mit Sponsorengeld oder per Bürgschaft.
Die Rot-Weißen haben also einen Etatentwurf für die kommende Saison vorgelegt, in dem die voraussichtlichen Einnahmen (z.B. Zuschauerzahl, Sponsoren) und Ausgaben (Spielerverträge etc.) hochgerechnet sind. Und dort habe man gewaltig abgespeckt, heißt es an der Hafenstraße. Um die 40 Prozent. Das Budget für die Regionalliga-Mannschaft wurde von 2,7 auf 1,6 Mio zurückgefahren, der Gesamtaufwand für den Klub von 6,8 Mio auf rund 4,4.
Die entscheidende Frage lautet nun: Vertraut der DFB dieser Kalkulation oder nicht? Und wenn ja, in welchem Maße? Der DFB wird in jedem Fall Sicherheiten verlangen. Der Antragsteller muss stets mit Sponsorenverträgen, Krediten oder Bürgschaften eine gewisse Summe nachweisen, um die Zahlungsfähigkeit während der Saison sicherzustellen. „Wie hoch diese Summe aber sein wird, steht noch nicht fest“, sagte Hermes. „Wir hoffen natürlich, sie so gering wie möglich zu halten.“ Andernfalls gibt es aber auch noch die Möglichkeit, per Einspruch beim DFB die Auflagen zu reduzieren.
„Es ist immer eine anderthalbjährige Betrachtung“, beschreibt Stütz das Procedere . Also das halbe Jahr der laufenden Saison (Januar bis 30.Juni 2010) und die komplett nächste Spielzeit. Das erklärt, warum die Rot-Weißen nach den OB-Vorwürfen gegen sie „Nebenwirkungen“ beim DFB befürchten. Denn das Vertrauen der Verantwortlichen in Frankfurt in die wirtschaftliche Planung des Regionalligisten dürfte OB Paß mit seinem Worten zumindest nicht gestärkt haben.
WAZ 5.5.10