Spielraum für Entscheidungen haben die Schiedsrichter schon. Konnte ich am Wochenende bei unserem Kreispokalspiel in Weißtal (2:0-Sieg vor 780 Zuschauern, schönes Wetter, entsetzliches Spiel!) erleben:
Dreimal pfiff der Schiedsrichter Freistoß wegen Handspiels gegen die Heimmannschaft, beim ersten (allerdings sehr klaren) Handspiel unseres Teams gab es gleich eine Gelbe Karte.
Ich kann mich nicht in den Schiedsrichter in der von Dir beschriebenen Szene hineinversetzen, aber ich gehe mal davon aus, dass er das gepfiffene Abseits als Spielunterbrechung betrachtet hat und die Ballberührung in dem Moment erfolgte, als aus seiner Sicht die Begegnung bereits unterbrochen war. Hätte er das Handspiel so wahrgenommen, dass es vor der Abseitsstellung erfolgte, hätte er wohl auf Freistoß entschieden. Aber das ist natürlich nur Spekulation.
Allerdings steht in den Regeln tatsächlich nichts davon, dass bereits die Absicht den Ball regelwidrig mit der Hand zu spielen eine Ermahnung oder gar eine Gelbe Karte zur Folge hat. Einen Ball mit der Hand spielen zu wollen ist nicht verboten, sondern dies zu tun. Dabei unterscheidet sich die Regel etwa vom "groben Spiel", wo auch die Absicht oder die Billigung, einen Gegenspieler zu verletzen, mit Ermahnung oder Verwarnung und Freistoß für die gegnerische Mannschaft geahndet werden kann.