« Antwort #67 am: 27. November 2011, 23:01:59 »
Bericht vom Pressesprecher. Da es bei uns im Forum der Geschäftsführung steht, kann ich das hier sicher posten.
nachfolgend mal der Versuch eines "kurzen" Abriss' der heutigen Mitgliederversammlung:
Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena
Die Gremien des FC Carl Zeiss Jena haben am Sonntag vor 300 Mitgliedern auf der jährlich stattfindenden Jahresvollversammlung Rechenschaft über die vergangene Saison abgelegt. Darüber hinaus stellten die Vereinsmitglieder mit der Nachwahl von Klaus Berka und Günther Poschinger in den Aufsichtsrat wichtige Weichen für die Zukunft des Vereins.
Um 11 Uhr eröffnete Vereinspräsident Rainer Zipfel die fast schon traditionell in der Zeiss-Mensa des Studentenwerkes Jena-Weimar stattfindende Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena und bedankte sich bei den Anwesenden für deren Kommen, trotz des nicht gerade familienfreundlichen Termins an einem Sonntag und 1. Advent, bevor er die Versammlungsleitung mit Zustimmung der Vereinsmitglieder an Präsidiumsmitglied Andreas Wiese übertrug.
Nach der Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung des Vorjahres legte Präsident Rainer Zipfel Rechenschaft über das abgelaufene Geschäftsjahr vom 01.07.2010 – 30.06.2011 ab. In dem umfassenden und insgesamt 75-minütigen Bericht informierte Zipfel detailliert über die wirtschaftliche und sportliche Situation der Vorsaison, leitete seine Rede jedoch mit Nachdenklichem ein: „Es ist bedauerlich, dass heute zum wiederholten Male ein Präsident über die Arbeit seines Vorgängers Rechenschaft ablegen muss“, und spielte damit sehr deutlich auf die turbulenten Jahre seit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga im Sommer 2008 an. Dabei trat er offenbar mit gemischten Gefühlen an das Rednerpult. „Einerseits freue ich mich, heute als Präsident vor Ihnen zu stehen, weil ich dieses Amt aus tiefem Herzen und mit voller Leidenschaft ausübe. Andererseits gebe ich offen zu, dass ich mit Beginn meiner Amtsübernahme am 16. Mai – obwohl ich um die Schwere der Aufgabe wusste – nicht im Entferntesten damit gerechnet habe, dass wir einen der Art desaströsen Saisonstart in der 3. Liga würden erleben müssen.“ In den Mittelpunkt seiner Ausführungen über die aktuelle Situation stellte Zipfel die Entscheidung, Heiko Weber als Trainer des FC Carl Zeiss Jena freizustellen. Zipfel gab zu, dass ihm diese Entscheidung sehr schwer fiel. „Ich habe bei Amtsantritt die Sehnsucht der Fans, Mitglieder und Mitarbeiter nach Kontinuität gekannt und mich ihr verpflichtet gefühlt. Aber Kontinuität nur um der Kontinuität Willen ist kein guter Berater, wenn es um das wichtigste Vereinsziel geht – Klassenerhalt. Dem ist alles unterzuordnen. Die Entscheidung des Trainerwechsels war richtig. Petrik Sander genießt unser vollstes Vertrauen und wird von uns jede Unterstützung erhalten, die er benötigt.“
Gespannt warteten die Vereinsmitglieder vor allem auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der Vorsaison. Hier bestätigte Zipfel die Erwartungen, dass auch die letzte Saison wirtschaftlich ein sehr schweres war. So weist die Bilanz der FC Carl Zeiss Jena Spielbetriebs GmbH zum 30.06.2011 ein negatives Betriebsergebnis von 625.000,00 Euro aus. Zipfel machte deutlich, dass der Verein in den letzten Jahren auf der Kostenseite zwar bereits eine Menge einsparen konnte, aber die dennoch negativen Betriebsergebnisse der jüngeren Vergangenheit die Substanz des FCC nahezu aufzehrten.
Auch für die kommende Saison ist ein negatives Betriebsergebnis nicht unrealistisch. Dennoch ist Zipfel optimistisch: „Wir wollen dieses Minus weiter verringern. Dazu brauchen wir vor allem sportlichen Erfolg. Dieser ist Rückenwind für die Zuschauerzahlen und natürlich auch die Gespräche mit unseren treuen Sponsoren. Wirtschaftlicher Erfolg ist auch abhängig vom sportlichen Erfolg. Hier ist die Mannschaft gefordert.“
Über zusätzliche Wirtschaftskompetenz und jahrelange Gremiumserfahrung darf sich der Aufsichtsrat des FCC freuen. Klaus Berka, Vorstandsvorsitzender der Analytik Jena AG und seit vielen Jahren Sponsor beim Thüringer Traditionsverein, gehört ab sofort dem obersten Kontrollgremium des Vereins ebenso wie Günther Poschinger, Geschäftsführer der Erdgasversorgungsgesellschaft Sachsen-Thüringen, an. Beide von Wahlausschussmitglied Thomas Petzold vorgestellten Kandidaten wurden mit überwältigender Mehrheit von den Mitgliedern gewählt. Während Günther Poschinger - aus beruflichen Gründen verhindert – eine Grußbotschaft verlesen ließ, stellte sich Klaus Berka der Versammlung nochmals kurz vor: „Es gibt drei Gründe, warum ich sehr gern wieder im Aufsichtsrat mitarbeiten möchte. Zum einen natürlich das Fanherz, das seit den 60er Jahren für den FCC schlägt. Ich durfte tolle Zeiten mit dem FCC erleben, und somit ist es für mich eine Ehre, für den FCC tätig sein zu dürfen. Zweiter Grund: Ich will helfen, das Sponsoring breiter aufzustellen. Wir brauchen neben den vielen treuen Sponsoren und Partnern auch neue, größere Partner. Hierbei möchte ich mich einbringen. Dritter Grund: Habe viele Spiele erlebt – zuhause oder auswärts – wer so viele Fans und Mitglieder hat wie der FCC, das unterscheidet den Klub von vielen anderen. Ich möchte gern etwas dazu beitragen, etwas zu bewegen.“
Im Kassenbericht des Schatzmeister Dr. Gerald Glöckner wurden die Zahlen der vergangenen Saison nochmals konkretisiert. Zunächst berichtete Dr. Glöckner über die Situation im eingetragenen Verein – dem sogenannten ideellen Bereich, in dem sich die Nachwuchsmannschaften des FCC bis zu den B-Junioren wiederfinden. Der Kassenbestand zum 30.06.2011 wies 10.000,00 Euro aus, was Dr. Glöckner „als absolut in Ordnung für den Verein“ bewertete.Etwaigen Meinungen, wonach die Nachwuchsabteilung des FC Carl Zeiss Jena unzureichend finanziell ausgestattet würde, entgegnete der Schatzmeister energisch: „Jeder Euro der insgesamt 257.000,00 Euro an Mitgliedsbeiträgen floss in die Nachwuchsabteilung.“ Verbindlichkeiten von 40.000,00 Euro stehen im Verein Zuschüsse und Spenden i.H.v. 72.000,00 Euro, Einnahmen aus der Fußballferienschule von 83.000,00 sowie 17.000,00 Euro aus Versteigerungen der Auktionsplattform FCC-Paradies und Ausbildungsentschädigungen gegenüber. Die Personalkosten im Verein betrugen 263.000,00 Euro. Das Ergebnis im eingetragenen Verein betrug zum 30.06.2011 ein Minus von 48.362,92 Euro. Dr. Glöckner: „Der Verein war aber durch die Spielbetriebs GmbH des FCC stets liquide.“
Dabei drücken die GmbH selbst erhebliche Belastungen. Der Kassenbestand der FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH wies zum 30. Juni 2011 79.147,00 Euro aus. Das Betriebsergebnis ist mit - 625.000,00 ein negatives. Dr. Glöckner bewertete die Zahlen wie folgt: „Wir haben ein geringes Anlagevermögen, und wir sind auch finanziell nicht in der Situation, hier neue werte anzuschaffen. Wir laufen quasi 'auf Verschleiß'. Das ist bedauerlich aber einzig und allein der angespannten Finanzsituation geschuldet.“
Dr. Glöckner, der die Bemühungen des Vorgängerpräsidiums, die Gehaltskosten im Lizenzspielerbereich von 4,0 Mio. auf 3,2 Mio. Euro gesenkt zu haben sowie das Meistern zweier Lizenzierungshürden als „starke Leistung“ bewertete, schränkte jedoch ein, dass dies Auswirkungen auf die Zukunft hat. So hat der FCC gegenüber Kreditinstituten ca. 700.000,00 an Verbindlichkeiten aufnehmen müssen. Auch wenn die Gesamtverbindlichkeiten des FCC unter dem Drittligaschnitt (Quelle DFB) liegt, so gab Glöckner zu bedenken, dass dafür das Anlagevermögen des FCC ebenfalls unter dem Schnitt der Drittligisten liegt.
Den Vereinsmitgliedern gab Dr. Glöckner Optimistisches mit auf dem Weg. „Auch wenn es ein schwieriger Weg ist, den man nicht in zwei oder drei Jahren gegangen ist. Aber ein Stück des Weges liegt hinter uns.“
Dr. Reinhardt Töpel legte einem gewohnt emotionalen Rechenschaftsbericht über die Arbeit seines Gremiums ab. Er bedankte sich für die Arbeit Gerd Brunners, der sein Amt niederlegte, was die Nachwahlen zum Aufsichtsrat erforderlich machte. Dr. Töpel forderte von allen ein, „mehr zu leisten und nicht zu jammern.“ Besonders nahm er dieses Mal die Spieler des FCC ins Gebet. Er forderte von den Erfahrenen wie Voigt und Berbig, dass sie die Jungen führen. Den jungen Spielern, die hier in Jena erstmals Drittligaluft schnuppern schrieb er ins Stammbuch, dass er sich nicht vorstellen könne, „dass ein Abstieg im ersten Drittligajahr eine gute Visitenkarte wäre.“
Dr. Töpel machte aus seiner Haltung zum Trainer Heiko Weber keinen Hehl und offenbarte den anwesenden Mitgliedern, dass er und Gerd Brunner bei der mehrheitlich erfolgten Abstimmung des Aufsichtsrates gegen Weber votierten. „Es gibt demokratische Spielregeln, an die ich mich halten muss.“
Nach seinem Rechenschaftsbericht ergriff Dr. Reinhardt Töpel nochmals „als Privatmann das Wort“ und schlug vor, dass man doch darüber nachdenken solle, sich als gewähltes Gremiumsmitglied
an zumindest 50.000 Euro akquirierten Sponsorengeldern auch messen lassen und somit einen Beitrag zur Konsolidierung des FCC beitragen solle.
Nach den Rechenschaftsberichten erfolgten die Abstimmungen zur Entlastung von Präsidium und Aufsichtsrat. Beide Gremien sowie das Vorgängerpräsidium unter Hartmut Beyer wurden von den Vereinsmitgliedern entlastet.
Entlastung Altpräsidium Hartmut Beyer (01.07.2010 bis 15. Mai 2011)
289 abgegebene Stimmen, 178 Ja, 56 Nein, Rest Enthaltungen
Entlastung Präsidium Rainer Zipfel (16. Mai – 30.06.2011)
289 abgegebene Stimmen, 242 Ja, 4 Nein
Entlastung Aufsichtsrat
289 abgegebene Stimmen, 195 Ja, 27 Nein, Rest Enthaltungen
Der Wahlausschuss, dessen Legislaturperiode auslief, wurde neu gewählt und setzt sich zukünftig wie folgt zusammen:
Christa Jatho, Thomas Petzold, Uwe Barth, Uwe Dern, Heinz Künnert
Damit ist das fünfköpfige Gremium nahezu unverändert. Lediglich Heinz Künnert, langjähriger Sponsor des FCC mit ABZ Nutzfahrzeuge, stößt neu ins Gremium und nimmt damit den Platz für die langjährige Wahlausschussvorsitzende Ulrike Baier ein, der der FC Carl Zeiss Jena herzlich für die jahrelange, ehrenamtliche Arbeit dankt.
Nachdem „Bobby“ Schwarz als langjähriger Vorsitzender des Disziplinarausschusses aus Altersgründen nicht zur Wiederwahl antrat, stand auch diese Position zur Wahl. Peter Voß, einstiger Vizepräsident des FCC unter der ersten Präsidentschaft Rainer Zipfels, erhielt das Vertrauen der Mitglieder.
Geehrt wurden FCC-Legende Peter Ducke, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern durfte sowie Eva Osterland, die über 50 Jahre als Chefkassiererin beim FCC arbeitete und in der zweiten Halbzeit mit einem Zettel mit den Zuschauerzahlen in der Hand in den Stadioninnenraum zum Stadionsprecher schritt. Ein Ritual, das Viele vermissen werden. Ebenso geehrt wurde „Bobby Schwarz“ für seine Arbeit als Vorsitzender des Disziplinarausschusses.
Zum Ende der Veranstaltung verabschiedeten die Mitglieder des FC Carl Zeiss Jena das von Vertretern verschiedenster Gruppen erarbeitete und von Tasso Carl stellvertretend für alle Mitwirkenden den Vereinsmitgliedern vorgestellte „Leitbild“ des FCC. Wie die aktuellen Gremien zukünftig mit den Inhalten des Leitbildes umgehen werden, bzw. welche Konsequenzen es nach sich ziehen wird, wenn gewählte Vertreter des FCC gegen das Leitbild verstoßen, ließ Präsident Rainer Zipfel, der selbst für das Leitbild stimmte, zunächst offen. „Wir werden uns in den nächsten Tagen und Wochen mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen und uns in Kürze auch dazu positionieren.“
Zum Abschluss gab es für jeden Teilnehmer der heutigen Veranstaltung vom langjährigen Premiumpartner des FC Carl Zeiss Jena, der Köstritzer Schwarzbierbrauerei ein FCC-Bierkrug als Geschenk – und das noch vor dem Öffnen des ersten Türchens im Adventskalender.
Nach mehr als fünf Stunden Veranstaltung beendete Andreas Wiese die Versammlung und bedankte sich bei den Mitgliedern für deren Kommen und Disziplin.
bgw Grüße
Traudel
Meine Einschätzung: Die Lage ist alles andere als rosig, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Nun haben wir mMn nach mit der Nachwahl des AR aber die meisten wesentlichen Geldgeber der Region mit im Boot; und Zipfel hat schon einmal bewiesen, dass er in der Lage ist, dass Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Mal abgesehen davon, dass es zu ihm im Moment wirklich keine Alternative gibt, in dem Punkt hatte Töpel wohl recht. Es wird noch lange dauern, bis der Verein wieder gesund ist, aber ich denke wir sind auf dem Weg dahin.
« Letzte Änderung: 27. November 2011, 23:05:03 von jediefe »

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