So werden die Einnahmen im DFB-Pokal geteilt
Wie aus der Hälfte schnell ein Drittel wird
Der erste Satz des entsprechenden Paragrafen lautet: "Bei Pokalspielen gilt Einnahmeteilung." Was sich in den Durchführungsbestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes schlicht nach "halbe/halbe" anhört, läuft in Wirklichkeit auf "ein Drittel/ein Drittel" hinaus. sportschau.de blickte hinter die Kulissen.
Ein Pokalspiel dauert 90, vielleicht 120 Minuten, vielleicht gibt es dann noch ein Elfmeterschießen. Es folgen die üblichen Nachlesen in den Kneipen, im Fernsehen, Radio, Internet und den Zeitungen. Spätestens am Mittwochmorgen (05.08.09) wird das Topspiel der ersten Runde zwischen Fortuna Düsseldorf und dem Hamburger SV in der Öffentlichkeit abgehakt sein.
Ein Teil der Arbeit, die diese Partie für Sven Mühlenbeck mit sich bringt, beginnt dann aber erst. "Ich denke, am Mittwoch oder Donnerstag werde ich die genauen Zahlen aus unserem Ticketingsystem haben", sagt der Veranstaltungsleiter der Fortuna zu sportschau.de. Dann kann er die Summe eintragen, die ganz oben in dem offiziellen DFB-Abrechnungsformular stehen wird. Es ist so offiziell, dass der DFB es nur an die Vereine heraus gibt. Landesverbände, wie der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW), stellen es auf ihren Internetseiten zum Download bereit, so dass jeder einmal Schatzmeister spielen darf, wie es sportschau.de gemacht hat.
"Da bleibt auch nichts mehr hängen"
"Das Formular des FLVW unterscheidet sich im Grunde nur durch das Logo vom DFB-Dokument", sagt Mühlenbeck. Er wird in die Tabellenkalkulations-Datei bei der Bruttoeinnahme etwa 500.000 Euro eintragen. Die Fortuna erwartet zwischen 37.000 und 40.000 Zuschauer. Allein aus deren Eintrittsgeld ergibt sich die Bruttoeinnahme. Früher kamen noch die Erlöse aus der Bandenwerbung hinzu. Aber die Banden vermarktet der DFB inzwischen zentral und schüttet hierfür 13.000 Euro an jeden Verein in der ersten Runde aus.
Auch die Fernsehgelder von 100.000 Euro pro Klub für die erste Runde spielt bei der Einnahmeteilung keine Rolle. Fortuna und der HSV dürfen sich zudem über je eine sechsstellige Summe für die Übertragung im Ersten freuen.
Zurück zur Musterrechnung: Von 500.000 Euro gehen 19 Prozent Umsatzsteuer an das Finanzamt. Damit sind also schon einmal 79.850 Euro futsch. Verbleiben 420.150 Euro. Von der Bruttoeinnahme darf der Heimverein 15 Prozent beanspruchen, um Stadionmiete, Ordnungsdienst, Feuerwehr, Kassendienst und weitere Posten zu bedienen. "Mit dieser Summe", also 75.000 Euro, "werden wir auskommen. Aber da bleibt auch nichts mehr hängen", sagt Mühlenbeck. In diesem Punkt zahlt sich ein vereinseigenes Stadion. Die Fortuna jedoch muss an eine Betreibergesellschaft zahlen, die der Kommune gehört.
Inzwischen stehen bei der Musterrechnung nur noch 345.150 Euro zum Teilen zur Verfügung. Hiervon verschwinden bei der nächsten Position wieder 50.000, die sich aus der zehnprozentigen Abgabe an den DFB ergeben. Grundlage hierfür ist die Bruttoeinnahme.
Bleiben 295.150 Euro, von denen noch die Schiedsrichter und anteilig die Reisekosten für den Gastverein (Fahrt und Unterkunft) bezahlt werden müssen. Dabei macht es für unterklassige Vereine wie den FC Villingen (Schwarzwald) oder die Sportfreunde Lotte (Münsterland) schon große Unterschiede aus, woher der Gegner - geografisch gesehen - kommt. Villingen erwischte den FC St. Pauli vom anderen Ende Deutschlands, Lotte den VfL Bochum aus dem nahen Ruhrgebiet.
"Bei Pokalspielen gilt Einnahmeteilung."
Über den Daumen gepeilt, fallen für Schiedsrichter und Reisekosten im Fall der Fortuna 10.000 Euro an, so dass noch 285.150 Euro bleiben, die nun wirklich nach dem Prinzip "halbe/halbe" geteilt werden. In der Musterrechnung beträgt die Nettoeinnahme aus dem Kartenverkauf für Fortuna Düsseldorf und den Hamburger SV jeweils 142.575 Euro, grob gerechnet also nur ein Drittel vom Brutto.
"Das können wir bei uns auch annehmen", sagt Bernd Teepe, Schatzmeister der SF Lotte. Er wird allerdings Mitte der Woche vor dem Formular sitzen und nur etwa 100.000 Euro ganz oben eintragen können.
Ist die Datei komplett ausgefüllt, wird sie dem Gastverein vorgelegt, der sie nach einer Prüfung unterschreiben muss. "Ich kann mich nur an einen Fall erinnern, dass es mal erhebliche Probleme gab", sagt DFB-Sprecher Stephan Brause. Ein Bundesligist hatte die Zahlen des Gastgebers angezweifelt. Welcher es war, wollte Brause nicht verraten. "In Zeiten des elektronischen Ticketsystems ist es fast unmöglich, zu tricksen", sagt Mühlenbeck, dessen Wunsch es ist, in dieser Saison noch ganz viele Abrechnungsformulare auszufüllen.
http://www.sportschau.deNur mal zum Gegenrechnen, weil ja völlig unklar ist, was genau beim kleinen Verein noch hängen bleibt.