Daniel Stephan, Markus Baur, Christian Schwarzer, Volker Zerbe - die hatten eine geile Truppe damals. Aber da war doch auch etwa ein Marc Baumgartner dabei, und der ist doch Schweizer.
Ist aber schon klar, was gemeint ist. Viele Vereine setzen auf einen Block von ausländischen Spielern und haben damit ihre Erfolge. Nordhorn hatte seine Schweden, auch der THW setzte ja lange Zeit auf diese, der HSV die Franzosen, Flensburg hatte immer schon die starken Dänen. Wobei man bei Weiche-Handewitt bzw. SG Flensburg ja sogar darüber streiten kann, ob man Dänen als Ausländer betrachten kann, die Gegend hat ja einen dänischen Bevölkerungsanteil. Na gut, die Nationalspieler kamen woanders her.
Der THW Kiel ist mir auch nicht als die große Talentschmiede bekannt, die eigene Topspieler ausbildet. Leichte Ausnahmen sind für mich ehemalige Ausnahmespieler wie Wolfgang Schwenke und Thomas Knorr, die ja beide aus der Umgebung kamen (ich glaub Bad Schwartau).
Andererseits ist es in Schleswig-Holstein nun nicht so schwer, talentierte Spieler zu finden, denn da wird ja selbst in Dörfern wie Tarp und Wanderup hochklassiger Handball gespielt. Und von der SG ist ja auch mal einer zum THW gegangen, den man kennen kann, Florian Wisotzki.
Generell sehe ich die Stellung deutscher Handballspieler gar nicht so schlecht. Einige Bundesligisten haben schon einen Spielerstamm, der doch mehrheitlich mit deutschen Spielern besetzt ist. Da fällt mir unser nächstgelegener Verein ein, die HSG Wetzlar. Das heisst, eigentlich ist der VfL Gummersbach näher, aber seit die fast nur noch in Köln spielen, packe ich die in Gedanken weiter weg. Der VfL ist eher eine Mischmasch-Mannschaft, hat aber immerhin ein Handballinternat und setzt auch eigene Nachwuchskräfte ein, aber eher als Auswechselspieler. Der aktuelle Kader ist eher ein Beleg, dass man lieber auf ausländische Spieler setzt.
Den aktuellen Abschlussrang der Nationalmannschaft bei der EM sehe ich allerdings nicht als Indikator für schlechte Arbeit im deutschen Handball, sondern als eine Momentaufnahme. Wie etwa bei der WM in Tunesien vor fünf Jahren, als man auch nur zehnter wurde. Manchmal passt es einfach nicht, es fehlen Schlüsselspieler (in diesem Jahr etwa Pascal Hens). Die Angriffsleistungen und das Aufbauspiel waren einfach für ein Turnier dieser Art, wo man sich nicht gegen Gegner wie Brasilien oder Katar "warmspielen" kann, nicht ausreichend. Und dass die Mannschaft kein Titelkandidat ist, darauf wurde ja schon vor dem Turnier hingewiesen, die Vorbereitungsergebnisse bestätigten es.
Der Turnierplan im Handball ist vergleichsweise eng. Alle zwei Jahre ist EM, dabei überschneidet man sich auch noch mit Olympia, dem vielleicht wichtigsten Turnier im Welthandball, noch vor der WM. Denn auch die WM wird ja im Zweijahresrhythmus gespielt. Da kann man einfach nicht immer das Niveau konstant ganz hoch halten. Siehe etwa Island, die waren im letzten Jahr bei der WM nicht einmal dabei, weil sie in der Quali an den (auch im Turnier) unerwartet starken Montenegrinern gescheitert sind. Oder auch die Serben, Ausrichter der nächsten EM. Die schieden schon in der Vorrunde aus. Und was sollen die Schweden sagen?
Bei einem Turnier dieser Leistungsdichte, und ich sehe die EM als das vom Teilnehmerfeld her stärkste der drei Turniere, kann man mit einem nicht ganz so guten Team eben nichts reissen, auch Deutschland nicht.