Die Alemannia-Fanszene und der „Mythos Kevin P.“
https://www.aachener-zeitung.de/lokales/region-aachen/aachen/die-alemannia-fanszene-und-der-mythos-kevin-p./44997601.htmlEin Mann wie ein Baum, fast zwei Meter groß, muskelbepackt, dessen Kämpfe auf den Schlachtfeldern der Hooligans als legendär von einer Fangeneration zur nächsten erzählt werden.
Schließlich hatten die Taten des 38-Jährigen gar nichts mit Fußball und Alemannia zu tun, sondern spielten sich in Bezug auf die angeklagten Körperverletzungen und den versuchten Totschlag in Aachens Bordellmeile Antoniusstraße ab
Zu Regionalligazeiten habe die Aachener Polizei zwei solcher Spezialisten eingesetzt, nach dem Aufstieg wurde die Zahl verdoppelt.
Klar, jetzt geht es gegen andere (Gefahren-)Kaliber in Sachen gewaltbereite Fans wie etwa Hansa Rostock und Dynamo Dresden. Aber auch „alte Feinde“ wie Rot-Weiß Essen sind in der Dritten Liga. Der Name Kevin P. sei ihm schon in seiner Einsatzzeit bei der Hundertschaft der Polizei so um 2008 herum ein Begriff gewesen, weil dem damaligen „Jung-Hooligan“ sein Ruf vorauseilte. Dieser sei da schon aus Polizeisicht „sehr betreuungswürdig“ gewesen.
Und da war die Legende wieder mittendrin. „Der Name ist ein Mythos in der Fanszene“, so der Polizist. Und das nicht nur in Aachen, sondern weit darüber hinaus.
„Alles drehte sich in der Szene um ihn“, beschreibt es der Polizist. Selbstredend habe er keine persönliche Nähe zu P. gehabt, was sich mit seinem Job auch gar nicht vereinbaren ließe. Kevin P. hasse schließlich auch die Polizei vom Grundsatz her.
Aber es habe eine für die Polizei durchaus hilfreiche Koexistenz gegeben.denn eigentlich kann es sich in dem Fall ja nur um einen Bullen handeln. Oder kennst du jemanden von der Schickeria, der so leichtsinnig ist, eigene Straftaten auszuplaudern!
Die Ackerkämpfe
Auf Nachfrage von Richter Vogt präzisierte der Zeuge, dass es vor fast jedem Spiel Kontakt gegeben habe. Und manchmal traf man sich auch persönlich.
Kevin P. habe nicht alle Planungen aus der Fanszene preisgegeben, aber bisweilen sei es schon hilfreich gewesen zu wissen, wie viele Fans zu einem Spiel reisen würden und auf welchem Weg. Und P. habe bei einigen Einsätzen geholfen, bei denen die Situation aus dem Ruder zu laufen drohte. Exemplarisch nennt der Zeuge hier die späte 1:2-Niederlage gegen Wuppertal am ersten Spieltag der späteren Aufstiegssaison. P. habe in der brenzligen Lage, als nach Spielschluss ausufernde Gewalt drohte, eingegriffen und das Schlimmste mit der Kraft seiner Stellung in der Szene verhindert. Kevin P. habe das Credo gehabt, dass solche Dinge dem Ruf von Alemannia massiv schaden, handfeste Strafen für den Klub nach sich ziehen und nicht zuletzt auch zu unerwünschten Stadionverboten führen könnten.
Vielmehr habe P. gepredigt, die Auseinandersetzungen keinesfalls im oder am Stadion auszutragen. Sondern eben da, wo es Hooligans „traditionell“ tun - auf Feldern, Wiesen und in Wäldern.
Seitens der Polizei sei man in Aachen allerdings in der außergewöhnlich guten Situation, Kontakte in die Gruppierungen zu haben.Das sei in anderen Städten teils völlig undenkbar, gehört es doch zum „Kodex“ von Ultras wie Hooligans, weder mit der Polizei noch mit Medien zu reden.