Gestern hab ich mich für ein nahegelegenes Spiel entschieden, in einem Stadion, welches mich nach dem Leimbachstadion am häufigsten sieht: Roßbach/Verscheid gegen Mainz 05 am Oberwerth.
Von Bekannten zuvor zu einem traumhaften Biergarten gelotst hatte ich mit Blick von dort aufs Rheintal echt Bedenken. Oben wehte eine angenehme Brise, doch unten in der Stadt war es drückend heiss. Doch die Ansetzung um 20.30 Uhr erwies sich als gute Wahl, die Bedingungen waren sicher besser als in anderen Stadien.
Das Spiel war früh entschieden und bot niemals das Potential für eine Pokalüberraschung. Mainz ging die Partie konzentriert und engagiert an, erzielte in frühes Tor. Danach verwalteten sie, erzielten vor der Pause das 2:0. Gleich nach der Pause noch das 3:0 und man hätte auch das Spiel beenden können.
Roßbach/Verscheid fehlten die spielerischen Mittel zu sehr, um sie allein über Zweikampfverhalten und Laufbereitschaft ausgleichen zu können. Der Klassenunterschied zwischen Bundes- und Oberliga war einfach zu groß.
Der Roßbacher Präsident äusserte sich am Stadionmikro enttäuscht über die Zuschauerzahl. 3100 waren am Oberwerth, man hatte wohl mit 6-7000 kalkuliert. Eine völlig utopische Zahl! Roßbach hat keine 1500 Einwohner, wo sollen da tausende von Fans herkommen?
Die Mainzer stellten mindestens ein Drittel der Besucher, womöglich sogar die Hälfte. Der Gästeblock war pickepackevoll, man hatte für die Anreise Schiffe gechartert. Coole Idee, leider sind die Siegdampfer ein wenig klein geraten, um uns etwa nach Köln zu bringen.
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Bei der Stimmung hatten die Mainzer natürlich ganz und gar das Sagen. Traurig der Versuch des Stadionsprechers die Namen der SV-Spieler von den Zuschauern skandieren zu lassen.
Mainz mit viel Gesang und Bewegung, etliche große Schwenker im Einsatz (in Koblenz waren sie gestattet, bei uns am Samstag nicht, nunja ...
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). Doch fand ich das Liedgut der Mainzer wenig inspiriert, wenig kreativ. Dafür dass man ihnen nachsagt, eine derart kreative Szene zu sein, war da viel "0815" zu hören. Sehr gut ein Wechselgesang im Block, der kam geil!
Auf der Heimseite versuchte eine kleine Gruppe von Jugendlichen sich am Support. Ganz gut beginnend fielen die Jungs (könnte eines der Jugendteams gewesen sein) doch schnell ab. Ausser "Verreck, verreck, Mainzer Dreck" kam da gar nichts mehr. Und irgendwann in der zweiten Halbzeit waren sie auch verschwunden.
Bei allem Respekt vor Vereinen aus Dörfern und Kleinstädten, aber man merkt einfach den Unterschied zu Vereinen mit Zuschauern und solchen mit Fans. Natürlich kann sich ein Dorfverein nicht mit dem Umfeld eines Erstligisten messen, keine Frage. Doch wenn man zum "Spiel des Jahres" fährt, und welche andere Begegnung wird für den SV eine höhere Bedeutung haben, dann kann man auch mal ein wenig Engagement zeigen. Doch die Besucher mit den nagelneuen Roßbach-Schals kamen, guckten ein wenig, und gingen wieder. Zuschauer eben.
Abschliessend noch was zum Preis. 13€ für einen Stehplatz, da habe ich Europapokalhalbfinalspiele zu geringeren Preisen gesehen. Wenig sympathisch der Versuch, aus einem solchen Abend ein Maximum an Einnahmen zu erzielen. Bei einer angemesseneren Preisgestaltung wären möglicherweise auch mehr Besucher gekommen!
Fazit: Der Nachmittag im Biergarten mit Blick ins Rheintal war ein Traum, der Fußballabend am Oberwerth allenfalls ganz nett. Und ersterer war mit Essen und Trinken zusammengenommen günstiger als der Stadionbesuch.
Ach so: Absoluter Tiefpunkt des Abends war eine vom Stadionsprecher verlesene hochpeinliche Liebeserklärung samt Gedicht. Die Mainzer Fans reagierten irgendwann richtig und sangen gegen diese nicht enden wollende Peinlichkeit einfach an.