Für mich hat der Medaillenspiegel ebenfalls keine Aussagekraft. Ein Ungleichgewicht entsteht schon alleine dadurch, dass manche Sportarten für eine Medaillenflut sorgen können (die 1. Olympia-Woche bestand gefühlt zu 60% aus Schwimmen) und andere eben eben nur einen Wettbewerb bieten.
Und wenn Länder gezielt eben Sportarten fördern, über die sie bei Olympia 6, 7, 8 Goldmedaillen einheimsen können, dann verzerrt das das Bild ungemein.
Mir persönlich ist eine einzige Goldmedaille im Ruder-Achter lieber als 5 im Dressur-Reiten, Synchronschwimmen und der rhythmischen Sportgymnastik.
Nichtsdestotrotz muss ich schon zugeben, dass ich vom Gesamtauftritt der Mannschaft enttäuscht bin. Gerade weil wir eben sagen "Hey, ein vierter Platz ist doch auch toll" vermitteln wir nicht diesen Biss, den man trotz aller "Dabei sein ist alles"-Kultur haben sollte. Ähnlich wie bei den Fußballern von 2006 bis 2010 jeder zweite oder dritte Platz wie ein Sieg gefeiert wurde. So traurig es ist, aber im Endeffekt zählen eben die Titel. Daher halte ich eine Ordnung nach den Goldmedaillen durchaus für sinnvoll (wenn man so einen Medaillenspiegel denn überhaupt braucht).
Enttäuschungen aus deutscher Sicht gabs für mich neben des Schwimmens v.a. im Reiten (ausgenommen die Vielseitigkeitsreiter) und im Schießen (wobei diese Sportart sich bei mir eher in die oben erwähnten uninteressanten Sportarten einreiht). Man muss auch hinterfragen, warum so wenige Mannschaftssportarten besetzt werden konnten.
Man sollte auch beachten, dass wir in der Vergangenheit in einzelnen Sportarten herausragende Athleten hatten, die oft mehrmals Gold geholt haben (die Schwimmer, die Fechter aus Tauberbischofsheim um Anja Fichtel, die Ruderer um Birgit Fischer, die Dressur-Reiter, die Sportschützen usw.). Ein, zwei überragende Sportarten bzw. Einzelkönner fehlen uns grade eben. Hätten wir im Reiten 2, im Schießen 2 und vielleicht noch irgendwo anders 1 überraschende Goldmedaille geholt, sehe die (Medaillen-)Welt schon wieder anders aus.
Das eine oder andere mal kam eben auch noch Pech dazu (Florett-Mannschaft der Männer, Turnen der Frauen). Und noch ist ja auch nicht aller Tage Abend. Die Beachvolleyballer Brink/Reckermann schlagen sich toll und haben noch alle Chancen. Robert Harting greift im Diskurs-Wurf noch ein und im Herren-Hockey sind wir auch noch dabei.
Gefreut hat mich der Auftritt im Tischtennis und auch die Turner haben gut mitgehalten. Auch im Tennis und im Volleyball (Halle und Beach) gab es gute Leistungen.
Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn wir mal nicht in den Top 5 der Medaillenwertung sind. Dann kommt man nämlich mal zum Nachdenken, überarbeitet veraltete Trainings- und Fördersysteme und muss sich einfach an die Weltspitze wieder anpassen. Die Sportförderung ist nach wie vor ein vernachlässigtes Thema. Wenn man bedenkt dass die Gold-Radlerinnen Vogel/Welte nicht mal in der obersten Gruppe der Förderung stehen, ist das beschämend. Der Sport wird in anderen Ländern wesentlich besser gefördert. Das merkt man ja schon daran, wie der Sport in den Schulen immer unwichtiger wird. Das alles kann nach den eher enttäuschenden Spielen nun mal angegangen werden.
Beim Fußball jedenfalls haben diese schweren Jahre (um die Jahrtausendwende) druchaus gut getan.