Die Frage, wie viel Werksvereine und Kunstprodukte die Fußball-Bundesliga verträgt, führt erneut zu heftigen Debatten – dabei geraten sogar gute Freunde wie Heribert Bruchhagen und Wolfgang Holzhäuser aneinander.
Spobis-Kongress in Düsseldorf
Kann mich Watzke und Bruchhagen da nur anschließen.
Auch wenn jetzt wieder von "gleichen Chancen" o.ä. für alle geredet wird und man aufzeigt, dass Leverkusen und Wolfsburg schon in der alten Nachkriegs-Oberliga gespielt haben, so werden sie eben ewig ein Werksclub bleiben, der irgendwie "anders" ist bzw. so wahrgenommen wird.
Nun ist Leverkusen schon seit 1979 ununterbrochen in Liga 1, hat Spieler wie Paulo Sergio, Tita, Christian Schreier, Michael Ballack, Bernd Schuster, Andi Thom, Ulf Kirsten oder Rudi Völler unter Vertrag gehabt, sowie tolle Spielzeiten bis hin zum UEFA-Cup-Sieg, CL-Finale, Vizemeisterschaften und Pokalsieger errungen. Und dennoch werden sie ewig im Schatten des FC Kölle stehen, wenn es um das Interesse der Öffentlichkeit geht.
Auch wenn mich unser Horschti jetzt vermutlich köpfen wird, aber die überregionale Wahrnehmung, die ich hier aus meinem schwäbischen Standort heraus beurteilen kann, ist eben eindeutig so.
Auch ein VfL Wolfsburg hat nach über 15 Jahren Bundesliga mit einer Meisterschaft und diversen Weltstars niemals den Sprung aus dieser Ecke geschafft (dabei trägt man noch nicht mal den Sponsor im Namen).
Wenn man da den Nachbarverein Eintracht Braunschweig dagegenhält, wo seit den jüngsten Erfolgen in der 2. Liga alles kopfsteht, dann weiß man, wo Fußball gelebt wird.
Ich hatte vor einiger Zeit mit einem Hannoveraner gesprochen (nicht unser Sujo). Der fiebert schon seit langem auf das hofffentlich bald wieder stattfindende Derby gegen BS hin. Auf die Frage nach dem VfL kam dann nur die Antwort: "Gegen eine Firma gibts kein Derby!". Ist vielleicht etwas hart formuliert, bringt es aber auf den Punkt.
Ich würde auch zwsichen den gepushten "Werksvereinen" und den kleinen Clubs, die einfach gut arbeiten, unterscheiden. So ist für mich z.B. der SV Sandhausen ein Verein, der in jahrzehntelanger guter Amateurarbeit endlich mal oben spielt. Auch wenn ich den SVS jetzt nicht besonders mag, so muss ich das aber wirklich honorieren und anerkennen.
Ein RB Leipzig oder ein 1899 Hoffenheim sind dagegen der Untergang der Fußballkultur, wobei ich RB noch schlimmer finde, da es hierbei lediglich um einen Werbeverein für diese ekelhafte Brause handelt, die ich seit langem boykottiere. Die TSG ist wenigstens eine Herzensangelegenheit ihres Mäzens. Bin mal gespannt, wo das endet, wenn die absteigen sollten. Ein Relegationsspiel TSG - FCK hätte wirklich was. Die Fußballkulturen treffen aufeinander.
Zu Hoffenheim fällt mir übrigens ein passendes Beispiel der Fankultur ein:
In einem Dorf bei bei Schwäbisch Hall, durch das ich hin und wieder fahre, war an einem Fahnenmasten neben einem Haus seit dem Aufstieg immer eine TSG-Fahne gehisst. Seit dieser Saison bleibt der Mast leer. Bin mal gespannt, ob man dort demnächst eine RBL-Fahne bewundern darf.
Das Dörfchen heißt Raibach!
