Ex-Geschäftsführer sollen zahlen
Von Sebastian Rieth
Die Insolvenz des OFC hat wohl ein juristisches Nachspiel - Manager Fischer auf der Kippe.
Die Bewältigung der eigenen Vergangenheit kann mitunter schmerzhaft sein. Das gilt auch für einen Fußballverein. In vier Monaten wollen die Offenbacher Kickers die Insolvenz ihrer GmbH abgehandelt haben, doch bis dahin ist es noch ein langer, unangenehmer Weg. Wie die Frankfurter Rundschau erfuhr, sollen der aktuelle Geschäftsführer David Fischer sowie seine beiden Vorgänger Jörg Hambückers und Thomas Kalt für die Zahlungsunfähigkeit des Traditionsvereins vor gut einem Jahr in Regress genommen werden. Es ist von einem Gesamtvolumen im sechsstelligen Betrag die Rede. Insolvenzverwalter Andreas Kleinschmidt bestätigte gestern, dass seine Prüfungen auf Haftungsansprüche kurz vor dem Abschluss stünden. „Ich werde bald mit den Betroffenen das Gespräch suchen“, sagte er. „Entweder man einigt sich oder wir müssen die Sache vor Gericht austragen.“
Verdacht auf Insolvenzverschleppung
Der Jurist beanstandet, dass trotz einer absehbaren Insolvenz noch Geschäfte getätigt wurden. Für diese haften dann die Geschäftsführer mit ihrem privaten Vermögen. Aufgrund des Verdachts der Insolvenzverschleppung könne anschließend auch die Staatsanwaltschaft strafrechtlich tätig werden, erzählte Kleinschmidt. „Wenn er das so sieht, sehen wir das anders“, verteidigte sich Thomas Kalt. Ein längerer Konflikt scheint nicht ausgeschlossen.
Mögliche Finanzmittel aus Haftungsansprüchen würden in den Insolvenzplan fließen, den die Gläubiger schon bald annehmen sollen. Dann wären die Offenbacher Kickers für den laufenden Spielbetrieb zwar mit einem Mal ihre Schulden los, aber noch längst nicht alle Sorgen. Die Frage der Durchgriffshaftung auf den eingetragenen Verein würde sich dann erneut stellen, da unzufriedene Gläubiger versuchen könnten, über diese Schiene an ihr Geld zu gelangen. Außerdem ist durch den Insolvenzverwalter noch nicht geregelt, welche Forderungen er tatsächlich anerkennt und mit welchen er die Gläubiger direkt an den Stammverein verweist. Bei einigen Verträgen soll nach der Ausgliederung der GmbH der Kreditnehmer nie geändert worden sein.
Die Positionskämpfe haben begonnen
Doch nicht nur monetär, auch vereinspolitisch droht Ungemach. Momentan verhindert die unantastbare Institution des Insolvenzverwalters einen Machtkampf auf dem Bieberer Berg, der mit dem geplanten Verschwinden Kleinschmidts im Sommer ungeniert ausbrechen könnte. In den Führungsgremien macht sich da kaum einer mehr etwas vor, die Positionskämpfe haben bereits begonnen. Auch wenn sich das Präsidium öffentlich noch bedeckt hält, wird eine weitere Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Fischer nahezu unmöglich sein, sollten sich die Verdachtsmomente der Insolvenzverschleppung erhärten. „Das wäre ein Fall, den man überprüfen müsste“, sagte Klubchef Claus-Arwed Lauprecht. Ohnehin hat sich das Präsidium deutlich positioniert und bei der Neuformierung des achtköpfigen Aufsichtsrates der GmbH am Montagabend gleich die Führung übernommen: Vizepräsident Thomas Delhougne wurde zum Vorsitzenden des Kontrollorgans, Lauprecht zu seinem Stellvertreter gewählt.
Stadion bleibt eine Belastung
Zwar betonte der Vereinsboss zuletzt immer wieder, dass Trainer Rico Schmitt „aktuell das volle Vertrauen“ genieße, da zwischen ihm und Sportdirektor Alfred Kaminski aber noch immer keine Zusammenarbeit stattfindet, ist der bis 2015 vertraglich an den Klub gebundene Übungsleiter nicht mehr frei von jeder Kritik. Längst gibt es Strömungen im Verein, die in der neuen Saison gerne einen anderen Mann an der Seitenlinie sehen würden.
Dabei wäre gerade in der zweiten Viertligasaison Einigkeit notwendig, um den dann steigenden Erwartungen gerecht zu werden. Schon jetzt warnt Kleinschmidt vor einem Abschmelzen des Fanpotentials und den schwierigen Verhandlungen mit dem Stadionbetreiber über einen neuen Mietvertrag. „Das schöne Stadion bleibt eine Riesenbelastung“, so der Rechtsanwalt, der unter dem Strich „mehr Ausgaben als Einnahmen“ erwartet und dennoch findet: „Es wäre das falsche Signal, am Spieleretat zu kürzen.“ Widerspruch ist beim Blick auf die Tabelle zwecklos: Da liegen die Kickers nur auf Platz elf.
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