Gott sei Dank...
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Tja, so ist das. Nun wollte ich mich eigentlich voller Freude und mit breitem Grinsen an den Freitagabend erinnern – und schon überrollt uns die Welt mit ganz anderen, viel wichtigeren, viel weitreichenderen Nachrichten…
Ich persönlich kenne wirklich niemand der über den Einstieg von ISP begeistert war. Klar, 10 Mille in 5 Jahren… was gibt es da zu meckern? Gut, man weiß nicht viel über den neuen „strategischen Partner“, weder wo das Geld her kommt, noch wie das Geld überhaupt bei Union eingebracht werden soll. Man kann sich nicht erklären womit dieses eigenartige Firmenkonstrukt in Zukunft wirtschaften will, noch kann man sich erklären, wo der genaue Gegenwert für die 10 Mille zu finden ist. Mit nem Partner der „Berlin“ im Namen trägt, kann man in Afrika besser argumentieren, heißt es sinngemäß. Klingt für mich alles andere als stichhaltig. Aber natürlich kenne ich mich in solchen Gefilden kein bisschen aus.
Ich habe aber nen gesunden Menschenverstand – und bei ALLEM was bisher im Zusammenhang mit ISP so über den Ticker kam, schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Vermutungen über Geldwäsche – was für eine Presse. „Fußballtalente“ aus Brasilien oder Afrika werden durch die Welt geschickt um mit ihnen ne „schnelle Mark“ zu machen – abenteuerlich! Man könnte auch moderner Menschenhandel sagen. Mal ganz davon abgesehen, dass auch ich nen großen Klotz im Hals hätte, wenn Union tatsächlich mit SOLCHEN Geschäftspraktiken gemeinsame Sache macht – wie sieht denn die Zukunft aus? Den ersten Schwung „brasilianischer Talente“ hat Uwe Neuhaus ja gleich mal durch gewunken. Was wenn er den nächsten Schwung auch durchwinken will? Gibt’s dann was von oben verordnet? Und wo bleibt da noch Platz für unseren Nachwuchs? Die diesjährige A-Jugend ist (nach vielen Meinungen) die stärkste Nachwuchstruppe die wir je hatten und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit (siehe unser derzeitiges „Nachwuchskonzept“) über viele Jahre der letzte Satz guter Spieler, der unser Nachwuchsleistungszentrum verlassen wird. Natürlich dürften solche Spieler nicht „gegangen werden“. Aber wie passt Jugendarbeit und ISP zusammen? Die Frage kann sich jeder selber beantworten. Und sind diese ganzen Spekulationen und Mutmaßungen nicht schon beängstigend genug, besteht das Personal von ISP nun also auch u.a. aus Stasischweinen. Na große Klasse.
Mir braucht jetzt bitte keiner ne Rechnung auf machen wer nach innen oder nach außen spioniert hat und was nun schlimmer war. Wir reden über nen Hauptmann, der mehrere Jahre lang mehrere Einsätze hatte, der… aber da zitiere ich einfach mal frecherweise eine weithin bekannte Unionerin - auch ohne ihre (zugegeben sehr kurzfristige) Einverständnis:
Eins sollte klar sein, um seinen Auftrag erfüllen zu können, musste er Menschen ständig und immer wieder belügen, er musste Menschen benutzen, möglicherweise auch manipulieren und im Endeffekt irgendwann genau diese benutzten Menschen auch verraten. Er hat es also gelernt, diese Dinge zu perfektionieren.
Belügen tut er Union und die Öffentlichkeit auch: Oder warum war da eine falsche Handelsregistereintragung auf deren Homepage. Wie weit die Lügen noch gehen, wissen wir noch nicht, aber ein Sprichwort heißt nicht umsonst: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Benutzen will er Union auch, er will durch Union in Afrika irgendwelche Geschäfte machen, von denen wir ebenfalls nicht so richtig wissen, was das für welche sind.
Nun bleibt die Frage: Wann wird er Union verraten?Besser kann man meine Gedanken nicht zusammenfassen. Diese ganze ISP-Geschichte kommt mir immer mehr vor wie ein Eisberg. Und die neuste Story um Jürgen Czilinsky ist nur die Spitze. Was unter der Oberfläche noch für „Eismassen“ warten, lässt sich kaum ausmalen. NOCH mehr als bisher eh schon möchte ich wissen, wo die Gelder herkommen. Die Gerüchteküche brodelt und viele Argumente sind nicht von der Hand zu weisen – aber hier muss man die nächsten Entwicklungen abwarten. Eines steht fest – der Schaden für Union, durch diese Zusammenarbeit, ist schon jetzt immens. Ich kann nur hoffen, dass das Sportliche von diesen Entwicklungen weitestgehend verschont bleibt, aber hier setze ich viel Hoffnung in Uwe Neuhaus, der auch in der letzten Saison z.B. die Fälle Ruprecht und Patschinski schadlos am Team vorbei manövrieren konnte.
Eine Reaktion des Vereins MUSS erfolgen und da es morgen ja ne Krisensitzung geben wird, bin ich auf diese auch schon sehr gespannt. Das Beste für Union wäre ein Ende mit Schrecken (statt dem sprichwörtlichem Schrecken ohne Ende), damit wir als Verein uns weiter in die Augen schauen können. ISP mit ihren undurchsichtigen bis fragwürdigen Geschäftspraktiken muss verschwinden – je eher desto besser. Mein 1. FC Union Berlin soll jedenfalls nicht mit solchen falschen Typen paktieren, kein Geld annehmen, ohne zu wissen woher es herkommt, keine Brasilianer „nehmen müssen“, weil der Hauptsponsor es so will – und vor allem: keine Stasi Hauptmänner als Geschäftsführer (oder auch „nur“ Gesellschafter) dulden. Sind die ersten Punkte rein moralische Aspekte, so ist der letzte Punkt einer, bei dem es für jeden Unioner (der die DDR miterlebt hat) auch nicht nur den Ansatz eines Zweifels geben darf! Wir reden hier über ureigene Werte! Die sind auch nach 20 Jahren nicht einfach so wegzuignorieren.
So. Das meine 2 Cent zu dem Thema…
Jetzt will ich aber doch noch mal kurz auf den Freitag kommen – diesmal im Schnellprogramm: Die 17.500 Zuschauer (zumindest die, die es auch ins Stadion geschafft haben), sahen ein absolut mitreißendes Fußballspiel. Spätestens als mit dem Regen auch der Kollege Zufall mit ins Spiel kam, war ja im Prinzip alles möglich, so dass für Spannung bis zum Abpfiff gesorgt war. Diese hätten die Unioner aber gar nicht haben brauchen, wenn auch nur noch zwei der vielen großartigen Chancen reingegangen wären. So muss man sich gar noch glücklich schätzen, dass Rostock aus der guten Startphase und der engagierten Schlussphase nicht mehr Kapital erzielte. Im Endeffekt blieb ein deutliches Chancenplus und daher ein hochverdienter Sieg. Somit haben wir bereits 9 Punkte auf dem Konto und nun schon fast 25% der „was man immer so sagt“ Punkte für den Klassenerhalt. Und das nach dem 3. Spieltag. Großartig.
Großartig auch das Drumherum. Ich gehe ja nun auch schon seit knapp 25 Jahren mehr oder weniger regelmäßig zu Union – aber so viele „Suche Karte“ Schilder habe ich noch nie gesehen vorm Stadion. Und das ist fast gelogen, denn ich glaube ich habe solche Schilder überhaupt noch nie gesehen… Jedenfalls ein Wahnsinn was so rund ums Stadion los war. Vor allem natürlich mal wieder von „unseren Freunden“ von der Polizei. Diese und der FC Hansa Rostock selber haben ja leider dafür gesorgt, dass die Rostocker Fans nur unter unfassbaren Bedingungen überhaupt hätten das Spiel sehen können. So muss man ja fast noch zustimmend nicken, dass sich eine große Anzahl von Rostockern Karten direkt über Union besorgt hatte – natürlich für die Heimseite. Dies kann man als Unioner im eigenem Stadion aber natürlich nicht ohne weiteres zulassen und daher gab es ein paar Minuten vor Anpfiff dann auch… nun sagen wir… einen Klärungsversuch. Dieser scheiterte natürlich nach kurzem Kontakt an der Präsenz in grün, war aber insofern erfolgreich, als dass die Rostocker nun doch in den Gästebereich durften. Begünstigt sicherlich auch durch die Aktion der Rostocker vorm Stadion, die lieber alle draußen bleiben wollten, bevor nur wenige rein dürfen. So oder so ähnlich. Jedenfalls wurde der freigewordene Platz gleich sinnvoll genutzt.
Man sieht, dieses Spiel war mal wieder alles andere als normale Hausmannskost. Und das traf auch auf die Stimmung zu. Verglichen mit den Rängen der alten AF, ist hier wirklich mal wieder die Hölle los. Jedenfalls jetzt noch wo alles so schön neu ist… ;) Großartige Stimmung auf der Heimseite, auch wenn ich mich erneut wiederholen muss. Der Rostocker Singsang saß ja leider vorm Stadion, darum war aus dem Gästeblock nur sporadisch mal ne Anfeuerung zu hören – bei der dann aber auch so ziemlich der gesamte Block mitzog. Hätte gerne nen ordentlichen Wettbewerb zwischen den Fangruppen gehabt, denn so ging der Sieg zwar eindrucksvoll, aber irgendwo doch kampflos an die Heimränge.
Tja, soweit. Die nächste Bewährungsprobe für den FCU gibt es dann am kommenden Sonntag in Augsburg. Natürlich ärgerlich dass die durch den Sieg in Bielefeld jetzt etwas Oberwasser bekommen haben. Bin gespannt wie sich die Unioner präsentieren werden – auch und gerade wegen den internen Vorgängen…



Eisern!