BVB vor dem gefährlichsten Auswärtsspiel seit Jahren
Sogar der Klub warnt die eigenen Fans: In Saloniki erwartet die BVB-Anhänger ein Hexenkessel - im Stadion und auch außerhalb. Hintergrund ist eine Fanfreundschaft mit dem Erzfeind von Gegner Paok.
Die Ära Jürgen Klopp hat den Fans von Borussia Dortmund Reisen an exotische Orte beschert. Sie badeten im ölverdreckten Kaspischen Meer vor Agdam, sie staunten über die prachtvolle Altstadt von Lemberg und wurden von russischen Hooligans durch St. Petersburg gejagt. So gefährlich wie am Donnerstag war jedoch schon lange keine Auswärtstour mehr.
Im zweiten Gruppenspiel der Europa League muss die Elf von Thomas Tuchel bei Paok Saloniki (21.00 Uhr, Sport1 und Liveticker auf welt.de) antreten. Sportlich eine lösbare Aufgabe für die Dortmunder. Die mitreisenden Fans müssen sich jedoch auf einiges gefasst machen.
Allein die Erwähnung des griechischen Meisterschaftsdritten des Vorjahres ließ im Ruhrgebiet die Alarmglocken schrillen. Vor gut zwei Jahren drohten Paok-Anhänger im Rahmen des Champions-League-Qualifikationsspiels auf Schalke mit einem Platzsturm. Es kam zu Tumulten in beiden Fanblöcken, am Ende wurden 63 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Doch nun ist die Lage noch viel explosiver.
Einige BVB-Fanklubs verbindet eine Freundschaft mit Paoks schwarz-gelbem Stadtrivalen Aris Saloniki. Beide Lager in der 300.000-Einwohner-Stadt pflegen eine innige Feindschaft. Erst seit Aris aus finanziellen Gründen vor einem Jahr in die dritte Liga abgestieg, ist die Zahl der blutigen Zusammenstöße zurückgegangen. Doch nun warnt die Borussia ihre Anhänger in einer offiziellen Mitteilung: "Viele Fans von Paok sehen unsere Fans als 'Brüder' von Aris an. Es steht zu befürchten, dass sich dieser Konflikt auch auf unsere Fans ausweitet." Zu allem Überfluss trainiert Dortmund auch noch im Aris-Stadion. Fazit: "Der Aufenthalt in der Stadt sollte nur neutral gekleidet unternommen werden. Schwarz und Gelb könnten für Gewalttäter ein Vorwand sein, BVB-Fans anzugreifen."
Sicherheit vor dem Stadion nicht garantiert
Insgesamt 23 Punkte umfasst der Plan mit Verhaltshinweisen für BVB-Fans, die die Dortmunder mit den griechischen Behörden sowie Paok-Vertretern erarbeitet haben. Darunter bei Auswärtsreisen übliche Dinge wie ein gemeinsamer Treffpunkt, die An- und Abreise zum Stadion sowie die Kontrollmodalitäten am Stadion.
Aber auch Tipps wie diese: "Der Abend vor dem Spiel kann speziell nach den Erfahrungen von St. Petersburg gefährlich sein. Es ist ratsam, nicht in zu großen Gruppen um die Häuser zu ziehen. Es ist schwierig, hier eine Empfehlung abzugeben, aber die Gegend rund um das Aris-Stadion sollte eher sicher sein für BVB-Fans." Hotels unweit des Toumba-Stadions von Paok seien hingegen dringend zu meiden. Und: "Alle BVB-Fans sollten vor 20.30 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr Dortmunder Zeit) im Stadion sein, sonst kann die Polizei nicht mehr für die Sicherheit garantieren." Der brutale Polizeieinsatz im Bayern-Fanblock beim Champions-League-Spiel in Piräus vor zwei Wochen dürfte die Sorgen nicht reduzieren.
Auch die Ticketvergabe folgt einem besonderen Prozedere. Nicht nur, dass keine Eintrittskarten für den BVB-Fanblock an griechische Staatsbürger ausgegeben werden. Jeder Dortmunder Anhänger erhält lediglich einen Ticket-Voucher, der später eingelöst werden kann: "Vor Besteigen der Busse tauscht ihr Euren Voucher gegen eine gültige Eintrittskarte um", schreibt der BVB: "Die Busse fahren einzeln zum Stadion. Der nächste Bus folgt erst dann, wenn alle Mitfahrer des vorherigen Busses im Stadion sind."
Etwa 1300 BVB-Fans werden die Reise nach Griechenland antreten. Begleitet werden sie von 15 von Borussia Dortmund gestellten Ordnern. "Bitte macht sie nicht für eventuelle Ungereimtheiten verantwortlich", heißt es von Vereinsseite: "Sie unterstützen uns und Euch, wie es nur geht."
DIE WELT