Hier mal ein kleines Update.
Wir, die Sportfreunde, haben zum 30. Spieltag hin die Tabellenführung in der Oberliga Westfalen übernommen und stehen kurz vor dem Aufstieg zurück in die Regionalliga.
Der 2:1-Erfolg in Neuenkirchen, der letztendlich nach allen absolvierte Nachholspielen die Position des Spitzenreiters bedeutete (Erster einer Liga zu sein gelang uns im übrigens zuletzt am 3. Spieltag in der 2. Bundesliga 2005!!!), war dabei irgendwie ein Spiegelbild einiger Partien.
Ich kann zwar leider nur noch in etwa jedes 3. Spiel sehen - da ich inzwischen selber als Trainer aktiv bin, für eine hiesige Zeitung schreibe und ja auch noch eine Familie habe - aber sicherlich ein Meinungsbild abgeben. Ansonsten kann Beorn auch gerne was dazuschreiben.
Wir waren in Neuenkirchen über weite Strecken die Mannschaft mit weniger Ballbesitz, haben aufopferungsvoll gekämpft und hatten am Ende den Papst - vielen sagen auch Dominik Poremba im Tor - in der Tasche. Von solchen Spielen - wo der Gegner nicht schlechter war - gab es diese Saison einige. Da wir die aber fast alle für uns entschieden haben, stehen wir oben. Warum ist das so?
Nun: Einerseits haben wir in unserer Mannschaft - viele sprechen gerne von den jungen Wilden - einige wirklich sehr gute Einzelspieler. Poremba im Tor, Baumann und Kommenda (der wechselt leider im Sommer zu BMG 2) in der Viererkette, Jost und Zeh auf der Sechs, Sabiri, Arslan und Jakobs in der Offensive. Das hat so kein anderer Verein vorzuweisen und den genannten traue ich auch die Regionalliga zu (Poremba, Zeh, Baumann und Jakobs haben diese Klasse auch schon nachgewiesen).
Mit 26 Gegentoren in 30 Spielen stellen wir die stärkste Defensive der Liga. Die Abwehr ist unser Prunkstück, kaum ein Gegner hat die Qualität, uns auseinander zunehmen. Die Spielweise unseres Trainers Ottmar Griffel - an dem sich die Geister scheiden - ist aufs Konterspiel ausgelegt, was für einen Spitzenreiter ja eher unüblich ist. Aufgrund dieser Taktik waren diese Saison einige gute Oberligaspiele dabei, aber auch so manch zähes Gekicke - gewonnen haben wir halt oft (bisher 18 von 30).
So richtig mitgezogen hat das unser Siegerland und die Nachbargebiete aber nicht. Einerseits spielen wir sehr oft am Sonntag - weil Freitags kaum eine Mannschaft den Weg nach Südwestfalen findet (die arbeiten schließlich alle) - und die Spielweise ist oftmals nicht sonderlich prickelnd ist. Andererseits - aber das ist meine persönliche Meinung - ist unser Name einfach "verbrannt". Der bisher größte Besuch lag bei 1430 Zuschauern gegen Lippstadt. Für die Oberliga top - aber natürlich weit weg von dem, was wir mal hatten.
Die Abstiege bis in die Oberliga, aber auch manche Querelen ("Lommelfreunde") haben ihr übriges getan, wenngleich wir seit nun gut einem Jahr einen neuen Vorsitzenden haben, der sehr ruhig und besonnen, auch vertrauenswürdig, daher kommt. Inwiefern das reicht, um Sponsoren zurückzugewinnen, ist aber fraglich, zu viele Scherben musste Roland Schöler erst einmal aufsammeln.
Bekanntlich steigen in unser Liga zwei auf, der Dritte Erkenschwick hat keine RL-Lizenz beantragt, sodass für uns Lippstadt auf Rang 4 maßgeblich ist. Patzen die am Sonntag und wir gewinnen gegen Roland Beckum sind wir durch. Mal schauen, wie viele Zuschauer kommen: Über 1500 wären top, alles um die 2000 wirklich klasse.
In der Bewertung des Aufstiegs (ich nehme ihn als gegeben hin) gehen die Meinungen auseinander. Die einen sprechen von den "jungen Wilden", wo man nie mit hätte rechnen können, dass sie dieses Jahr soweit oben mit spielen und halten den Aufstieg für ein kleines Wunder. Die anderen - zu denen gehöre ich - sehen es nicht ganz so: Wir haben mit Sicherheit den höchsten Etat der Liga (profihafte Strukturen gibt es aber nicht mehr, wir trainieren nur Spätnachmittags, wobei mir noch keiner glaubhaft machen konnte, dass unsere Jungs auch tatsächlich arbeiten), hatten aber das Problem, erst spät eine Mannschaft zusammenzubekommen. Die damals handelnden Personen, die diesen Kader zusammengestellt haben, haben wirklich klasse Arbeit geleistet. Den größten Anteil dürften Ingo Haselbach (Sportlicher Berater, im Oktober wurde allerdings die Zusammenarbeit beendet, weil wir seine - aus meiner Sicht gerechtfertigten - finanziellen Forderungen nicht erfüllen wollten oder konnten), Rainer Jakobs (Sportvorstand) und auch Michael Boris.
Der war ja eigentlich als Trainer geplant und hatte Vertrag bis Mitte 2016, nahm aber Ende der letzten Saison überraschend das Angebot des KFC Uerdingen an - wo er inzwischen aber schon wieder entlassen wurde. Der wird sich einige male in den eigenen Hintern gebissen haben, diesen Wechsel getätigt zu haben, der zwar nicht unverständlich kam (man hatte ihm wohl mehr finanziellen Handlungsspielraum für diese Saison zugesagt), aber trotzdem für ihn einen großen Fehler darstellte. Unser ehemaliger Aufstiegstrainer ist hier jedenfalls nach dieser Aktion unten durch und ich glaube, er wird es auch sehr schwer haben, nach den gescheiterten Engagements in Lotte und eben in Krefeld wieder etwas profihaftes zu finden.
An unserem Trainer scheiden sich ebenfalls die Geister: Von Beruf Psychologe hat er es hinbekommen, eine richtig eingeschweißte Truppe auf die Beine zu stellen, die zusammenhält. Und wie wir alle wissen, ist diese Komponente inzwischen genau so wichtig wie die Trainingsarbeit. Und genau das merkt man bei uns, denn Griffel betreute die ersten Wochen die Mannschaft alleine und Trainingskiebitze - auch ich - rieben sich über die, sagen wir mal altbackene Trainingsgestaltung, verwundert die Augen. Dann kam der Mann, dem man - aus meiner Sicht völlig zurecht - einen großen Anteil am Erfolg zuschreibt: Alexander Voigt. Der kam gemeinsam mit Haselbach und übernahm den Co-Trainer-Posten. Fortan gab es ein deutlich anspruchsvolleres Training und auch die Stimmung im Team wurde besser. Problem: Voigt soll man versprochen haben, dass er zur neuen Saison den Cheftrainerposten übernehmen würde. Allerdings wurden im Februar Gerüchte laut, dass sich der Verein um einen ganz anderen Linienchef bemühen würde. Das nahm Voigt zum Anlass, sein Amt niederzulegen.
Wer aber nun dachte, dass es sportlich bergab geht - Thema Übungseinheiten - sah sich getäuscht. Gut, viel Training gab es aufgrund der vielen englischen Wochen eh nicht und wir eilten auch von Erfolg zu Erfolg.
Ungeklärt war aber immer noch, wer unsere Mannschaft im Sommer übernimmt. Klar schien, dass Griffel aus beruflichen Gründen "Regionalliga" zeitlich nicht hin bekommt. Andererseits sprach aber auch Anfang des Jahres schon alles dafür, dass wir aus finanziellen Gründen nicht zu den profihaften Bedinungen zurückkehren wurden. Und klar war auch: Mit dreimal die Woche Training (was für die OL schon wirklich wenig ist), und dieser wenigen Intensität, kommt man in der RL mit Sicherheit unter die Räder.
Mitte April präsentierte dann der Verein die Lösung. Griffel verlängert um zwei Jahre, wird in der kommenden Saison weiter Cheftrainer sein und dann in der Spielzeit 2017/2018 den Posten des Teamchefs übernehmen. Ab der kommenden Saison steht ihm Thorsten Seibert zur Seite, der dann 2017/2018 zum Linienchef befördert wird. Liest sich irgendwie komisch, macht aber auch Sinn. In der Außendarstellung wäre es sicherlich schräg rüber gekommen, den Meistertrainer zu entlassen, selbst wenn dieser Defizite in der Trainingsgestaltung hat und es auch zeitliche Probleme geben könnte. Demnach hat man einen ähnlichen Typ wie Voigt gesucht und gefunden: Seibert war unser U23-Trainer, war Co-Trainer in der RL unter Matthias Hagner und trainiert derzeit noch unsere U17 in der Bundesliga. Dafür, dass die so schlecht dastehen, kann er wirklich nichts. Rein fachlich und auch menschlich halte ich viel von Seibert, der auch nicht der Typ ist, an Griffels Stuhl zu sägen. Daher könnte das passen: Hier der Psychologe und "Teamführer", dort der fußballverrückte Taktkier.
Trotzdem sehe ich der kommenden Spielzeit in der RL mit gemischten Gefühlen entgegen. Es ist toll, wieder die OL zu verlassen, wo es doch echt viel Rumpelfußball gibt. Wir werden aber nicht über mehr finanzielle Mittel verfügen (s.o. der Name ist verbrannt, es konnten bisher keine weiteren Sponsoren an Land gezogen werden / der Weg ist aber unter dem neuen Vorsitzenden gut und auch alternativlos, nachdem unser langjähriger Mäzen Utsch den Geldhahn zugedreht hatte) und ich sehe auch keinen Haselbach oder Boris, der uns ein paar Juwelen wie in diesem Jahr in den Kader holt.
Wir werden von Anfang an gegen den Abstieg spielen, aber vielleicht gelingt es uns mit der jetzigen Taktik - da muss man sich zumindest nicht umstellen - die nötigen Punkte zu holen. Abwarten muss man, inwiefern der Kader auch so zusammenbleibt. Kommenda ist schon weg - andere könnten folgen. Verdenken kann man es ihnen nicht, die Zeiten, in denen man in Siegen gutes Geld verdienen konnte, sind halt vorbei.