Joachim Löw nominiert EM-Aufgebot: Überraschungen garantiert
Joachim Löw gibt am heutigen Dienstagmittag den Startschuss zur Tour de France des Weltmeisters, Kapitän Bastian Schweinsteiger sowie weitere WM-Champions müssen bis zur Entscheidung des Fußball-Bundestrainers um ihre Teilnahme an der EM-Endrunde in Frankreich zittern.
Wenn Löw an symbolträchtiger Stelle in der französischen Botschaft in Berlin seinen vorläufigen Kader für die EURO in Frankreich bekannt gibt, wird es wieder die eine oder andere Überraschung geben, wie der 56-Jährige bereits indirekt angekündigt hat.
"Manchmal kann ein Überraschungsmoment durchaus sinnvoll sein und neue Energien für die gesamte Mannschaft freisetzen", sagte Löw kurz vor der Nominierung dem SID. Wen der Bundestrainer diesmal aus dem Hut zaubert, ist aber noch völlig unklar. Nach dem EM-Aus für den Dortmunder Ilkay Gündogan (ausgerenkte Knischeibe) gibt es vor allem im defensiven Mittelfeld Bedarf. Gündogans BVB-Kollege Julian Weigl, Bayern-Profi Joshua Kimmich oder Schalkes Jungstar Leon Goretzka könnten eine Alternative sein.
Hahn und Brandt mit Chancen
Als mögliche Überraschungen werden auch Mahmoud Dahoud sowie die gerade zuletzt überzeugenden André Hahn (beide Mönchengladbach) und Julian Brandt (Leverkusen) gehandelt. Zudem soll der Hoffenheimer Mark Uth auf Löws Zettel mit rund 28 Spielern stehen. Hahn und Uth aber sind nach SID-Informationen bei Löw kein Thema.
Spannend ist auch die Frage, wer von den sogenannten Etablierten diesmal auf der Strecke bleibt. Der verletzte England-Legionär Schweinsteiger (Innenbandverletzung im Knie) bleibt ein Sonderfall. "Vor jedem Turnier gibt es verletzte Spieler. Schweinsteiger war auch vor der WM 2014 verletzt, dazu Sami Khedira. Und diese Spieler waren dann maßgeblich am Tielgewinn beteiligt", sagte Löw dem SID und deutete damit schon einmal an, dass er trotz aller Sorgen um den Fitnesszustand des 31-Jährigen seinem Kapitän bis zur letzten Sekunde die Tür aufhält.
Schweinsteiger dürfte am 24. Mai auf jeden Fall mit ins Trainingslager nach Ascona (bis 3. Juni) reisen, wo Löw am 30. Mai dem Europa-Verband UEFA seinen endgültigen EM-Kader von 23 Spielern melden muss. Als Wackelkandidaten gelten die Weltmeister André Schürrle, Christoph Kramer, Julian Draxler und vor allem auch Dauerbrenner Lukas Podolski. "Lukas hat über all die Jahre immer alles für die Nationalmannschaft gegeben und war auf und außerhalb des Platzes immer ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft", sagte Löw über den 30 Jahre alten Offensivspieler von Galatasaray Istanbul.
Podolski selbst ist nach wie vor von seinen Qualitäten überzeugt. "Der Bundestrainer weiß, was er an mir hat. Ich war bei sechs Turnieren dabei, habe immer meine Einsätze gehabt. Natürlich kann ich der Mannschaft auch sportlich weiterhelfen", sagte der 127-malige Nationalspieler.
Kruse hofft noch auf Ticket
Auch der von Löw für die beiden vergangenen Länderspiele gegen England (2:3) und Italien (4:1) wegen diverser Verfehlungen suspendierte Wolfsburger Stürmer Max Kruse träumt noch von einem Frankreich-Ticket. "Über die komplette Saison gesehen habe ich gute Leistungen gezeigt. Von daher mache ich mir Hoffnungen."
Sicher dabei sein wird diesmal Mario Gomez, der den WM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft vor zwei Jahren in Brasilien wegen Formschwache nur vor dem Fernseher verfolgt hatte. Der 30-Jährige hat diese Saison bei Besiktas Istanbul zur alter Stärke zurückgefunden und kommt als türkischer Meister mit breiter Brust zur DFB-Auswahl. Das gilt auch für Khedira, der mit Juventus Turin in Italien den Titel holte und der trotz seiner Wadenprobleme diesmal bis zum Start der Vorbereitung in der kommeden Woche fit sein dürfte. Auch der 2014 verletzte Dortmunder Marco Reus dürfte im EM-Kader seinen Platz sicher haben.
Rätselraten gibt es noch bei der Besetzung der Torhüter-Positionen zwei und drei hinter Manuel Neuer. Vermutlich testen Löw und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke noch einmal im Trainingslager die drei Kandidaten Marc-André ter Stegen, frischgekürter spanischer Meister mit dem FC Barcelona, Kevin Trapp vom französischen Champion Paris St. Germain und Bernd Leno von Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen.
Sicher ist nur, dass auch am 30. Mai bei dem ein oder anderen die Tränen fließen, wenn Löw seine Streichliste verkündet.
EUROSPORT