Deutschlands Versöhnung mit der Tour
„Die große Schleife“ startet am Samstag in DüsseldorfNoch im Jahr 2008 sah es nach einer kompletten Scheidung zwischen Deutschland und der größten Radrundfahrt der Welt aus. Die Ära von Erik Zabel und Jan Ullrich war beendet, einen deutschen Kandidaten für den Gesamtsieg gab es nicht mehr, die Dopingfälle mehrten sich und die öffentlich rechtlichen Fernsehsender verzichteten unter dem Vorwand dieser Dopingfälle komplett auf die Übertragung dieses Großereignisses. Nach einem Jahrzehnt der Wiederannäherung feiern die Tour und die Deutschen in diesem Jahr nun endlich Versöhnung. Zum vierten Mal in der Geschichte der Tour findet der Grand Depart in Deutschland statt. Mit einem Zeitfahren in Düsseldorf und einem weiteren Etappenstart in der Stadt am Rhein wird die Versöhnung angemessen gefeiert.
Eine Versöhnung die mit einem Etappensieg und dem gelben Trikot von
Tony Martin noch aufgewertet werden könnte. Der Cottbusser - amtierender Weltmeister und deutscher Meister im Zeitfahren - gilt als einer der Favoriten für den Sieg zum Tourstart und könnte damit auch gleich die Führung im Gesamtklassement übernehmen. Dazu kommt, dass zwei seiner härtesten Konkurrenten – der frischgebackene Giro Sieger Tom Dumoulin und der Australier Rohan Dennis – nicht bei der diesjährigen Tour am Start sein werden.
Um das Versöhnungsmärchen danach noch weiter erzählen zu können, müsste Deutschlands Sprinterelite um
Andre Greipel und
Marcel Kittel dann „nur“ noch auf der folgenden Etappe von Düsseldorf nach Lüttich für den nächsten Etappensieg sorgen. In den letzten Jahren feierten sie bereits einige Etappensiege, u.a. auf teilten die beiden sich die letzten vier Siege bei der prestigeträchtigen Schlussetappe nach Paris unter einander auf. Greipel wird wie in den Vorjahren erneut von
Marcel Sieberg unterstützt. Und weil aller guten Wünsche drei sind, darf auch der Klassikerspezialist
John Degenkolb auf Etappe 3 nach Longwy noch endlich den ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere feiern. Schwere Etappenenden liegen Degenkolb zwar, auf diesem Terain ist die Konkurrenz natürlich gewaltig.
Der Rest der insgesamt 13 deutschen Tour-Starter muss sich erneut in den Dienst seiner Teamkapitäne stellen, so wie der frischgebackene Deutsche Meister und frühere Tour-Etappensieger
Marcus Burghardt, Emanuel Buchmann oder Tourdebütant
Rüdiger Selig, die im Bora Team ihren Kapitänen Peter Sagan und Rafal Majka im Kampf um das Grüne Trikot und das Bergtrikot helfen sollen. Der gebürtige Magdeburger
Robert Wagner und
Paul Martens werden im LottoNL-Jumbo Team für ihren Kapitän Louis Meintjes ran müssen. Oder eben darauf hoffen, dass sie grünes Licht bekommen, in Fluchtgruppen einen Etappensieg zu erkämpfen, wie das
Simon Geschke vom deutschen Team SunWeb vor zwei Jahren gelang. Ebenfalls für Sunweb geht
Niklas Arndt an den Start. Und mit
Nils Politt bestreitet ein weiterer junger Deutscher sein Tourdebüt. Er tritt an der Seite von Tony Martin im russisch-deutschen Team Katusha-Alpecin an.
Und so ganz ist die Ära Zabel bei der Tour dann doch nicht vorbei.
Rick Zabel, Sohn von Erik Zabel wird ebenfalls im Team Katusha-Alpecin sein Tour-Debut geben. Das Gefühl auf dem Tour-Podium zu stehen kennt er bereits, seit er ein kleiner Junge ist - wenn auch nur auf dem Arm von Vater Erik. Bei seinem Team soll der ebenfalls sprintstarke Junior die Massensprints für den Norweger Alexander Kristoff anziehen. Aber wie schnell wird man auf einmal vom Helfer selbst zum Sieger? Das wäre dann tatsächlich das letzte Puzzlestück der endgültigen Versöhnung der Tour mit den Deutschen.
Die Deutschen StarterTony Martin Katusha-Alpecin
Rick Zabel Katusha-Alpecin
Nils Politt Katusha-Alpecin
André Greipel Lotto-Soudal
Marcel Sieberg Lotto-Soudal
Paul Martens Lotto NL
Robert Wagner Lotto NL
Christian Knees SKY
Niklas Arndt Sunweb
Simon Geschke Sunweb
Emanuel Buchmann Bora-Hansgrohe
Marcus Burghard Bora-Hansgrohe
Rüdiger Selig Bora-Hansgrohe
John Degenkolb Trek-Segafredo
Marcel Kittel Quick-Step Floors