Fussballstammtisch
Fussballstammtisch => 2. Bundesliga => Thema gestartet von: Yike am 11. Mai 2010, 11:49:14
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So, Saison abhaken und nach vorne schauen. Steht zwar noch nicht 100% fest, dass wir die kommende Saison auch wieder in Liga zwei spielen, aber ich bin mal verhalten positiv.
Im Spieltagsfred kam die Frage auf, was bei uns so im Moment los sei. In unserem MSVportal hat ein User ein vortreffliches Posting erstellt. Mit seiner Erlaubnis möchte ich es euch nicht vorenthalten. Ist zwar sehr lang und für nicht Zebras nicht 100% schlüssig, doch den Grundtenor wird man verstehen.
Wünsche gute Unterhaltung!
Tanz den Milser
Im Rahmen eines anderen Projektes wurde mir vor kurzem die Möglichkeit geboten, mich mit Ivica Grlic etwas länger als eine Stunde unterhalten zu dürfen, und es sei an dieser Stelle schon einmal angemerkt, dass dieser Kontakt natürlich nicht über „offizielle“ Wege zustande kam. Zwar habe ich im Laufe des letzten Jahres sechs Anfragen an die Presseabteilung des MSV versendet, auf eine Antwort warte ich aber natürlich bis heute, was nicht weiter verwunderlich ist, denn Öffentlichkeitsarbeit war schließlich noch nie eine Stärke unseres Vereins, und ich hab keine Ahnung, ob in deren Büro überhaupt jemand sitzt. Wahrscheinlich ist, dass die einen Vogel darauf trainiert haben, im Sekundenrhythmus auf die Löschen-Taste zu drücken, derweil sich die gesamte Belegschaft gerade in Meiderichs übelsten Kaschemmen zu Tode säuft, was ich angesichts unserer finanziellen und sportlichen Lage sogar nachvollziehen könnte. Es seien also an dieser Stelle schon mal all jene gegrüßt, die hier ein paar Kontakte auf die Beine gestellt haben und jene mit Missachtung gestraft, die meinten, mir nicht antworten zu müssen. Ein einfaches „Nein“ hätte genügt. Ihr dämlichen Dilettanten.
Warum man auf Ivica Grlic treffen will, liegt auf der Hand, schließlich verkörpert niemand sonst den momentanen MSV besser als er, und wer sich mit diesem Verein auf mittlerweile gesundheitsschädliche Art und Weise beschäftigt, muss zwangsläufig Ivica Grlic m Blickfeld haben. Schließlich ist er die einzige Figur auf und neben dem Feld, die hier so etwas wie Identifikation möglich macht. Alle anderen Akteure sind blass, ausgeliehen, verletzt oder schon wieder in alle Himmelsrichtungen verschwunden, und betrachtet man die Zusammensetzung unseres letzt jährigen Kaders, so bleibt wohl wirklich nur noch Ivica Grlic übrig, dem man zutraut, dass er sich mittlerweile mit der Nummer hier identifiziert, auf welche Art und Weise auch immer.
Um die für dieses Thema relevanten Ergebnisse des Treffens zusammenzufassen, bedarf es eines kleinen Schlenkers in die Vergangenheit, denn drei Wochen vorher war ich mit einem Mitarbeiter des MSV Duisburg verabredet, der im weitesten Sinne etwas mit der Öffentlichkeitsarbeit des MSV zu tun hat. Ich sprach mit diesem über die Außendarstellung unseres Vereins, über mediale Strategien, über Werbekampagnen etc. etc., also über alles, was mit dem öffentlichen Auftreten des MSV zu tun hat. Und siehe da, man steht mit seiner Meinung natürlich nicht alleine in der Gegend herum, selbst innerhalb des Vereins hat man wohl erkannt, dass es an der Zeit ist, mal ein paar Dinge grundsätzlich zu verändern, auch wenn die hier dargestellte Person nicht die Handlungsmacht besitzt, ihre Pläne von jetzt auf gleich in die Tat umsetzen zu können. Beruhigt hat mich aber schon, dass es überhaupt noch ein paar Leute gibt, die genug Ideen und Kreativität mitbringen, um hier wirklich etwas auf die Beine zu stellen. Und denen die Nummer hier nicht *******gal ist. Denn eines ist klar: Derweil sich alle anderen Protagonisten aus der Affäre ziehen können, ist es leider mein Schicksal, Fan dieses Vereins zu bleiben. Und daher hab ich ein reges Interesse daran, dass hier die richtigen Leute am richtigen Hebel sitzen und das Schiff wieder auf Kurs bringen.
Es soll an dieser Stelle noch einmal kurz erläutert werden, dass ich die Außendarstellung des MSV, so wie die meisten hier, für eine mittelschwere Katastrophe halte, und spätestens seit den Kollateralschäden und Peinlichkeiten der Kopfstoßaffäre hätten einige Verantwortliche in diesem Verein die Reißleine ziehen und sich externe Kräfte als Berater ins Team holen müssen, was aber aufgrund der schüttelnden Großmannssucht mancher Verantwortlicher leider nicht möglich war. Den Satz „Wir schaffen das schon“ hat man hier schließlich in schöner Regelmäßigkeit gehört, übrig geblieben sind ein paar auf der Strecke verreckte Zielsetzungen, ein finanzielles Desaster und eine sportliche Situation, die nicht gerade dazu einlädt, hier in euphorischen Pathos zu verfallen. Es sieht gerade sehr, sehr düster aus an der Wedau und niemand kann mit Sicherheit sagen, was die Zukunft uns bringt, und wer uns die Suppe eingebrockt hat, kann sich jeder selber ausmalen.
Generell, und um es mal in einem Schlagwort zusammenzufassen, geht es mir um die „Identität“ dieses Vereins, ein äußerst schwammiger Begriff, aber mir fällt kein besserer ein. Aus Identität ergibt sich Identifikation, aus Identifikation ergibt sich Hingabe, aus Hingabe ergibt sich in schwierigen Situationen Zusammenhalt und so weiter. Also all die Dinge, die ich hier seit etwas mehr als fünf Jahren vermisse. Ich halte den momentanen MSV für einen ziemlich identitäts- und gesichtslosen Verein, was man übrigens nicht mit dem ominösen Graue-Maus-Image verwechseln darf, welches mir herzlich egal ist, denn die Frau, die ich liebe, ist nun mal die schönste, da kann sie noch so grau sein. Mir geht es eher um die Spaltungen und Risse innerhalb des Vereins, des wechselseitigen Überwerfens von Mannschaft und Fans, von Fans und Vereinsführung und so weiter. Wenn der MSV denn im Moment eine Identität hat, dann ist es die der gespaltenen Persönlichkeit. Hier ein Kommentar, dort ein Kommentar. Hier ein Widerspruch, dort eine Lüge. Hier der vollkommene Unsinn und dort ein schallendes „Wir schütteln uns und dann…“. Und die Frage lautet: Ja, was denn dann, liebe Freunde? Was gedenkt ihr nach all dem Schütteln zu tun?
Der MSV präsentiert sich seinen Anhängern und den wenigen externen Beobachtern nicht als geschlossenes Ganzes, was angesichts einer Flut von Negativschlagzeilen in den letzten zwei Monaten auch nicht ungewöhnlich ist. Während eine Schar von Verantwortlichen in schöner Regelmäßigkeit widersprüchliche Kommentare zu allen Belangen des Vereins abgeben, sitzt man selber in seiner Wohnung herum, überfliegt die Nachrichten der letzten zwei Monate und fragt sich, warum es in diesem Verein eigentlich immer noch niemand kapiert hat. Denn wenn der „neue MSV“ so weitermacht, wird er auf vielen Ebenen ein erhebliches Problem bekommen. Zum Beispiel werden Spieler einen weitläufigen Bogen um diesen Verein machen, sofern es irgendwie möglich ist. Weder können wir finanziell etwas bieten, noch ist unser „Image“ dazu angetan, hier in vollendeter Glückseligkeit aufzulaufen und zu sagen, dass man gerne mithelfen würde, hier etwas Neues zu errichten. Der MSV hat in dieser Hinsicht leider überhaupt keine Argumente auf seiner Seite. Weder finanzieller noch ideeller Natur. Und um es mal bildlich zu verdeutlichen: An der Monning gab es diese dicke, polnische Hure, die immer vorne am Eingang stand. Die Hure, zu der keiner hin will und die nur frequentiert wird, wenn irgendein Kollege sturztrunken eine Wette verloren hat, deren Ergebnis es ist, es hier und heute mit eines von Gottes bösesten Experimenten treiben zu müssen. Das ist der MSV Duisburg. Und spinnt man diesen Gedanken weiter, kann man sich ja mal fragen, wie sexy dieser Verein für Sponsoren sein muss.
Interessant ist, was der Mitarbeiter des MSV zu diesen Dingen gesagt hat: „Als ich letztens auf der Geschäftsstelle war, hab ich mir mal den Spaß erlaubt und jeden einzelnen Mitarbeiter gefragt, wie er mir den MSV mit drei Schlagwörtern beschreiben würde.“ Die Antwort kam nicht überraschend, schockieren tut sie mich trotzdem: „Nicht ein einziger wusste auch nur einen Begriff“.
Das ist das, was ich mit Identitätslosigkeit meine. Der MSV hat sein Gesicht verloren, obwohl oder vielleicht gerade weil er in diesem ganzen überkandidelten Familien-Hellmich-Mythos immer so tat, als hätte er eins. Der MSV als Familienverein. Hat hervorragend funktioniert. Also so gar nicht. Denn eine Familie erteilt den Verwandten kein Hausverbot und verstößt nicht ihre Söhne. Weder beschimpft sie Bekannte und Freunde als „nur ein paar Idioten“, noch verprellt sie ihre besten Kollegen. Zumindest wenn man mal von dem Idealfall Familie ausgeht. Die Selbstdemontage des MSV fing in dem Moment an, als sich zwei Realitäten in diesem Verein etablierten. Die Walter Hellmichs, der immer noch glaubte, dass hier generell eine große Familie und nur ein paar Störenfriede unterwegs wären, und die andere Realität, die besagte, dass man langsam aber sicher die Geschichte mit der Putzfrau nicht mehr hören konnte. Selbst- und Fremdwahrnehmung waren nicht mehr deckungsgleich.
Ich sprach mit dem Mitarbeiter auch über das Zerwürfnis von Fans und Verein, dargestellt durch „nur ein paar Idioten“, der hochoffiziellen Trennung von diesem Portal und so weiter. Angesprochen auf die meines Erachtens nach in dieser Hinsicht dilettantischen Entgleisungen unseres Vereins, gab der Mitarbeiter zu Protokoll, dass er die Dinge ganz ähnlich sehen würde: „Die Trennung vom Portal war so mit das schlimmste, was die Vereinsführung tun konnte. Jetzt hatten die Leute erst recht einen Grund, dieses als Protestform zu nutzen.“ Ich fragte ihn, wie er der Situation begegnet wäre und seine Antwort zeugt davon, dass noch nicht alle in diesem Verein den Verstand verloren haben: „Wenn Walter Hellmich schlau gewesen wäre, hätte er die Administratoren dieses Portals an die Wedau eingeladen, ihnen für ihre Arbeit gedankt und ihnen angeboten, sie in Zukunft für ihren Zeitaufwand zu entschädigen, ohne sie in irgendeiner Art und Weise zu zensieren“. Kommunikation statt Konfrontation. Und zwar von Vereinsseite aus.
Wir sprachen an diesem Abend noch über ganz andere Dinge. Zum Beispiel darüber, dass unser Internet-Auftritt ein mittelschweres Desaster ist. „Du bräuchtest zwei Studenten, die du mit jeweils vierhundert Euro bezahlst, um das Ding auf Vordermann zu bringen“, sagt der Mitarbeiter und hat damit vollkommen recht. Es bräuchte sowenig, meine Herren. Und es geht hier um ganz einfache Dinge. Dinge, die selbst RWO schon gerafft hat. Ich weiß nicht, ob es fast an Verrätertum grenzt, wenn ich sage, dass ich die „Malocher-Tour“-Kampagne für genial halte, gerade, wenn man bedenkt, was für eine kleine Nummer die Oberhausener sind. Ich finde es ebenso bemerkenswert, dass dort Bruns und Luginger ein relativ stabiles Tandem bilden, indem es möglich ist, die Positionen zu tauschen, ohne dass der jeweils andere diskreditiert wird. Und ich halte Hajo Sommers als Repräsentanten dieses Vereins für eine gut gewählte Figur, die übrigens einen extrem lustigen Podcast auf der 11-Freunde Seite betreibt. Selbst RWO hat also nach außen hin mittlerweile mehr Sexappeal als der MSV. Und das geht nun wirklich zu weit.
So, wir wollen dieses polemische Geschreibsel mal als Einstieg für alles weitere nutzen, denn offenkundiger weise gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Treffen und dem mit Ivica Grlic. Behalten wir mal im Kopf, dass es hier um die Identität dieses Vereins geht. Das ist der erste Punkt. Punkt zwei ist, dass Ivo Grlic Teammanager werden will. Und das war ein kleiner Teil unseres Gespräches, dessen Ergebnisse hier kurz dargestellt werden sollen.
Fragt man Ivo Grlic, was die Aufgaben eines Teammanagers sind, so kann er nur eine schwammige Beschreibung eines Jobs liefern, dessen Profil noch gar nicht erstellt ist. Teammanager sind eine ziemlich neumodische Erfindung, Nerlinger hatte den Job bei den Bayern, Bierhoff beim DFB. Generell geht es um eine Puffer- oder Brückenfunktion, also um das Seil zwischen Mannschaft und Verein, zwischen Mannschaft und Fans, zwischen Verein und Fans und so weiter. Teammanager repräsentieren und kommunizieren. Sie schlagen Brücken. Sie versuchen, den Laden so zusammenzuhalten, dass alle in Ruhe arbeiten können. Und sie sind Ansprechpartner für alle Beteiligten. Das ist eine Vermittlerfunktion. Vermitteln zwischen Partei x und y, wo auch immer. Und betrachtet man alles bisher Gesagte, dann ist das wohl nicht die schlechteste Idee, die dieser Verein jemals gehabt hat. Denn wenn wir eines hier brauchen können, dann jemanden, der einige Wogen glättet.
Im Gespräch mit Ivica Grlic ging es bis zu einem gewissen Punkt darum, sich selber die Frage zu beantworten, ob man dem Kerl diesen Job zutraut. Was relativ anmaßend ist, denn woher soll ich wissen, was ein Teammanager zu leisten hat, ich kenn schließlich keinen. Und wer bin ich, dass ich mir erlauben kann, darüber ein Urteil zu fällen? Natürlich habe ich keine Ahnung, ob Ivica Grlic der richtige Mann ist, ich weiß schließlich noch nicht einmal, ob die Position eines Teammanagers überhaupt etwas bringt. Aber einige Dinge fand ich äußerst bemerkenswert, zumindest wenn man unterstellt, dass der Kerl mich nicht komplett verarscht hat. Was ja in diesem Metier jetzt auch nichts Ungewöhnliches wäre. Hat das Team schließlich schon die ganze Saison mit mir gemacht.
Bemerkenswert ist die Berufsauffassung, die Ivica Grlic an den Tag legt. Ich habe mir immer die Frage gestellt, wie Fußballer sich auf ihre Spiele vorbereiten, schließlich haben sie etwa zwei bis drei Stunden Training am Tag, da bleibt außer shoppen und im Bolero herumhängen immer noch genug Zeit, um sich auch weiterhin mit seinem Sport auseinanderzusetzen. Meine Forderung an einen Vollprofi ist schließlich, dass er sich tagaus, tagein mit nichts anderem beschäftigt, ob er es nun auf dem Trainingsplatz tut oder indem er sich Spiele im Fernsehen anschaut und versucht, aus diesen irgendwas lesen zu können. Deswegen nennen die Herren sich Profis, und verdient haben sie diese Bezeichnung nur, wenn sie sich mit der nötigen Demut gegenüber diesem Sport verhalten, denn eines sollte vielleicht jeder der Herren dort unten auf dem Platz bedenken: Mehr Glück als ihr kann man nicht haben, also seid dankbar dafür und benehmt euch entsprechend.
Ich weiß, dass das eine ziemlich utopische Vorstellung ist. Und durchgeknallte Jungprofis, die es jedes Wochenende mal so richtig krachen lassen und ihre Karriere versaufen, gibt es wie Sand am Meer. Die Hoffnung hab ich trotzdem. Und dann frage ich Ivica Grlic, wie er sich auf seine Spiele vorbereitet und er sagt folgenden Satz: „Mittlerweile ist es Standard, dass man sich den Gegner auf Video anguckt. Früher habe ich mir immer Videos meiner Gegner besorgt, damit ich weiß, auf was ich mich einstellen kann.“ Er hat sich Videos selber besorgt. Auf dem internen, anmaßenden Bewerbungsbogen gibt es den ersten Pluspunkt. Der Mann weiß, wie arbeiten funktioniert.
ups, zu lang. Im nächsten Posting geht's weiter.
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Weiterlesen:
Wir reden über Vorbilder, über Hermann Gerland und Jörg Berger, den er sehr schätzt, weil er die Mannschaft perfekt auf ein Spiel einstellen könnte. Er hat unter Trapattoni gespielt, hält Hermann Gerland aber für den besten Fußballlehrer, den er je hatte. Fragt man Ivica Grlic nach Spielsituationen gibt er Auskunft, warum so und so gespielt wird, welche Achsen auf dem Feld es gibt, die die Kommandos angeben und wie die Aufteilung bei Ecken funktioniert. Wir reden ein wenig über die Abgewichstheit im Fußball. Dann redet Ivica Grlic über diese Fans, ich schmeiße die Fragen in den Raum, warum so wenig Fußballprofis den Kontakt suchen und stelle die Frage, ob er das Duisburger Publikum für ein besonders kritisches hält. Offenkundig ist, dass Ivica Grlic seit Jahren schon den Kontakt zu den Fans intensiviert, man kann ihn im Zebrastall sichten, man kann sich an einen Tisch setzen und mit ihm reden. Er beantwortet Fragen. Laut Eigenauskunft hält er dies für seine Pflicht. Angesprochen auf das besonders kritische Duisburger Publikum sagt er: „Nein, besonders kritisch ist es nicht. In Aachen bin ich mal eine ganze Saison lang über den Platz gepfiffen worden, das ist mir hier noch nie passiert“.
Versteht man die Aufgabe eines Teammanagers als Brückenfunktion, so ist hier wohl die erste geschlagen. Fakt ist, dass es hier nur ganz wenige Spieler gibt, die sich derart intensiv mit den Fans auseinandersetzen. Und es gibt wenige, die so ein Standing haben, dass es auch für einen Fan Sinn machen kann, sich mal in so ein Gespräch zu begeben, um ein paar Fragen zu klären. Ivica Grlic gibt Auskunft. Schon einmal nicht die schlechteste Voraussetzung.
Der größte Moment dieses Gespräches war aber folgender. Wir sprachen über das Standort-Problem, das Duisburg offenkundig hat, also die Tatsache, dass wir hier umzingelt sind von desaströsen Reviernachbarn, die verhindern wollen, dass wir die Champions-League gewinnen. Von Essen mal abgesehen, die sind bald weg vom Fenster und Rot-Weiß Oberhausen ist auch nicht weiter erwähnenswert. In diesem Zusammenhang erwähnte ich, siehe oben, dass ich Rot-Weiß Oberhausen aber mittlerweile für das bewundere, was sie mit wenigen Mitteln leisten, dass ich ihr Geschäftsgebaren einheitlicher und professioneller finde, dass ich eine derartige Außendarstellung auch gerne mal hätte. Und ich erwähne, dass ich es nicht fassen kann, dass eine Mannschaft, die auf allen Positionen besser besetzt ist, in Oberhausen einfach mal mir nichts dir nichts verliert. Ivica Grlic leugnet nicht, dass dieses Spiel so ziemlich das schlechteste war, das gespielt worden ist, aber zum Thema Oberhausen hat er dann wohl doch mehr zu sagen: „Wir sind denen nicht nur spielerisch überlegen. Wir haben die besseren Fans, wir haben ein besseres Stadion und wir haben mehr Tradition. Vor denen sollten wir in keinerlei Hinsicht Angst haben“ So, die interne Liste wird wieder herausgeholt, der Mann hat gerade das Wort „wir“ verwendet. Er sagt nicht „der MSV“. Hat er im Laufe des Gespräches auch getan. An dieser Stelle aber nicht. Er sagt „wir“.
So, bevor der ganze Kram hier zu sehr ausufert, wollen wir an dieser Stelle mal ein Resümee ansetzen, welches hier von einem dilettantischen, metierfernen und durchschnittlichen Fußballfan verfasst wird: Sollte mich irgendwer fragen, ob Ivica Grlic Teammanager dieses Vereins werden sollte, würde ich mit „Ja“ antworten. Dafür gibt es ein paar Gründe und drehen wir an dieser Stelle mal Ivo Grlics Werbevideo: Er ist verdammt eloquent. Er wusste auf jede Frage die passende Antwort. Was nicht weiter verwunderlich ist, schließlich wird man in diesem Metier automatisch zum Medienprofi, außer man heißt Wayne Rooney oder Lukas Podolski. Aber da ich kein ausgebildeter Journalist bin, wusste ich beileibe nicht, in welcher Reihenfolge man die richtigen Fragen stellt, und eigentlich fragte ich alles wild durcheinander, schließlich saß da auch noch der Fußballfan, der sich innerlich gerade wie ein Kleinkind freute. Aber auch mit diesem Chaos kam er zurecht. Das ist Punkt eins der Nummer: Die Außendarstellung. Die war perfekt.
Punkt zwei der Nummer ist das Verhältnis von Mannschaft und Fans, und auch da bestehen keine weiteren Fragen. Er geht zu Fanabenden, er setzt sich mit mir auseinander. Das funktioniert. Und er hält es für die Pflicht eines Profis, sich solchen Situationen zu stellen. Die Frage, ob er den Kontakt zwischen Mannschaft und Fans intensivieren würde, bejahte er.
Hinsichtlich aller anderen Kompetenzen, die er mitbringen muss, kann ich nur mutmaßen und es sei hier dargelegt, dass ich absolut keine Ahnung habe, wie dieser Job gestaltet sein müsste, damit er unter „Duisburger Bedingungen“ funktioniert. Aber ich glaube, dass er genug Ahnung von diesem Spiel hat, um auch hinsichtlich seiner sportlichen Kompetenz für diesen Verein förderlich zu sein. Zumindest erweckt er den Eindruck, wenn man ihn nach bestimmten Spielsituationen befragt. Fasst man das alles zusammen, dann bleibt übrig, dass Ivica Grlics soziale Intelligenz sehr beeindruckend ist. Und wenn ich über den Begriff Repräsentation nachdenke, dann hatte ich die richtige Person vor mir sitzen.
So, das war also die polemische Nummer, das Werbevideo. Auf mehr als Vertrauen kann sich meine Einschätzung dieses Sachverhaltes nicht berufen, aber das Vertrauen hat er bestätigt. Ich mag Profis, und ich mag Leute, die sich so verhalten. Ob der MSV sich so eine Position wird leisten können, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich habe absolut keine Ahnung, welchen Etat man für Ivica Grlic locker machen müsste, um eine derartige Stelle zu schaffen und anscheinend sieht es so aus, als ob die Nummer gerade ziemlich auf Eis liegt. Aber Vertrauen alleine reicht nicht aus, und ich wäre ein schlechter Mensch, wenn ich mich nicht rückversichert hätte. An diesem Abend sind seitens Ivica Grlics und Milan Sasics, den ich irrsinnigerweise auch noch traf, ein paar Zusagen gemacht worden. Und diese Zusagen betreffen nicht meine Person, sondern sie wurden ausgedehnt auf die gesamte Fanszene. Und das Vertrauen, das ich in die Zusagen der beiden Herren habe, ist das Pfund, mit dem sie werden leben müssen und nach denen ich mein Urteil über diese Personen fällen werde. Denn ich bin sehr gespannt, ob diese Zusagen eingehalten werden und wenn ja, auf welche Art und Weise. Vertrauen tue ich in dieser Hinsicht beiden. Genau hinsehen werde ich aber auch.
Am Ende dieser Ausführungen würde ich sehr gerne mal eine Sache anmerken und ich finde, dass niemand es besser auf den Punkt gebracht hat als Tom Starke. Er sagte -falls jemand da war, er wird sich erinnern (Ente, Ente, Ente)-, dass dieser Verein ziemlich harten Zeiten entgegengehen würde. Und er sagte an die Fans des MSV gewandt, dass diese sich nicht verbiegen lassen und weiterhin dem MSV treu bleiben sollten, denn der Verein brauche sie gerade mehr und dringlicher denn je. Das sind ziemlich pathetische Worte, aber eines ist klar: Wir werden, wenn es gut läuft, in der nächsten Saison irgendwo im Niemandsland der Liga versacken. Läuft es weniger gut, und das ist nicht unwahrscheinlich, dann werden wir uns in einem knallharten Abstiegskampf befinden. Eine Menge Leute werden ab jetzt eine Menge Ansprüche herunterschrauben müssen, und dazu zählen auch die Fans des MSV Duisburg. Denn wenn dieses neu formierte Team nächstes Jahr ab dem ersten Zeitpunkt ausgepfiffen wird, hat es ein Problem. Und wir dann im Laufe der Saison auch. Die Herren, die jetzt verpflichtet werden, diese Blums und wie sie nicht alle heißen, deren Namen wir kaum kennen, niemals gehört und die auch sonst noch nicht auf sich aufmerksam gemacht haben, können recht wenig für die aktuelle Situation beim MSV Duisburg. Und sie werden den Karren nächstes Jahr aus dem Dreck ziehen müssen, bevor hier komplett die Lichter ausgehen. Wir sollten also pfleglich mit ihnen umgehen. Und wir sollten sie, so weit es in unserer Macht steht, unterstützen, sofern wir sehen, dass diese Mannschaft sich bemüht. Eines ist klar: Diese Mannschaft wird nächstes Jahr auf relativ viele Gegner treffen, die ihr überlegen sein werden. Und um dort zu punkten, braucht es neben 100%-igem Einsatz auch eine Fankultur, die nach vorne peitscht. Das wird unsere Aufgabe sein.
Stichtag ist der 02.Juni, vorher sind alle Diskussionen müßig. Welche Positionen dieser Verein auf welche Art und Weise besetzen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, ob wir uns überhaupt noch irgendetwas werden leisten können. Aber dem MSV werden gerade eine ganze Menge Hände gereicht. Ennatz Dietz bietet seine Mithilfe an und es wäre fatal, darauf zu verzichten. Mitarbeiter des MSV Duisburg machen sich ihre Gedanken, wie man die Außendarstellung des Vereins verbessern könnte und haben konkrete Vorstellungen davon, wie man das anstellen könnte. Ivica Grlic will Teammanager werden. Wenn dieser Verein sich neu positionieren, sein Image aufbessern und zu seiner Identität zurückkehren möchte, dann sollte er sich überlegen, ob er sich nicht die Hilfe derer ins Boot holt, die wissen, wie der Hase hier läuft. Und die genug Renommee haben, um sich im Notfall vor die Mannschaft, vor die Fans oder vor den Verein stellen zu können. Nächstes Jahr werden unter Umständen erbärmlich harte Zeiten anbrechen, die eine Menge Geduld erfordern und wenn es kritisch wird, hätte ich gerne ein paar Puffer, die missmutige Stimmungen aufnehmen und abfedern können. Wir leben jetzt schon in der „Nach-Hellmich-Ära“, auch wenn der lustige Dicke noch da ist, herumpalavert und wir die Kollateralschäden seiner vertraglichen Konstrukte vielleicht noch lange werden abbauen müssen. Und genau da liegt die Hoffnung begraben, meine ganz persönliche Hoffnung, dass sich mit seinem Abtritt das Verhältnis zwischen Verein und Anhängerschaft verändern wird. Denn auch den Fans werden Hände gereicht. Und auch wir sollten diese nicht ausschlagen, wenn das Gesamtbild dieses Vereins wieder in die richtige Richtung zeigt.
Die Anfangs gestellte Frage nach der Identität wird Ivica Grlic nicht alleine lösen können, denn dafür müssen hier noch ganz andere Dinge passieren. Aber es wäre beileibe nicht der schlechteste Schritt, wenn man ihn längerfristig an diesen Verein binden würde. Wir haben mittlerweile genug Helden vom Hof gejagt. Auch diese Tradition sollte dieser Verein mal endlich unterbrechen.
Sowohl Milan Sasic als auch der Mitarbeiter des MSV als auch Ivica Grlic waren damit einverstanden, dass ich die Eindrücke dieses Treffens in diesem Portal beschreibe, ohne, dass mich einer der Beteiligten dazu aufgefordert hätte, eine bestimmte Position einzunehmen oder versucht hat, mich für seine Interessen einzusetzen. Ich hoffe, und das ist der Grund für die Länge dieser Ausführungen, dass ich dieser Aufgabe halbwegs gerecht geworden bin.
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Kann das mal jemand zusammenfassen? [zwinger]
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Kann das mal jemand zusammenfassen? [zwinger]
Shice MSV! [dummdidum]
Gruß aus dem Glashaus! ;)
P.S.: Durchaus interessanter Bericht. Sicher nicht alles nachvollziehbar, aber die Beurteilung der Person Grlic fand ich sehr interessant, auch weil es sich ja um einen Ex-Alemannen handelt, dem ich persönlich fussballerisch immer noch nachweine. Warum, konnte ich am Sonntag mal wieder sehen.
In seinem ersten Jahr ist er hier tatsächlich ausgepfiffen worden, weil er eben an seinen vollmundigen Ankündigungen vor der Saison gemessen wurde. Später stellte sich dann heraus, dass er gute Eugen Hach ihm die Sprüche wohl ins Ohr flüsterte und er nur Papagei für seinen Trainer spielte. Unter Berger hat sich der Gute dann massiv verbessert und sich auch schnell mit dem Publikum ausgesöhnt.
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Viel Stoff, viel internes. Manches kann man auch als Fan eines anderen Vereins nachvollziehen, anderes nicht. Ist aber egal. Zumindest die realistische Einstellung auf die kommende Saison ist anerkennenswert, ebenso, wie man gute Arbeit in einem anderen Verein wahrnimmt und honoriert.
Auf einen Punkt möchte ich mal aus noch recht kurz zurückliegendem Anlass eingehen:alles, was mit dem öffentlichen Auftreten des MSV zu tun hat. Und siehe da, man steht mit seiner Meinung natürlich nicht alleine in der Gegend herum, selbst innerhalb des Vereins hat man wohl erkannt, dass es an der Zeit ist, mal ein paar Dinge grundsätzlich zu verändern
Am vergangenen Freitag war die zweite Mannschaft des MSV bei uns zu Gast. Angekündigt war ein Fanbus, von dem es hiess, dass auch Mitglieder der "Division Duisburg" mitfahren werden. Die leicht panische Befürchtung, 35 harte Hools könnten kommen, nahmen wir nicht so wörtlich, aber trotzdem bereiteten wir uns, samt Polizei, auf dieses Spiel schon ein wenig aufmerksamer vor.
Um das Ende vorzuziehen, die Duisburger kamen, wurden von Bereitschaft abgesichert. Trotzdem zündeten sie im Block zwei Bengalos und zwei Böller. Weiteres gab es nicht, auch keine "Kontaktaufnahme". (Allerdings wurde vorher schon gefragt, ob man ein Match wolle ...)
Anlässlich der angekündigten Truppe rief ich beim MSV an. Dort erhielt ich die Auskunft "wir wissen nichts von einem Bus". Dieser war zwar bereits seit Ende März im Zebraforum angekündigt, nach unserem Spiel im benachbarten Speldorf, aber nein, man wusste von nichts. Eine Nachfrage mit anschliessenden Informationen wurde angekündigt, aber es gab keinen Rückruf.
vor dem Spiel sprach ich unter anderem kurz mit unseren SKBs und deren Duisburger Kollegen. Auf den Fall angesprochen entgegnete der Duisburger Polizist: "Bei den Mitarbeitern der Geschäftsstelle des MSV Duisburg enthalte ich mich jeden Kommentars..."
Keine große Sache, und nur die allerwenigsten werden solche Geschichten überhaupt wahrnehmen. Aber bei mir ist erst einmal ein Eindruck entstanden. So wie auch vor und bei unseren Spielen im Stadion Meiderich. Wenn ich mir dort ansehe, wie Verbandsauflagen einfach umgangen werden, bestätigt sich mein Bild von Profivereinen und deren Zweitvertretungen ...
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bekommt ihr denn eine konkurzenzfähig truppe zusammen nächste saison?
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Starker Beitrag der viel internes hier wie eine Lawine rein bringt. Da du dich im letzten Jahr auch kaum geäussert hast hier, mein lieber Jörg, ist diese Zusammenfassung umso interessanter für mich. Ich wünsche euch alles gute, wenn die Fans einen Konsens finden dann wird es schon gehen, denke ich. Aber der Kontakt zwischen der mannschaft und den Fans ist ja durch Grlic ganz gut hergestellt und ausbaufähig!
Horschti
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bekommt ihr denn eine konkurzenzfähig truppe zusammen nächste saison?
Wenn alles gut geht, ja! Und zwar Konkurenz um Platz 16. Im Moment läuft noch nicht mal der DK-Verkauf an, da niemand sagen kann, in welcher Liga überhaupt gezockt wird.
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Welch passender Name (http://www.schauinslandreisen-arena.de/)
[blin]
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[kicher] Hab ich gestern auch gedacht...
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yike (und natürlich auch thommy und konsorten).
am WE 25.09 kicken die zebras ja in der hauptstadt.
wir bayreuther planen da unseren ausflug zum 20jährigen.
an dem wochenende wäre auch noch erfurt gegen jena.
kann man mit dem ein oder anderen bei dem(n) spiel(en) rechnen?
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Zum Stadionnamen: für die Fans wird es eh immer das Wedaustadion sein, doch es freut uns, dass durch ein Duisburger Unternehmen, welches schon seit Jahrzehnten den MSV unterstützt, die Namensrechte erworben hat und uns somit vorerst den Hintern gerettet hat.
Am 25.09 werde ich definitiv nicht in Berlin sein, da dann ein Umzug ansteht.
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"Schauinsland-Reisen-Arena" - in einem Stadion mit so einem Namen spielen zu müssen wünsche ich keinem Verein. Aber wenn man mit Hilfe solcher Gelder da bleibt, wo man nach eigenem Anspruch mindestens hingehört, muss man solche Grausamkeiten wohl in Kauf nehmen.
Trotzdem mein tiefes Mitgefühl.
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Furchtbar, in der Tat.
Das Volksparksstadion in Hamburg heißt bald Imtech-Arena. Bereits der dritte Sponsor-Name für das Ding. Angeblich wurde schon häufiger "Für mich heißt dat für immer und ewig AOL-Arena!" geäußert.
Soll man da weinen oder lachen?
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[heull]
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So langsam blickt man bei den Namen auch nicht mehr durch.