Fussballstammtisch

Fussballstammtisch => Fußball allgemein => Thema gestartet von: badman am 15. Januar 2021, 13:38:34

Titel: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: badman am 15. Januar 2021, 13:38:34
Der Weltmeistertrainer von 1974 machte den Anfang. Im Juni 1950 setzte sich Helmut Schön, geboren in Dresden, mit der ganzen Mannschaft der SG Dresden Friedrichstadt ab. Das Team war personell fast identisch mit der Elf, die 1943 und 1944 die Deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen hatte. Während Schön Karriere als Trainer machte, kehrten einige seiner Kameraden wie Hans Kreische aus Heimweh in die DDR zurück.

Jürgen Pahl, Torhüter, setzte sich 1976 gemeinsam mit seinem Kumpel Norbert Nachtweih bei einem U21-Spiel der DDR-Auswahl in der Türkei ab. Nach neun Jahren im Tor Eintracht Frankfurts beendete Pahl seine Karriere und verließ das Land Richtung Südamerika.

Der Kapitän des DDR-Vorzeigeklubs BFC Dynamo Lutz Eigendorf hielt nach seiner Flucht 1979 mit seiner Meinung über den Arbeiter- und Bauernstaat nicht hinter dem Berg. 15 Inoffizielle Mitarbeiter observierten ihn und seine Familie. Wahrscheinlich wurde er von der Stasi ermordet.

Jörg Berger war bereits in der DDR ein angesehener Trainer und designierter Nachfolger von Georg Buschner bei der Nationalmannschaft. Als sich die Staatsführung in sein Privatleben einmischte, entschied er sich 1979 zur Flucht. In der Bundesliga machte sich Berger vor allem als «Feuerwehrmann» einen Namen. So rettete er Alemannia Aachen, den 1. FC Köln, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt vor dem Abstieg.

Falko Götz durfte wegen seiner Verwandtschaft im Westen nicht die Kinder- und Jugendsportschule besuchen und wurde dennoch U21-Nationalspieler. Trotz seiner jungen Jahre hatte er bei seiner Flucht 1983 mit dem BFC Dynamo bereits drei Meisterschaften gewonnen. Beim Neustart in der BRD half ihm Jörg Berger. Für Bayern Leverkusen schoss er von 1984 bis 1988 in 115 Bundesligaspielen 26 Tore. Als Trainer wurde er bei Hertha BSC zu einer Gesamtberliner Identifikationsfigur.

Der Flügelstürmer Frank Lippmann nutzt das legendäre 3:7 von Dynamo Dresden beim KFC Uerdingen 1986 zur Flucht. Die Strafe der Herrschenden traf seine Kollegen. Trainer Klaus Sammer, Vater des DFB-Sportdirektors Matthias Sammer, wurde am Saisonende entlassen.

Jürgen Sparwasser nutzte 1988 ein Altherrenspiel des 1. FC Magdeburg in Saarbrücken zur Flucht. Sein «Verrat» wog besonders schwer, hatte er doch 1974 bei der Weltmeisterschaft im einzigen Vergleich mit der BDR das Tor zum 1:0-Sieg erzielt. Fußballtrainer Karl-Heinz Feldkamp vermittelt Sparwasser nach seiner Ankunft im Westen zu Eintracht Frankfurt, wo er als Co-Trainer arbeitete.


https://www.forum-ddr-grenze.de/t2459f76-Getuermte-DDR-Fussballer.html
Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: badman am 15. Januar 2021, 13:43:37
Lutz Eigendorf: Der rätselhafte Tod eines Verräters
Eigendorfs rätselhafter Tod

https://amp.sport1.de/article/5409269

https://www.ndr.de/sport/fussball/Lutz-Eigendorf-Tod-eines-Republikfluechtlings,eigendorf6.html
Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: badman am 16. Januar 2021, 07:32:24
Und auch im Duell der beiden deutschen Meister gibt es 1988 gegen Werder Bremen eine Sternstunde. Trotz des 3:0 scheidet Dynamo im Rückspiel aus, auch weil die Hanseaten psychologisch alle Register ziehen. So organisieren sie etwa einen Einkaufsbummel am Spieltag - das Westwarenparadies soll den DDR-Rivalen vom Wesentlichen ablenken. Der Plan geht auf: Dynamo verliert 0:5.

https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-gruendung-bfc-dynamo-100.amp

Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: totti am 18. Januar 2021, 11:32:40
Der Weltmeistertrainer von 1974 machte den Anfang. Im Juni 1950 setzte sich Helmut Schön, geboren in Dresden, mit der ganzen Mannschaft der SG Dresden Friedrichstadt ab. Das Team war personell fast identisch mit der Elf, die 1943 und 1944 die Deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen hatte. Während Schön Karriere als Trainer machte, kehrten einige seiner Kameraden wie Hans Kreische aus Heimweh in die DDR zurück.

Jürgen Pahl, Torhüter, setzte sich 1976 gemeinsam mit seinem Kumpel Norbert Nachtweih bei einem U21-Spiel der DDR-Auswahl in der Türkei ab. Nach neun Jahren im Tor Eintracht Frankfurts beendete Pahl seine Karriere und verließ das Land Richtung Südamerika.

Der Kapitän des DDR-Vorzeigeklubs BFC Dynamo Lutz Eigendorf hielt nach seiner Flucht 1979 mit seiner Meinung über den Arbeiter- und Bauernstaat nicht hinter dem Berg. 15 Inoffizielle Mitarbeiter observierten ihn und seine Familie. Wahrscheinlich wurde er von der Stasi ermordet.

Jörg Berger war bereits in der DDR ein angesehener Trainer und designierter Nachfolger von Georg Buschner bei der Nationalmannschaft. Als sich die Staatsführung in sein Privatleben einmischte, entschied er sich 1979 zur Flucht. In der Bundesliga machte sich Berger vor allem als «Feuerwehrmann» einen Namen. So rettete er Alemannia Aachen, den 1. FC Köln, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt vor dem Abstieg.

Falko Götz durfte wegen seiner Verwandtschaft im Westen nicht die Kinder- und Jugendsportschule besuchen und wurde dennoch U21-Nationalspieler. Trotz seiner jungen Jahre hatte er bei seiner Flucht 1983 mit dem BFC Dynamo bereits drei Meisterschaften gewonnen. Beim Neustart in der BRD half ihm Jörg Berger. Für Bayern Leverkusen schoss er von 1984 bis 1988 in 115 Bundesligaspielen 26 Tore. Als Trainer wurde er bei Hertha BSC zu einer Gesamtberliner Identifikationsfigur.

Der Flügelstürmer Frank Lippmann nutzt das legendäre 3:7 von Dynamo Dresden beim KFC Uerdingen 1986 zur Flucht. Die Strafe der Herrschenden traf seine Kollegen. Trainer Klaus Sammer, Vater des DFB-Sportdirektors Matthias Sammer, wurde am Saisonende entlassen.

Jürgen Sparwasser nutzte 1988 ein Altherrenspiel des 1. FC Magdeburg in Saarbrücken zur Flucht. Sein «Verrat» wog besonders schwer, hatte er doch 1974 bei der Weltmeisterschaft im einzigen Vergleich mit der BDR das Tor zum 1:0-Sieg erzielt. Fußballtrainer Karl-Heinz Feldkamp vermittelt Sparwasser nach seiner Ankunft im Westen zu Eintracht Frankfurt, wo er als Co-Trainer arbeitete.


https://www.forum-ddr-grenze.de/t2459f76-Getuermte-DDR-Fussballer.html

Das aber aschon ein alter Bereicht. Sammer ist seit 2012 nicht mehr beim DFB. trotzdem noch lesesnwert und macht nachdenklich
Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: badman am 18. Januar 2021, 15:05:58
Der Anstoß kam ja durch das Uerdingen Spiel, ich wollte mehr über den Schiedsrichter erfahren und dann kam eben auch das.

Ich bin erst ab 1990 informiert.
Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: Alter Leipziger am 25. Januar 2021, 12:22:31
Falko Götz durfte wegen seiner Verwandtschaft im Westen nicht die Kinder- und Jugendsportschule besuchen und wurde dennoch U21-Nationalspieler. Trotz seiner jungen Jahre hatte er bei seiner Flucht 1983 mit dem BFC Dynamo bereits drei Meisterschaften gewonnen. Beim Neustart in der BRD half ihm Jörg Berger. Für Bayern Leverkusen schoss er von 1984 bis 1988 in 115 Bundesligaspielen 26 Tore. Als Trainer wurde er bei Hertha BSC zu einer Gesamtberliner Identifikationsfigur.

Der Flügelstürmer Frank Lippmann nutzt das legendäre 3:7 von Dynamo Dresden beim KFC Uerdingen 1986 zur Flucht. Die Strafe der Herrschenden traf seine Kollegen. Trainer Klaus Sammer, Vater des DFB-Sportdirektors Matthias Sammer, wurde am Saisonende entlassen.

An die beiden Fälle kann ich mich aktiv erinnern.

Falko Götz hatte sich zusammen mit Mannschaftskollege Dirk Schlegel abgesetzt. Bei Spielen gegen den BFC wurde gesungen "Oh Tannebaum, oh Tannebaum - der Falko Götz ist abgehaun. Der spielt nicht mehr beim BFC, denn er spielt jetzt in der BRD."

Die fränkische Verwandtschaft berichtete meinen Eltern am Telefon über Frank Lippmanns erstes Spiel beim 1.FC Nürnberg. Da schlug er sich demnach noch gut, insgesamt lief es dann aber nicht so optimal.
Titel: Re: Getürmte DDR-Fußballer
Beitrag von: badman am 28. Mai 2021, 01:42:15
Wie in Weißrussland...