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Schau an, diesen Hinweis kenne ich ja noch gar nicht. Dann wird es wohl mal Zeit, diesen Thread mal wieder zu entstauben ...
![[nik]](http://www.ofcfans.de/stammtisch/Smileys/default/pleased.gif "...")
Als Anlass nehme ich mal mein erstes Spiel in der Oberliga Nordost/Nord. Und die Anregung dazu kam hier aus dem Stammtisch, wo man mich auf das Spiel Anker Wismar - TSG Neustrelitz hinwies. Vielen Dank noch mal!
![[daumihoch]](http://www.ofcfans.de/stammtisch/Smileys/default/xyxthumbs.gif "....")
Schon am Mittwoch angereist besuchte ich mit meiner Freundin Wismar, wo allerdings der Schwerpunkt klar auf anderen Punkten lag. Diese war als Architektin geradezu hin und weg von der Kirche St. Georgen und fragte einen anwesenden Guide ausführlich nach jedem Detail, was ihr aufgefallen war. Da ich nun grad mal einen Ortsansässigen zur Hand hatte, fragte ich ihn noch nach dem Weg zum Stadion. Er kannte ihn und am Spieltag selbst erwies sich der Tipp als überaus nützlich.
Leider hatte ich unterschätzt, welcher Verkehr sich an einem Samstagmittag so über die Landstraße aus Richtung Fischland-Darss-Zingst so in Richtung Rostock bewegte. Daher war ich schon leicht der Verzweiflung nahe, als ich endlich auf die Bahn kam. Dank nicht gerade spritsparender Fahrweise konnte ich zwar den Schaden in Grenzen halten, aber den Kick Off verpasste ich dann leider doch. Grumpf!
![[tobb]](http://www.ofcfans.de/stammtisch/Smileys/default/bur2.gif "...")
Schon mehrfach vorher wurde mir immer wieder gesagt, das Stadion in Wismar solle ich unbedingt mal abhoppen. Und so falsch waren die Ratschläge nicht, obwohl ich sage, mir gefällt das Stralsunder Stadion doch besser. Auffällig waren die Teile des Stadions, bei denen ich zuerst an eine Art Stelenfeld oder Ehrenfriedhof dachte. Lauter Betonpfeiler in Reih und Glied hinter Absperrgittern. Es waren aber nur die fest montierten Träger, auf denen einmal Bänke waren. Irgendwann, vor langer Zeit ...
Die 421 Zuschauer fanden alle bequem auf der Tribüne ihren Platz, gleich neben dieser lag der Gästeblock. Und in diesem saß exakt
ein Fan. Den Rest der ersten Halbzeit sah ich aus dem Heimblock, gleich hinter den "Supporters Anker Wismar". Aber entweder habe ich den Zeitraum, in dem diese supporteten, ganz einfach verpasst, oder es war einfach nicht der Tag, sich in irgendeiner Weise von den Rängen einzubringen. Es lag ein Schwenker und einige Doppelhalte auf dem Boden, aber da blieben sie auch liegen. Es wurde nichts gerufen oder gesungen, von niemand.
Ansonsten hatte ich eigentlich den Eindruck, eine Art FC Hansa Rostock II zu besuchen. Denn während des Spiels wurde um mich rum eigentlich nur über Hansa gesprochen und per Ohrhörer die Ereignisse des Drittligaspieltags verfolgt und weitergegeben. Das irritierte mich schon, wenn einem anderen Spiel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als dem auf dem Platz. Aber vielleicht waren es ja auch nur Zufallseindrücke?
Das einzige Tor der Partie sah ich zumindest teilweise von der Toilette aus, wo praktischerweise das Fenster vor dem Urinal direkten Blick in den Strafraum ermöglichte. Später wurde dann abgesperrt, weil das Klo wohl unter Wasser stand. Einen ungewöhnlicheren Standort von dem aus ich ein Tor gesehen habe, mag es schon gegeben haben, aber mir fällt ganz einfach keiner ein.
In der Halbzeit wurde das Stadion mit einem gleichnahmigen Lied beschallt. Dieses kam von einer CD mit vier Ankersongs, welche auch am dem Merchandisingstand zu finden war. Dieser bestand aus einem Tapeziertisch am Eingang und hielt Schals, Shirts, Autogrammkarten und eben diese CD bereit.
Gern unterstütze ich ja alles, was eigene Wege geht und nicht dem folgt, was alle anderen auch machen. Und muss auch nicht in jedem Stadion dieser Welt die gleichen Stücke hören, die man dann in den Radiosportsendungen erneut vorgespielt bekommt. Aber die vier Lieder waren für mich persönlich vier gute Argumente, diese CD doch nicht zu kaufen. Anderen gefällt es vielleicht besser und den Ansatz finde ich auf jeden Fall gut, selbst kreativ zu werden!
Die zweite Hälfte setzte ich mich in den Gästeblock zum TSG-Fan. Dieser war allerdings eher an seiner Bahnverbindung interessiert und dachte diverse Rückfahrmöglichkeiten durch. Immerhin, das Spiel verfolgte er doch aufmerksam. Ich wünsche ihm, dass er eine gute Rückfahrt hatte.
Wir beide mögen so mitleiderregend gewirkt haben, dass sich ein Heimfan mit einem Jungen zu uns gesellten, um mal ein bischen mit den Gästen zu schnacken. Als mal sein Telefon klingelte gab er die zutreffende Selbstdiagnose "Ich bin im Stadion und total betrunken!" Meine Erklärungen, dass ich überhaupt nichts mit der TSG Neustrelitz zu tun habe, schienen jedenfalls nicht sehr überzeugend gewirkt zu haben.
Zehn Minuten vor dem Abpfiff verliess mich der echte Gästefan und mich hielt dann auch nichts mehr im leeren Gästeblock. Immerhin war jetzt deutlich mehr Leben in der Bude. Die Gäste, inzwischen nur noch zu zehnt, verteidigten mit allen Mitteln ihren Vorsprung, die Heimmannschaft stellte sich doch ganz schön tapsig an. Immerhin, es war doch ein interessantes Spiel, wie man es so oft erlebt hat, wenn die eine Mannschaft das Tor berennt und die andere es mit allem verteidigt was geht. Da die Konterchancen auch verdaddelt wurden blieb es beim knappen Erfolg der Gäste.
Meine Sympathien lagen eher beim Heimteam, was aber an den Farben liegen mag. Anker in Rot-Weiß, also Sportfreundefarben, die TSG in dunkelblau. Da stellte sich bei mir gleich der Gedanke an eine andere TSG in ähnlichen Farben ein, und natürlich gewannen "die Falschen".
In den Reihen der TSG stand übrigens unser "Top-Stürmer" der letzten Saison, Aymen Ben-Hatira. So wurde er uns damals angekündigt, als regionalligaerfahrener Knipser. Aufgefallen ist er mir in dem Spiel eigentlich nur durch Falleinlagen begleitet von lautem Geschrei. Und ich stellte fest, dass ich trotz unserer Sturmmisere einfach nur froh bin, den Kerl nicht mehr in unserem Kader zu wissen. Er wurde auch vorzeitig ausgewechselt.
Wahrscheinlich war ich unter den 421 Besuchern der einzige, nach dem Gastfan, der eine Strecke von über Hundert Kilometern auf sich genommen hatte, um diese Begegnung zu sehen. Die sich, meiner persönlichen Meinung nach, auf einem deutlich niedrigeren Niveau abspielte als eine durchschnittliche Begegnung in der NRW-Liga. So blieb der Eindruck eines doch recht schwachen Spiels in einem ehemals sicher sehr schönen aber leider doch maroden Stadion.
Ach ja, der Bratwurstcheck ergab gute Noten für die Wurst, leider war das Brötchen fast ungeniessbar. Als Bier gab es Hasseröder, na ja, kann man mit leben. Die Preise waren für unsere Verhältnisse überaus human. Auch der Eintritt war, gemessen an den Preisen der NRW-Liga, sehr günstig. Dort scheint mir ein Spielboykott wegen überhöhter Kartenpeise sehr unwahrscheinlich.
Falls ich wieder im Norden Urlaub mache, kann ich mir ja mal ein neues Ziel suchen. Wismar war eine interessante Erfahrung, schreit aber nicht unbedingt nach einer Wiederholung.
