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AutorThema: Fürth - Union  (Gelesen 262 mal)

Offline suk

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Fürth - Union
« am: 16. März 2010, 20:45:20 »
Gerade noch rechtzeitig in Fürth angekommen ist diesmal wieder... Holger (Eiserner Messias)  [daumihoch]

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In Beantwortung der Frage: “Was ist Trotz?” entschied sich der Gastautor dieses Berichtes für eine spontane Fahrkartenbuchung Berlin-Fürth, nachdem er erfahren hatte, dass er das Fahnenmeer gegen Duisburg und somit das erste Heimspiel seit gut fünf Jahren arbeitsbedingt verpassen würde. Das Auswärtsspiel in Fürth musste quasi als Alte-Försterei-Methadon herhalten - das konnte eigentlich gar nicht gut gehen.

Zu allem Überfluss hob Peter Zwegat vor meinem inneren Auge bedrohlich den Zeigefinger. Man, man, man, was das wieder kostet. Da er dies allerdings an so ziemlich jedem zweiten Wochenende tut, konnte ich ihn routiniert des Feldes verweisen: Junge, geh woanders mit deiner Flipchart und deinen dicken Filzern stänkern. Ich weiß auch, dass ich eigentlich keine Kohle übrig hab, um mir irgendein Kaff in Franken anzugucken. Ich mach es halt einfach trotzdem.

Und so konnte sie auch schon starten, die achtstündige Bummelzugreise in Richtung meines absoluten Lieblingsbundeslandes Bayern. Aufgrund von unerwarteten Gleisbauarbeiten zwischen Plauen (Vogtland) und Wolkenkuckucksheim (bei Niedergöbeln oder so) wurde mir hierbei sogar ein anderthalbstündiger Zusatzaufenthalt in meinem Zweitlieblingsbundesland Sachsen, genaugenommen in meiner Lieblingsfußballstadt Dresden, geschenkt. Ärgerlich bloß, dass sich hierdurch meine erwartete Ankunftszeit in Fürth auf 17.58 Uhr verschob. “Egal wie sie fahren, sie schaffen das so oder so nicht mehr pünktlich zu ihrem Termin”, so der erbauliche Kommentar am DB Service Point. Geschenkt. Kennt man ja schon, diesen Ablauf: erst gefühlte 20 Stunden quer durch die Republik fahren, den Anstoß verpassen, Reisebericht schreiben, Beschwerdemail an die Bahn schreiben, Bordbistrogutscheine im Wert von 10,- Euronen abstauben. Kommt man wenigstens auch beim nächsten Auswärtsspiel wieder satt zu spät an.

Dieses Mal hatte ich allerdings noch ein Ass im Ärmel. Der “Schwabe”, bekannt aus dem Karlsruhebericht, sammelte mich aus Stuttgart mit dem Auto kommend um Punkt 17.40 am Nürnberger Hauptbahnhof ein. Auf die Schnelle das Iphone-Navi mit den Koordinaten gefüttert, die die Unionwelt bedeuteten und anschließend unter Beweis gestellt, dass es einem auch mit allermodernster Technik gelingen kann, sich auf einer 10 Kilometer langen Strecke drei Mal zu verfahren. Respekt an die Navi-Säuselstimme Mathilda, der es anscheinend noch wichtiger war als uns, pünktlich zum Anpfiff im Stadion zu sein, riet sie uns doch tatsächlich zu einem 180° Wendemanöver auf der Autobahn. Getreu dem Motto: “Lieber lebend ‘n paar Minuten zu spät” erteilten wir ihrem Wunsch jedoch eine Absage, worauf sich eine Frau im Gemeinhin schon mal schmollend zurückzieht. Mathilda erwies sich allerdings als echter Kumpel und lotste uns im Anschluss trotzdem zuverlässig zum Fürther Ronhof.

Leider gelang es mir vier Minuten vor Anpfiff dort angekommen angesichts der verheerenden Parkplatzsituation zunächst nicht, die tolle Lage inmitten eines Wohngebietes zu würdigen. Aber immerhin ließ sich mal wieder ein echter Schenkelklopfer-Evergreen unterbringen: “Da steht: Anlieger frei!” - “Jo, wir ham ja auch ‘n Anliegen”. Na also, geht doch, der Parkplatz gehört uns. Und beim nächsten Mal schaff ich es auch, die Frage “Sind Sie MitGlied?” astrein mit “Jo, seit dreiundachtzig” zu kontern - versprochen!

Als plötzlich ein Opel mit Nürnberger Kennzeichen abrupt neben uns abbremste, der Beifahrer heraussprang und aufgeregt fragte: “Spielt Union nich erst Sonntag?” wussten wir dann aber auch nichts kreativeres zu antworten als: “Hoffentlich nich”. Und sicherlich hätte man auch um 17.58 Uhr auf die Frage “Habta mal zehn Minuten Zeit auf mich zu warten?” gewitzter antworten können als mit “Nee” - Nur gut, dass sich der ominöse Beifahrer uns auch trotz unserer Wortkargheit anschloss und mit in Richtung Stadion eilte.

Szene 1: Am Fürther Kassenhäuschen
Personen: Eiserner Messias: Unioner, Student, namentlich bei der Beschwerdehotline der DB gespeichert; Der Schwabe: Exil-Berliner, Sandkastenkumpane, ehrliche Haut; Der ominöse Beifahrer: Kletterer, Hellersdorfer, in Fürth lebend; Fürther Kassierer hinter Glas: Schirmbemützt, freundliche Erwartungshaltung, Statistenrolle.

E.M. : “Einmal ermäßigt”. (E.M. zahlt 9,-)
Kassierer grinst und freut sich.
D.S. : “Einmal Vollzahler”. (D.S. zahlt 11,-)
Kassierer grinst und freut sich.
D.O.B. : (direkt zum Kassierer oder in Richtung Reisegruppe, man weiß es nicht) “Scheiße, ich hab nur noch n Fünfer dabei.”
E.M. : “Hier haste vier Euro, nimmste einmal ermäßigt!”
D.O.B. : (direkt zum Kassierer) “Ich hab aber keine Ermäßigung, bin kein Student.”
Kassierer grinst und freut sich.
E.M. : “Nimmste trotzdem ermäßigt!”
D.O.B. : “Einmal ermäßigt”. (D.O.B. zahlt 9,-)
Kassierer grinst und freut sich.

Szene ab. E.M. und D.O.B. feixen sich eins, D.S. trauert seinen zwei Euro hinterher. (Kurze Notiz ins Skizzenheft: Bitte diese Szene nicht großstädtisch arrogant schildern, sondern stattdessen lobend erwähnen: nette Menschen da in Fürth!)

Wenden wir uns nun dem Spiel zu und widmen wir uns der ehrenvollen Aufgabe, ein Null zu Null im Fürther Playmobilstadion vor knapp 5.500 Zuschauern im Schneeregen zu schildern. Keine weiteren Fragen? Ein paar Gedanken möchte ich dennoch loswerden: Die Fürther Fußballer fielen in erster Linie durch ihr buntes Schuhwerk auf. Von aquamarin über froschgrün bishin zu ockergelb war da die ganze Pelikan-Tuschkastenpalette dabei. Sollte sicherlich südamerikanisch spielgewitzt wirken, hatte aber beileibe keinen wirklichen Effekt auf das Spiel. Extremst abgefahren auch der VIP-Glaskasten im Baustil eines Plattenbaukindergartens, der im Fürther Stadion dort steht, wo andere eine Gegengerade haben. So skurril, dass ich noch ein wenig darauf herumreiten muss: Da sitzen ernsthaft Leute direkt am Spielfeldrand hinter Glas an Esstischen, stopfen Hummer an Champagnerschaum im Dialog mit Pastinakensporen in sich rein und sehen sich dabei das Spiel im Fernsehen an. Wie gesagt, nicht im Bauch irgendeiner Tribüne, sondern direkt an der Außenlinie. Man könnte die einwerfenden Spieler berühren, ihren Schweiß riechen, hautnah dabei sein - wenn es keine Scheibe gäbe. Schade. Fast wie richtig Fußball gucken. Und wer zur Hölle will überhaupt VIP in Fürth sein, in einem Stadion, das nach Kinderspielzeug benannt ist?

Ordentlich Alarm machten derweil die Fürther Ultras, die mit reichlich Fahnenmaterial ausgerüstet auf der überdachten Hintertortribüne ein gutes Bild abgaben. Auch akustisch waren sie das ein oder andere Mal sehr gut wahrzunehmen und konnten meine Erwartungen eindeutig übertreffen. Aber mal ehrlich, diese seltsamen Trommel- und Klatschrhythmen vom Band, die hätten nicht sein müssen. Playbackparty im Playmobilplayground, please, don’t - Plädoyer gegen dieses Plaisir, sofort!

Wir (vielleicht gut 400) dagegen: andächtig still. Das Spiel wie die (Nürnberger?) Roschtbratwürschtl im Stadion: halbgar. Im Verlaufe des Spiels wurde der Block dann aber doch vier Mal aus der Reserve gelockt und zwar erst durch einen Lattenknaller von Michael Parensen, einer kläglich vergebenen Großchance durch Karim Benyamina, einer einhundertprozentigen Doppelchance von Matuschka / Bemben und dann durch den Fall des Kenan S. im Strafraum. Glasklarer Elfmeter? Unfaire Schwalbeneinlage? Ich hätte das gerne am Sonntagabend im RBB Sportplatz in Erfahrung bringen wollen, die verballerten aber ¾ der Sendezeit für den Bundesligaabsteiger und füllten den Rest der Sendung mit Cottbus, Babelsberg und Unterwasserhalma - dann halt nicht…

Und das war es auch schon vom Spiel. Eins der Sorte: Hätte man gewinnen können, hätte aber ebenso gut ganz in die Hose gehen können. Schön, dass wir einen Punkt mitnehmen konnten, aber ehrlich gesagt: Ein 0:0 in Kombination mit Schnee und Fürth war dann allerdings auch für hartgesottene Auswärtsfahrer nicht der Weisheit letzter Schluss.

Dafür überzeugte der anschließende Abend um so mehr und entschädigte für den lauen Kick. Vielen Dank an den ominösen Beifahrer für die Fürther Kneipentour und das kulturelle Highlight Garagen-Klezmer-Rock aus Russland, auch wenn man inmitten dieses Publikums NICHT wie versprochen pogen konnte, hehe. Grüße auch nach Stuttgart und Leipzig, war ein sehr nettes Wochenende!

Ach ja, ich liebe Auswärtsfahrten dafür, dass man nie weiß, was geschehen wird. Sich einfach treiben lassen und dabei die kuriosesten Sachen erleben, dafür fahr ich gerne alle zwei Wochen durchs Land. Da kann Peter Z. machen, was er will…





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Was ist der Unterschied zwischen Rassismus und Chinesen?
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Offline Horschti

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Antw:Fürth - Union
« Antwort #1 am: 16. März 2010, 21:33:39 »
by EM
Zitat

Ach ja, ich liebe Auswärtsfahrten dafür, dass man nie weiß, was geschehen wird. Sich einfach treiben lassen und dabei die kuriosesten Sachen erleben, dafür fahr ich gerne alle zwei Wochen durchs Land. Da kann Peter Z. machen, was er will…


Sehr treffender Abschluß zu einem schönen Artikel! Vielen Dank!


Horschti

Offline rho

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Antw:Fürth - Union
« Antwort #2 am: 17. März 2010, 10:09:03 »
 [bete] auf sowas wartet man doch gerne!!!
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Offline Mike a.R.

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Antw:Fürth - Union
« Antwort #3 am: 17. März 2010, 10:15:51 »
 [lachgrün]
Zitat
Die Fürther Fußballer fielen in erster Linie durch ihr buntes Schuhwerk auf. Von aquamarin über froschgrün bishin zu ockergelb war da die ganze Pelikan-Tuschkastenpalette dabei.

Das war ja noch das bescheidene Schuhwerk an diesem Tag, die Playmobils Färdda Kleeblättla könnten auch noch mit den unterschiedlichsten Schuhmodellen.

http://www.eismann-lauingen.de/spielwaren/playmobil1.jpg
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Offline Färdder

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Antw:Fürth - Union
« Antwort #4 am: 17. März 2010, 20:12:54 »
Schöner Bericht!
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