Eigentlich war ich ja ganz froh dass der Berichte-Kelch aus Cottbus an mir vorüberging, hatte ich mich ja rechtzeitig um einen anderen Doofen gekümmert. Aber der war leider clever genug den Ball nun zurückzuspielen, so dass ich mich nun doch noch mal mit Grausen an den letzten Montag erinnern muss. Und das Grausen begann ja schon vor dem Spiel, denn so richtig konnte sich keiner erinnern, wann wir da schon mal gewonnen haben (war 1969). Überhaupt sind wir beim Thema "Cottbus" schon heute auf einer Augenhöhe mit Hertha BSC, denn wann haben die energischen Bauern mal NICHT gegen die alte Dame gewonnen? Keine rosigen Aussichten also und doch zog es wieder knapp 3.000 Unioner in das finsterste Dreieck der berlinnahen Zone Niederlausitz/Elbe-Elster/Oberlausitz…
Also Cottbus. Da weiß man ja gar nicht wo man beginnen soll. Erst mal mit nem Dank an Svenne, der (ebenfalls zur lange arbeitenden Bevölkerung gehörend) mich zu fortgeschrittener Stunde noch knapp vor kurz in die Lausitz mit transferierte. Wir kamen tatsächlich so perfekt in der Sorbenmetropole an, dass wir über den (mal wieder) sorgsam abgesperrten Stadtring das Stadion genau in den Moment erreichten, als am Eingang zur Südtribüne ein relativ großer Tumult losging, um nicht "Rauferei" zu sagen. Wie man später erfuhr ging es wohl um verschiedenste Sachen, die auf einmal nicht mit ins Stadion durften - allen voran das Banner zur Mottofahrt "Schlosserjungs". Dies und andere Ereignisse waren dann auch später der Auslöser dafür, dass das WS und Sympathisanten zu großen Teilen das Stadion bereits nach wenigen Spielminuten wieder verließen. Doch um sich hier nicht weiter in den Bereich von drittklassigen Spekulationen zu begeben, sollte einfach die kommende "WaldSeite" abgewartet werden.
Ich fand meinen Platz jedenfalls im unüberdachten Eckteil des Gästeblocks, natürlich nicht ohne vorher zweimal angegrabscht und bis auf die Socken untersucht worden zu sein. Das Stadion selber... tja, ich finde es sooo schlecht nicht. Also rein optisch. Über die Finanzierung oder gar über die verbauten Materialen braucht man natürlich nicht reden, aber hässlich geworden ist der Kasten nun auch wieder nicht. Vor allem wenn man die Trabrennbahn von vor einigen Jahren noch kennt. Selbst akustisch war es ganz okay. Und der Eintrittspreis. Das war es aber auch schon. Der Rest war einfach nur ostig, belästigend und am Rande der Körperverletzung. Über Mucke, Stadionsprecher und Maskottchen in deutschen Stadien kann man ja eh geteilter Meinung sein, aber am Montag in Cottbus kam mal wieder das Beste von allem Schlechten zusammen. Was für eine unfassbar ekelige Eventveranstaltung. Ich schätze mal, dass das die Überbleibsel aus der 1. Liga waren, denn SOWAS habe ich so krass nicht mal in Ahlen erleiden müssen. Aber gut - muss ich ja nur einmal im Jahr über mich ergehen lassen... und selbst das ist dann auch noch meine Schuld.
Naja - und hatte man gehofft dass diese Folter durch ne engagierte Leistung der eigenen Fußballmannschaft mit einem Lächeln geschluckt werden könnte, begann das Spiel wie folgt: Anstoß für Union und keine zehn Sekunden später hatte Energie die erste 100% Torchance. Zwölf Minuten später stand es 2:0 für die Hausherren - und das völlig verdient. Dafür war nicht mal viel nötig, denn die Unioner auf dem Rasen taten in den ersten zwanzig Minuten nicht viel anderes als die Unioner auf den Rängen - sie sahen der Heimelf beim Spielen zu. Eine Abwehr war mal wieder nicht vorhanden und nach vorne ging so ziemlich gar nichts. Irgendwie erzielte ausgerechnet der Peitz den Anschlusstreffer, in einer Phase in der sich die Gastgeber bereits seelisch darauf vorbereiteten, auf dem Weg in die Kabine wieder an dem Maskottchen vorbei zu müssen. Wenn ich es mir so recht überlege - war das Vieh vielleicht auch der Grund warum die Gäste in den ersten Spielminuten wie paralysiert über den Rasen schlichen? Und da ich die zweite Hälfte nicht auch noch mal vor dem inneren Auge ablaufen lassen will, komprimiere ich mal das Erlebte auf ein "Copy'n'Paste" der ersten Halbzeit. Cottbus drückt, macht schnell zwei Tore, Union schießt zufällig auch noch ein Tor, hat aber eher Glück dass der Gegner nicht auf ein halbes Dutzend erhöht.
Tja, so war das. Die Ostler wollten ihr "Bauernderby" unbedingt gewinnen, das war von der ersten Sekunde an sichtbar. Die Berliner beschränkten sich aufs Staunen mit offenem Mund, was ihnen allerdings ebenfalls mit Bravour gelang. Und was ich dem Team vor allem zum Vorwurf mache - durch ihre Passivität ließen sie es zu, dass der Hampelmann mit dem Mikrofon uns tatsächlich bis zu einem "Danke, Danke, Danke, Danke..." mit seiner Eventkacke reizen konnte. Wie schlecht. Schlechter war eigentlich nur noch, dass man es in Cottbus offenbar nicht mal für nötig hält die Tore der Gastmannschaften durchzusagen. Das soll ich noch mal extra betonen und führte natürlich auch umgehend zu einer weiteren Abwertung der Assometer-Note. Diese liegt mit 8,7 von 10 dann auch verdient nur knapp vor so Highlights wie Essen oder Wuppertal. Aber auch kein Wunder wenn man von Frauen hört, die vor versammelter Mannschaft ihre Hose runterlassen mussten (ein Fall für den Staatsanwalt, nicht weniger!) und Fahnen nicht mit reindurften, weil der Stock nicht dran war (!). Und so weiter. Willkommen in der Zone...
Atmosphärisch war es… dem Spielverlauf angemessen. Die Unioner kühlten ziemlich schnell wieder ab, blieben aber auch ohne WS locker im grünen Bereich. Speziell als eh alles egal war wurde der Kampf um die Ränge eröffnet, den die Berliner schon von der Manpower her für sich entschieden. Außer den Aktiven da hinterm Tor, blieb das Stadion nämlich weitestgehend der sozialistischen Klatschtradition treu. Die Unioner sangen auch weit nach Spielende noch trotzig weiter – ein Umstand den nicht jeder positiv bewertete. Auch ich weiß nicht ob es das richtige Signal an die Mannschaft war. Und wenn nicht für die, für wen dann? Uns? Cottbus? Geschenkt…
Die Rückfahrt im plötzlich vollen Auto war dann geprägt von gepflegter Auskotzerei über das gerade Erlebte. Wie ick schon woanders geschrieben habe – wenn es da wenigstens mal ein Happyend für den FCU geben würde, dann könnte man die Rotze ja mit Humor nehmen… aber darauf müssen wir wohl noch weitere 40 Jahre warten. Naja, neuer Versuch nächste Saison.
Eisern!
