mit einem Fuß bereits in der Sommerpause ist... rho :)
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Melancholie und Wehmut...
...waren am Sonntag nur kurz meine Begleiter zum Spiel des gar wunderbaren 1. FC Union aus Berlin gegen die Aufbaugegner (immerhin noch kein Heimpunkt abgegeben) aus Bielefeld. Nach einer eher stressigen und langen Nacht (am Tag der Arbeit haben alle frei, sogar die Leute, die darauf achten, dass niemand aus der Irrenanstalt abhaut, Details erspar ich mal lieber) hatte ich mit nem Kollegen noch einen Absacker und dazu „American Recordings V und VI“ von Johnny Cash, welche im nächsten Morgengrauen noch nachhallten. Viele traurigere Platten dürfte es wohl nicht geben. Ein wenig passte es ja auch zum trüben Wetter und der Abschiedsstimmung, zumindest für, ja für wie viele Monate eigentlich... drei (?) in denen kein Punktspielbetrieb An der Alten Försterei herrscht. Aber naja, lange hielt das alles nicht an. Ich sah mir meine Dauerkarte an, 16 Löcher schon drin, 16 mehr oder weniger grandiose Spiele, immer was geboten, aber irgendwann is ja auch mal gut, man muss ja auch mal durchschnaufen und die Seele baumeln und den Fußballgott nen lieben Mann sein lassen. Aber hey, 2 Spiele standen ja noch auf der Liste, heute und nächste Woche 2 Tage München. Und so kurz vor Fürstenwalde war es wieder da, das aufgeregte Magengrummeln, das mit der fast unbremsbaren Vorfreude einher geht. Tja, und im Bahnhof Köpenick erkennt man mich immer daran, wie ich voller Elan die Treppen runter hüpfe, den Polizisten Blümchen in die Gewehrläufe stecke und den Programmmädels gleich zwei Hefte abkaufe, jedem eines, weil ich mich nicht entscheiden kann, welche schöner ist.
Köpenick gehüllt in rot und weiß und grün. Der Mai ist da, die Bäume schlagen aus und die Polizei zieht in den Krieg. Bzw. kehrt gerade zurück. Auf dem Weg in die Kasernen wird noch mal schnell trainiert, was man so alles in Cottbus und in Kreuzberg in der letzten Woche durchgenommen hat. Schön komplett sinnlos rumstehend Steuergeld verpulvern zum Beispiel. Hallo? Es geht heute gegen Bielefeld! Ein anderer Grund für die massive Präsenz könnten die Vorkommnisse vom Hinspiel gewesen sein. Jedoch war an eine Fortsetzung überhaupt nicht zu denken, denn während auf dem Lande Fans beider Vereine mit dem Anblick der Freunde und Helfer erfreut wurden, feierten andere zu Wasser auf Schiffen Versöhnung (
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/sport/303060.html). Eine Klasse Aktion, Respekt und Dank an das Team rund um olleOma.
Im Stadion 17.000, davon so 500 Bielefelder, gaben einen stimmigen Rahmen für ein letztes Saisonheimspiel, in dem es um fast nichts mehr geht. Naja gut, der Klassenerhalt konnte nun auch praktisch abgesichert werden. Ehrlicherweise hab ich nicht damit gerechnet, dass es noch mal spannend würde im Abstiegskampf. Und eigentlich, sein wa do ma ehrlich, 6 Punkte vorm Relegationsplatz, bei 2 ausstehenden Partien, nö, da könnt ihr mir sonst was erzählen. Man muss auch mal ein wenig Vertrauen in das eigene Team haben. Ein Team, dass zwei Wochen zuvor den Aufsteiger schlägt, soll in den letzten 2 Spielen gegen Truppen, bei denen es um nix mehr geht, nicht einen einzigen Punkt holen? Also bitte. Da ist nichts spannend. Das ist herbeigeredete Panik. Und so war es ja dann auch.
Bielefeld spielte zwar mit und das nicht einmal schlecht, jedoch merkte man, dass es im Verein, in dem einst der kleine Fritz Walter spielte, derzeit weitaus andere Sorgen gibt, als irgendwie noch Siegprämien auszuschütten. Da geht momentan der Arsch auf Grundeis und das nächste Spiel auf der Alm könnte das letzte im Profibereich für lange Zeit gewesen sein.
Unser Coach wieder mit ein paar Änderungen in der Startelf, die insofern zielführend waren, dass der Erfolg gleich mal auf dem Platz stand. Brunne war diesmal von Anfang an aufgeboten, und ich weiß ja nicht wie Experten das sehen, aber irgendwie wirkt das alles stürmerisch kompakter, wenn der Mann dabei ist. Er reißt das gesamte Angriffspiel an sich und die offensiven Leute scheinen aufzuhorchen, wenn er in Ballnähe ist: „Jetzt kann was passieren.“ Und alle sind einen Tick aufmerksamer, weil hier was überraschendes gehen kann. So dann auch Tor eins nach schöner Vorlage durch Karim und Ede. So ziemlich mit dem ersten Angriff. Dann war erst mal so ein wenig die Luft raus bzw. Mittelfeldgeplänkel war angesagt. Ab und an wurde den Bielefeldern gestattet, auf das Tor zu schießen, aber meist nur aus weiter Entfernung und wenig erfolgversprechenden Positionen, wie z.B. ... ähem, ausm Abseits heraus. Das Schirigespann hatte ja eh schon die Lacher auf seiner Seite, einen etwas korpulenteren Linienrichter, der beim Warmlaufen bescheißt, sieht man nicht alle Tage. Sympathien verspielten sie sich durch die richtige Abseitsentscheidung zu unseren Gunsten kurz nach dem Führungstor nicht. Auf den Rängen dann erstmal auch nicht viel Großartiges, aber auch keine riesigen Pausen und gegen Ende der 1. Hälfte wurden die Kehlen noch mal zum Endspurt getrieben.
Entweder es gab gar keinen Pausentee oder die Mischung wurde gewechselt. Team weiß kam diesmal nicht schläfrig aus der Kabine, aber auch nicht übermotiviert. Sondern genau richtig dosiert gegen sich tapfer wehrende Arminen, die aber jetzt kaum noch zwingend waren. In der 52. Minute schießt Mac nach ner Ewigkeit mal wieder ein Tor für Union, zählte aber ebensowenig wie der Versuch des Kollegen von fast der gleichen Stelle, 30 Spielminuten zuvor. Herr suk meinte, es wäre kein Abseits gewesen, was ich im ersten Moment auch gesagt hätte, aber 4 Minuten später war dies auch egal, da Herr Brunnemann sein zweites Tor mit piekigem Außenrist erzielt hatte. Nach sehr schöner Vorarbeit durch Ede übrigens, der scheinbar auch langsam ankommt. Jupp, und das war es dann an Spannung. Wir spielten das Ding locker runter, einzig ein frischer Halfar gab noch drei Versuche den Anschluss zu erzielen in einer Minute zum Besten. Was ihm nicht gelang. Und in der letzten Minute Dogan (wie man so munkelt...) mit seinem Ausstand und schoss ein wunderschönes Freistoßtor genau in den Winkel. Und der Schiri sah das und sagte sich, dass dies das Schönste war, was er heute zu sehen bekam, warum hier noch künstlich was in die Länge ziehen, und pfiff gar nicht erst wieder an.
Freude pur natürlich. Auch der Letzte wurde seiner Anspannung ledig. Gesungen wurde ja schon die ganze Halbzeit durch. Jetzt folgten „minutenlange stehende Ovationen“ und natürlich wurde nicht der unselige Seitenhieb auf Erna vergessen, der mir kurz die Stimmung verhagelte, aber relativ zügig durch ein viel lauteres „Eisern Union“ übertönt wurde. Ey, im Moment des eigenen Triumphs... aber naja, druff geschissen. Bis zum Kehraus blieben wir noch den Moment genießend im Block. Ein fcub.de-Fan wollte uns noch ne Cola andrehen, aber jedes Groupietum hat seine Grenzen, nich wahr (zumal er die Dose wohl auch nur geschenkt bekam, pah ;). Letztendlich versöhnlich endete so eine recht turbulente Heimsaison mit dem mittlerweile 9. Sieg bei drei Niederlagen und fünf (echt, nur?) Unentschieden. Am Sonntag geht es nach München, ganz entspannt ein Freundschaftsspiel kucken, schaumerma dannsehnwaschon...
Eisern
rho



