Gestern war Ruhetag, da kann man vielleicht schon mal ein kleines Zwischenfazit ziehen:
Die Favoriten haben sich bei der einzigen Bergankunft wenig in die Karten gucken lassen. Trotzdem kann man ein paar Sachen schon mal feststellen.
Das Astana-Team ist um einiges stärker, als das viele vorher vermutet hätten. Die Tempoarbeit nach Morzine, mit der der zurückgefallene Armstrong weiter distanziert wurde, war schon stark. Das genau umgekehrte gilt für das vorher so in den Himmel gehobene Radio Shack Team. Egal ob
Armstrong nur einen schlechten Tag hatte oder generell am Berg nicht mehr mithalten kann - ein
Klöden, der am Ende in Morzine eine Minute verliert (und den Tag zuvor noch mal 3 Minuten), ein
Brajkovic, der noch vor Armstrong zurückfiel, ein
Popovich, der das Tempo nicht mitgehen konnte - nur
Leipheimer scheint Normalform zu haben und dürfte jetzt mindestens das Podium anstreben. Dieses - und noch mehr - kann auch
Andy Schleck nur als Ziel ausgeben, der sich nach Morzine in sehr guter Form zeigte. Man kann sich auf jeden Fall auf sehr schöne Duelle mit Alberto Contador am Berg freuen. Schleck muss auf den Toursieger des letzten Jahres noch mindestens eine Minute rausfahren, um im abschließenden Zeitfahren noch eine Chance auf Gelb zu haben. So viel dürfte
Cadel Evans nicht auf den Spanier verlieren. Mit dem Gelben Trikot steht er zunächst mal ordentlich da, Dank seines ordentlichen Prologs und seiner aufmerksamen Fahrweise auf den Pflastersteinetappen. Ich meine aber, bei ihm am Sonntag wieder Schwächen am Berg gesehen zu haben. Ob er in den Pyrenäen mit Schleck/Contador mithalten kann, bezweifle ich. Die Teams Liquigas und Rabobank haben mit
Basso/Kreuziger und
Gesink/Menchov jeweils noch zwei Fahrer, die gut im Rennen liegen. Wobei Menchov und Basso nach Morzine nach meinen Beobachtungen wohl fast schon am Limit gefahren sind. Gesink/Kreuziger sahen da besser aus. Gesink benötigt allerdings mehrere Etappen, auf denen er Zeit herausfahren kann - seine Zeitfahrqualitäten sind leider nicht existent. Großes Augenmerk sollte man dagegen auf
Samuel Sanchez legen. Der Mann sah bisher sehr frisch aus, hat natürlich auch mit dem Handicap zu kämpfen, kein guter Zeitfahrer zu sein. Auf der heutigen Etappe trau ich ihm viel zu - schließlich sagt man ihm nach, ein noch besserer Abfahrer als Kletterer zu sein. Und nach dem Madeleine gehts heute nochmal 30 km in rasender Abfahrt dem Ziel entgegen.
Fehlen natürlich in dieser Auflistung die beiden schillernsten Figuren des Pelotons. Fangen wir mit
Alberto Contador an. Im Prolog fand ich's sehr überraschend, dass er von Armstrong geschlagen wurde. Auf den Pavés fuhr er verhältnismäßig gut, auch wenn er von Schleck ne Minute aufgebrummt bekam. Nach Morzine fand ich ihn sehr überzeugend und souverän. Er konterte einige Angriffe seiner Konkurrenten, ging mit, wenn er musste, sah sofort, wenn jemand anderes nachging und konnte sich dann dranhängen. Sehr abgeklärt und konzentriert. Dass er am Ende Schleck Sekunden wegließ, gibt aber zumindest Hoffnung, dass er zumindest von einem Fahrer noch richtig attackiert werden kann.
Und schlußendlich zum langjährigen Patron der Tour.
Lance Armstrong hat sowohl auf den Kopfsteinpflaster-Etappen als auch nach Morzine brutale Rückschläge hinnehmen müssen. Die Gesamtwertung ist für ihn kein Thema mehr, vielleicht hat er Glück und kann sich so noch einen Etappensieg sichern. Allerdings müsste er dann dem Tempo, welches die Favoritenteams am letzten Berg normalerweise fahren zunächst erstmal folgen können und dann nochml in der Lage sein, zu beschleunigen. Kann er das noch? Ich fürchte, seine großen Kämpfe stehen ihm erst nach der Tour bevor.
![... [dummdidum]](http://www.ofcfans.de/stammtisch/Smileys/default/dumdidum.gif)