Sehr viel zu den Spielen wird hier eigentlich gar nicht geschrieben, oder sehe ich das falsch?
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Dann waren Ranch und ich am Samstag im gleichen Stadion, denn ich habe auf Einladung eines Kölner Freundes das Spiel auch gesehen. Zu den Rahmenbedingungen kann ich wenig sagen, was mir aber auffiel war ein verändertes Leitsystem, welches uns einen Marsch einmal rings ums Stadion einbrachte, um auf die Südtribüne zu kommen.
Ganz verstehe ich das nicht: In der S-Bahn SGE-Fans und FC-Fans bunt durchmischt. Am Aus- und Einstieg stehen beide Fangruppen nebeneinander, vor und nach dem Spiel. Aber sowie man das Stadionumfeld erreicht hat setzt die Fantrennung ein. Ob das irgendetwas löst?
Die Einlasskontrollen empfand ich sogar als recht lasch, da wäre es mir ein leichtes gewesen, irgendwas mitzunehmen. Was ich aber als echte Frechheit empfinde ist dieses System mit dem bargeldlosen Einkauf im Stadion. Im Grunde gewährt man dem Verein eine Art zinsloses Darlehen, wenn man nicht den Komplettbetrag gleich beim Stadionbesuch aufbraucht. Es gibt eine einzige Stelle an der man die Beträge wieder auszahlen lassen kann. Schon für Heimfans eine Zumutung, welcher Gästefan (und wieder an die Fantrennung denken ...) tut sich sowas an? Wie viele Restbeträge auf den Karten verfallen und werden niemals eingelöst? Für mich ist sowas einfach nur Abzocke, weshalb ich auch für die Zeit meines Besuchs nichts gegessen oder getrunken habe. Das überstehe ich auch noch. Aber etwa 2,70€ für eine kleine Laugenbrezel, die es anderswo für 50 Cent gibt, empfinde ich ebenfalls als Unverschämtheit!
Das Spiel ... Als Fan eines Fünftligisten darf ich mich wahrscheinlich gar nicht weit rauslehnen, aber ich fand die ganze Begegnung richtig schlecht. Kein Wunder, dass der FC mit diesen offensichtlichen Schwächen im Kader im Abstiegskampf steht. Aber die Eintracht hat mich nicht nur in der 2. Halbzeit furchtbar enttäuscht. Ein ambitioniertes Team mit einem gewissen Maß an Qualität sollte eine solche Partie zumindest nicht verlieren!
Köln hat nach einer wirklich schlimmen ersten Halbzeit beherzter gespielt, soweit es im Rahmen der Möglichkeiten machbar war. Das Tor war zu dem Zeitpunkt als es fiel nicht einmal unverdient, weil der FC einfach engagierter war. Und das reichte, um ein Mittelfeldteam mit Kontakt zu den Europapokalplätzen zu schlagen. Einfache fußballerische Grundtugenden, denn Klasse habe ich nur wenig gesehen.
Die Innenverteidigung des FC mit Mohamad und Geromel stand insbesondere in der Anfangsphase, als die Eintracht jegliches Aufbauspiel unterband und die Heimmannschaft unter Druck setzte, recht gut. Mohamad war es dann ja später auch, der die einzige große Ausgleichschance zunichte machte. Aber die Aussenverteidiger, Ehret und Brecko genügen eigentlich keinen sehr hohen Ansprüchen. Ebensowenig wie ein Freis im Sturm. Im Mittelfeld fand ich Lanig recht engagiert und dynamisch, ebenso den für Podolski eingewechselten Jajalo. Aber insgesamt war das alles doch eher dürftig. Auch ein Petit ist einfach nicht mehr der Klassespieler, der er einmal bei Benfica war.
Bei der Eintracht fiel mir Fährmann auf, der einige wirklich gute Paraden zeigte. Auf der Linie fand ich ihn wirklich stark, gutes Stellungsspiel, gute Reflexe. Es fällt mir schwer, einen Feldspieler der Eintracht herauszuheben, da spielten wohl einige unter ihrer Form, aber das können andere sicher besser beurteilen.
Zu Beginn zeigte der Eintrachtblock ein Intro zum fünfzehnten Geburtstag der "Binding Szene", die von fern gar nicht schlecht aussah. Auch akustisch konnte sich der Gästeblock einige Male gut in Szene setzen, etwa bei einem Wechselruf "S - G - E" innerhalb des Gästebereichs.
Aber die von mir meist eher etwas kritisch bewertete Wilde Horde zeigte sich, zumindest meiner Ansicht nach, von einer besseren Seite. Da wurde nicht nur reine Hintergrundmusik abgeliefert, sondern immer wieder versucht, Kurve und Gegentribünen mitzunehmen oder etwas von dort aufzugreifen. Dafür kam der Wechelgesang mit der Nordtribüne, den ich schon recht laut erlebt habe, so gut wie gar nicht zustande.
Auf der Tribüne erlebte ich so etwas wie "ideologischen Boykott", wenn viele ältere Fans aus Prinzip nichts aufnehmen, was von den Ultras kommt. Stattdessen gab es von den "Schalträgern" erstaunlich viele Pöbeleien gegen eigene Spieler (Mondragon, Brecko). Immerhin hielten in engen Phasen des Spiels dann doch die meisten zusammen, etwa beim "Klassiker": "Come on FC".
Ansonsten waren die Lücken im Stadion unübersehbar, auch auf der Südtribüne war es in früheren Spielen selten so einfach sich zu bewegen. Da stand man längst nicht so eng zusammen, dass man nur mit Mühe eine Lücke fand, wenn man sich vom Standort fortbewegte.
Immer dann, wenn ich einmal ein Bundesligaspiel besuche, stelle ich fest, wie wenig ich das ganze Showprogramm vor dem Spiel oder in der Halbzeit vermisse. Livebands (die "Höhner" nach der "Schalaffäre" mal wieder im Stadion), Cheerleader, Spielchen, peinliche Filmchen aus irgendwelchen "Fanboxen", nee, keine Lust.
Natürlich werden viele ein Fünftligaspiel bei dem es bestenfalls ein wenig Musik aus der Sprecherkabine gibt, als Tristesse empfinden. Aber ich brauche selbst diese im Grunde nicht. Labern mit den Kumpels, eine bezahlbare Stadionwurst vom Rost, richtiges Bier, Stimmung, die von den Fans kommt, ob "Oldschool" oder "Ultra". Wobei diese Stimmung in vielen Stadien dieser Welt auf Nörgeleien über das eigene Team. Gepöbel gegen die Gegner und Tiraden gegen die Schiedsrichter beschränkt ist.
Vor einem Jahr sah ich das Spiel St. Pauli gegen Fortuna Düsseldorf, zu der Zeit ein Zweitligaspitzenspiel. Ich denke heute noch voll Wehmut an jenen Abend zurück, als ich eingezwängt auf einem halben Quadratmeter stand, die Heim- wie die Gästefans begeistert mitgingen und beide Mannschaften ein mitreissendes Spiel zeigten, welches eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Von all dem war die Begegnung am Samstag vor allem von der Qualität des gezeigten Fußballs sehr weit weg.
Noch einige Sätze zum 1. FC Köln: Wenn man sich dort endlich von Kompetenz leiten liesse, statt überteuerte Spieler zu kaufen, die dann den Kader sinnlos aufblähen (Ionita, Andrezinho) auf Talente setzt, dann kann das was werden mit dem Verein. Daher sehe ich es durchaus positiv, wenn Spieler wie Schorch, Clemens, Lanig oder Matuschyk ihre Gelegenheit bekommen, sich zu bewähren.
Oder wenn ein Adel Chihi aussortiert wird, der entweder total am Rad dreht oder ganz schlecht beraten wird. Wenn so einem Spieler 55 000€ Gehalt im Monat nicht ausreichen, weg mit ihm. Und das Schäfer als sein ehemaliger Jugendtrainer da auch konsequent ist, obwohl der Overath wohl einen Narren an dem Chihi gefressen hat, gefällt mir ebenfalls. Bodenständige Talentarbeit und nicht die krampfhafte Suche nach "Stars" und "Namen" würden diesem Verein in meinen Augen sehr gut tun (anderen Vereinen auch ...)
Wenn ich die Bundesliga anschaue, in der ich mich sicher längst nicht so gut auskenne wie viele andere hier, dann gefällt mir einfach, wie sich in dieser Saison Vereine wie Dortmund, Mainz, Hannover, Freiburg und Nürnberg in Szene setzen. Konsequenter auf junge Spieler zu setzen, Teams aufzubauen, Trainer auch mal nach Rückschlägen weiterarbeiten lassen. Es geht mir überhaupt nicht um Sympathie für irgendeinen der genannten Vereine, sondern darum dass diese
Mannschaften aufgebaut haben.
Als Negativbeispiele sehe ich überteuerte aber schlecht zusammengestellte Kader wie etwa beim HSV, auf Schalke, in Wolfsburg oder, ganz krass, Mönchengladbach. Betrachtet man die Investitionen in die Teams, müssten diese ganz anders dastehen. In Stuttgart und Bremen hat man es nach meiner Ansicht nicht geschafft, Leistungsträger angemessen zu ersetzen bzw. zu wenig in Qualität investiert. Das hat widerum Bayer Leverkusen meines Erachtens ganz gut hinbekommen, die ich jetzt nicht zu den Überraschungsmannschaften zähle, die man vorher eher in hinteren Tabellenregionen vermutet hat.
Damit gebe ich keine Prognosen zum Saisonende ab, eher eine Art Hinrundenfazit. Das dieses sicher teilweise oberflächlich und im Detail falsch sein mag, nehme ich durchaus in Kauf. Lasse mich aber auch gern von jenen berichtigen, die sich in der Bundesliga besser auskennen.
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