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Am Sonntag ist es erstmals seit seit 48 Jahren und vier Monaten wieder so weit: Der Fußballsportverein Frankfurt fordert die Eintracht in einem Pflichtspiel heraus.
Am 16.12.1962 gab es zum letzten Mal ein Stadtderby. Damals standen sich die blau-schwarzen aus Bornheim und die rot-schwarzen vom Riederwald in der zweiten Runde des Süddeutschen Pokals gegenüber.
Am Bornheimer Hang behielt die Eintracht knapp mit 2:1 die Oberhand.
Die Eintracht war damals haushoher Favorit, die deutsche Meisterschaft war erst drei Jahre her, etliche Spieler vom legendären Finale 1959 waren gegen den krassen Außenseiter aus der Zweitklassigkeit aufgeboten: Dieter Lindner, Egon Loy, Richard Kreß, Hermann Höfer, Friedel Lutz und Dieter Stinka.
Das noch legendärere Finale im Europapokalfinale der Landesmeister gegen Real Madrid aus dem Jahre 1960 war ebenso noch allgegenwärtig, als man 3:7 unterlag.
Immerhin in diesem Zweitrundenspiel hielt der FSV gut dagegen, die Tore für die Eintracht erzielten Lindner und Schämer, für den FSV war Piechaczek erfolgreich.
Wen es interessiert:
Hier ein Spielbericht und die Daten.
Nun geht es also wieder nach langer Zeit gegen den Sportverein. Gab es einst bei den Derbies heftige Auseinandersetzungen auf dem Rasen und auch auf den Rängen (Zuschauerausschreitungen aus den 50er Jahren sind überliefert), rot-schwarze und blau-schwarze Gebiete (das unbefugte Aufhalten eines Eintrachtlers in FSV-Areas setzte schon mal Maulschellen, und umgekehrt) und der Riss zum Beispiel durch meine eigene Familie (meine Onkels schlugen sich gegenseitig windelweich; der Ältere platzierte zum Abstieg des FSV Anfang der 60er Jahre eine Todesanzeige), hat sich seit etlichen Jahren das Verhältnis überwiegend zum netten Nebeneinander gewandelt.
Dazu bei trug natürlich die lange anhaltende sportliche Durststrecke der Bornheimer, zu sehr war die Eintracht außer Konkurrenz, zu wenig Zuschauer fanden den Weg zum Bornheimer Hang.
Ich selbst bin früher recht oft zum Hang gegangen: Aufstiegsrunde zur zweiten Liga, u.a. gegen Viktoria Aschaffenburg und die Schnüdel, zweite Liga gegen Hannover, Pokalspiele gegen Bochum, Duisburg und Lautern zum Beispiel.
Da waren, wenn ich mich nicht irre, jeweils so um die 6000 Zuschauer, für den Sportverein beachtliche Zahlen.
Die schwarz-blauen Anhänger standen damals noch auf der Gegengeraden, praktischerweise direkt unterhalb des Verpflegungsstandes, der standesgemäß Apfelwein aus dem Bembel ausschenkte.
Es folgten schlimme Zeiten, das Unkraut und die Verbindlichkeiten wuchsen am Hang, die Mannschaft spielte teilweise nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Während bei der Eintracht eine vergleichsweise unglaublich erfolgreiche Phase einsetzte, mit begeisterungsfähigen Zuschauern und einer Atmosphäre, die damals deutschlandweit seinesgleichen suchte.
Aufstieg, Pokalfinale, Europacup, volles Stadion, reise- und sangesfreudige Crowd bei der Eintracht - das alles dürfte es dem Sportverein nicht leichter gemacht haben, neue Zuschauer zu generieren.
Seit dem Wiederaufstieg in die zweite Liga und mit dem umgebauten Stadion hat sich in Bornheim ein Stamm von etwa 3000 herausgebildet, darunter auch bei jedem Heimspiel immer viele Eintrachtler.
Am Sonntag trägt der FSV sein Heimspiel verständlicherweise im Waldstadion aus. Mag sein, dass dies der eine oder andere Schwarzblaue bedauert, verständlich ist es allemal. Bei mindestens 45.000 erwarteten Zuschauern kann es sich der finanziell bescheiden ausgestattete Verein nicht leisten, auf die zusätzlichen Einnahmen zu verzichten.
Verteilt sind die Zuschauer ähnlich wie bei einem Eintracht-Heimspiel: Die Gäste in ihrer Kurve, der Nordwestkurve, die Heimfans finden im kleineren Gästeblock in der Ostkurve Platz.
Eine sinnvolle Maßnahme; es darf bezweifelt werden, dass der FSV mit seinen aktiven Fans auch nur annähernd die Stehplätze dort voll bekommt.
Wie dem auch sei: Außer ein paar Frotzeleien erwarte ich null Agression, weder von Eintrachtlern noch von den Gastgebern, dafür ein stimmungsvolles Spiel, das sicher kein leichtes für uns wird.
Aber bei allem Respekt vor unserem kleinen Nachbarn, der sich ja inzwischen etabliert hat in der zwoten Liga: Unseren Ansprüchen genügt nur ein Sieg, nichts anderes.
Und dann ruf ich meinen FSV-Onkel an und frag ihn, wie das Spiel ausging.
Korrekturen und Ergänzungen aus Bernem sind erwünscht.