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AutorThema: 18 Spieltag  (Gelesen 1302 mal)

Offline Sujo96

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #105 am: 24. Januar 2012, 10:23:10 »
 [lachgrün]
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Offline badman

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #106 am: 24. Januar 2012, 10:54:01 »
ich finde es sehr komisch, dass einer mit Megaphon am Zaun was vorsingt, wenn man es wenigstens aus dem Block machen würde, sonst seh ich auch eher dass die viel für ihren Verein tun, allerdings nach ihrer Interpretation, in Liga 3 fallen die halt auf weil es die einzigen sind die hin gehen (auswärts), wem macht supporten noch Spaß wenn man ständig von Handys gefimt wird, fehlt nur noch ne Kiss Cam

Die meisten haben doch nur noch auswärts ein Megaphone, ansonsten geht es über die Stadionbeschallung. Und wie will man ein Spiel verfolgen wenn man entweder mit dem Rücken zum Spiel steht oder ununterbrochen den Capo beobachtet? Das spielbezogene fehlt einfach. Neulich hat der Typ von 11 Freunde in irgendeiner Doku mal genau das Richtige in dieser Art gesagt.

naja wenn auch mal andere ein Spiel " leiten " dürften fänd ichs vielleicht sogar lustig, so find ich siehts wie ne Herde aus anstatt ner Horde, gut war Orange Chaos beim KSC  ;)
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Offline Ralle

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #107 am: 24. Januar 2012, 17:03:26 »
ich glaub der 11 Freunde-Artikel hieß "der dressierte Fanblock" und war nicht schlecht geschrieben.Allerdings hagelte es in der darauffolgenden Ausgabe natürlich Leserbriefe (vornehmlich von Ultras)die sich falsch dargestellt sahen.
Mir kommts beim Support auf Spontanität und Witz an.Ich will einfach auch mal auf eine Spielsituation reagieren können und eben nicht monoton der Herde mitblöken. Aber da gehts sicher vielen so....
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Offline Matti

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #108 am: 24. Januar 2012, 17:31:25 »
 [nik]
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Offline Tara

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #109 am: 24. Januar 2012, 17:53:54 »
ich glaub der 11 Freunde-Artikel hieß "der dressierte Fanblock" und war nicht schlecht geschrieben.Allerdings hagelte es in der darauffolgenden Ausgabe natürlich Leserbriefe (vornehmlich von Ultras)die sich falsch dargestellt sahen.
Mir kommts beim Support auf Spontanität und Witz an.Ich will einfach auch mal auf eine Spielsituation reagieren können und eben nicht monoton der Herde mitblöken. Aber da gehts sicher vielen so....

Genau was du da ausdrückst ist das was ich meine. Kann man den Artikel irgendwo online lesen?
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Offline AcPauer

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #110 am: 24. Januar 2012, 19:17:46 »
Bin nicht ganz sicher, ob es der hier http://www.11freunde.de/ballkultur/101471 war.
Wenn Holland nicht wär, läg Aachen am Meer.

Offline badman

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #111 am: 25. Januar 2012, 06:40:25 »
Der dressierte Fanblock (11 Freunde Artikel)
Am sechsten Spieltag der 2. Liga verlor der 1. FC Nürnberg sein Heimspiel gegen den MSV Duisburg sang- und klanglos mit 0:1 und rutschte auf den 14. Tabellenplatz ab. Das Gegentor fiel bereits in der 23. Minute, anschließend ging nicht mehr viel zusammen. Nun hat es in der Vergangenheit bereits Spiele gegeben, in denen Heimmannschaften einen solchen Rückstand noch gedreht haben, mit eigener Leidenschaft und der Unterstützung des Publikums. Nicht so jedoch an diesem Abend in Nürnberg, denn die Ultras in der Nordkurve des Frankenstadions schienen wenig interessiert am Treiben auf dem grünen Rasen. Sie schwiegen zu Spielbeginn zunächst 20 Minuten lang und sangen dann bis zum Abpfiff eine einschläfernde Endlosmelodie – als Protest gegen die Montagsspiele im DSF und fanfeindliche Anstoßzeiten.

Vielleicht nur eine Momentaufnahme. Vielleicht aber auch ein weiterer Beleg für die Vermutung, dass die Fankultur in deutschen Stadien inzwischen ziemlich auf den Hund gekommen ist. Denn der deprimierende Abend in Nürnberg zeigte exemplarisch, wie weit sich der Support in vielen Kurven bereits vom ursprünglichen Sinn und Zweck eines Fanblocks entfernt hat, nämlich die Mannschaft zu unterstützen, der viel beschworene 12. Mann zu sein. Und vielleicht noch schlimmer: Von der Wildheit, der Anarchie, der Spontaneität, die die Fanblöcke über Jahrzehnte hinweg auszeichneten, ist im Herbst 2008 nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen trifft sich jeden Samstag auf den Stehrängen ein gut gedrillter Männerchor und wartet auf seinen Dirigenten. Staatsoper statt Punkrock.

Natürlich hat diese Entwicklung viele Ursachen. Sie hat zu tun mit den antiseptischen Stadien, in denen Profifußball heutzutage stattfindet. Und auch die Klubs haben dazu beigetragen, weil sie immer noch nicht begreifen wollen, dass Fußball kein Musical ist, kein Starlight Express auf grünem Rasen. Und trotzdem: Schuld an der Misere sind nicht nur der moderne Fußball, der verdammte Polizeistaat und skrupellose Vereine, sondern eben auch jene, die einmal antraten, um die Fankultur zu retten: die Ultras.

Doch der Reihe nach: Es ist noch nicht allzu lange her, da orientierten sich deutsche Anhänger auf der Suche nach Inspiration traditionell nordwestlich, die britische "terraces" waren das Vorbild hiesiger Fankurven. Bis zur Mitte der 90er Jahre setzten sich Moden, die der "Kop" in Liverpool oder Chelseas "Shed End" vorlebten, mit Verzögerung auch in Hamburg, Düsseldorf und Nürnberg durch. Wie binde ich meinen Schal, welche Lieder singe ich, wie schaue ich Fußball, das das schauten sich die deutschen Kurven seit den 60er Jahren vorwiegend von den englischen Lads ab. Vor allen aber importierten sie das egalitäre Prinzip, dass im Fanblock keine Anführer gewählt werden, alle waren gleichberechtigt und gleichverantwortlich für die Unterstützung des Klubs. Fiel jemandem etwas Witziges ein, rief er es. Wenn er Glück hatte, fanden andere das ebenso lustig und am Ende brüllte es die ganze Kurve. So lief es früher.

Seit 1997 jedoch haben sich die Verhältnisse radikal geändert. Begünstigt durch den langsamen Nidergang der englischen Fankultur, befeuert aber vor allem durch die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs, entdeckten deutsche Anhänger die italienische "Curva" als neues Vorbild. Die Ultras in Rom, Neapel, Livorno hatten mit dem traditionellen Bild der eher statischen deutschen Kurven wenig gemein. Waren die Fanblöcke hierzulande eine bunte Mischung unterschiedlicher Fanklubs und Einzelpersonen, präsendtierten sich die italienischen Anhänger schon damals als homogene, hierarchisch organisierte und von sogenannten "Capos" geführte Großgruppen, die im Fanblock nicht nur sangen und klatschten, sondern auch gerne auch mal kollektiv unterhakten und quer durch den Block schunkelten. Und was den deutschen Fans vielleicht noch mer imponierte: Viele italienische Kurven waren autonom und wurden von den Ultras selbst verwaltet, in Deutschland, dem Land der Fahnenpässe, eine überaus verlockende Vorstellung.

So befremdlich die neue Kultur auf alteingesessene Anhänger wirken mochte, der Siegeszug der Ultras schien zunächst die logische, einzige mögliche Reaktion der Fans auf eine zunehmend kommerzialisierte und restriktive Fußballwelt zu sein. Denn Vereine und Polizei hatten in den Jahren zuvor jede nur erdenkliche Anstrengung unternommen, um die aktiven Fans den Aufenthalt im Stadion gründlich zu verleiden. Lückenlose Überwachung durch unzählige Kameras, willkürliche Stadionverbote, brachiale Dauerbeschallung mit Rummelplatzmusik, die jedes Einsingen vor dem Spiel verhinderte, Fahnenpässe, flächendeckende Verkleinerung der Stehplatzareale, man könnte noch zwei, drei Stunden so fortfahren ohne sich zu wiederholen.

Dagegen setzten die Ultras ein selbstbewusstes Zeichen. Wollten fortan nicht mehr diejenigen sein, die freudig mitsingen, wenn die Stadionregie "I will survive" von der Hermes House Band durchs Stadion dröhnen ließ. Und wollten sich abgrenzen, von jenen, die getrieen in den nächsten Fanshop rennen, wenn der eigene Klub die siebte Away-Kollektion der laufenden Saision herausgebracht hatte. Stattdessen formulierten die Ultras einen Frontalangriff auf die bestehenden Zustände: Wir sind der Verein. Spieler kommen und gehen, Vorstände demissionieren, wir Anhänger jedoch stehen ein Leben lang zum Verein. Das war zwar ziemlich pathetisch formuliert, traf aber den Nerv vieler frustierter Anhänger. Denn damit gingen die Ultras noch einen Schritt weiter als die Fanzine-Generation, die Anfang der 90er Jahre mit ihrem Kampf gegen Versitzplatzung un den Rassismus auf den Rängen den Diskurs in den Stadien dominiert hatte.

Ausgehend vom Frankfurter Waldstadion, wo sich 1997 mit den "Ultras Frankfurt" die erste ernstzunehmende deutsche Ultragruppe gründete, schossen in den Folgejahren in nahezu allen großen Stadien der Republik Gruppen nach italienischem Vorbild aus dem Boden und übernahmen in Windeseile die Lufthoheit in den meisten Kurven. Manch eher traditionell gesinnte Fanklub beäugte die neue Mode zwar kritisch, die überkommene Kuttenkultur mit ihren Fanklubs hatte dem Korpsgeist, dem Gestaltungswillen und dem Bewegungsdrang der Ultras aber wenig entgegenzusetzen. Wie altmodisch wirkten Jeanskutten und Aufnhäher gegen die dynamische und smarte Ultraskultur.

Zumal nun vorher nicht Gesehenes auf den Rängen passierte. Wo es früher oft nicht einmal Haupttribüne und Kurve hinbekamen, den Heimatverein einigermaßen einstimmig anzufeuern, warfen sich plötzlich die tribünen perfekt getimte Wechselgesänge zu, hüpfte ein ganzer Fanblock im Wiegeschritt und sangen die Fans gar mehrstrophige Lieder, wo der Anhang früher schon beim ersten Relativsatz dezent ins Schwitzen kam. Das war neu und aufregend und die einzige Frage, die sich Anhänger in den ersten Jahren stellten, war folgende: Warum haben wir das eigentlich nicht schon immer so gemacht?

Doch was zunächst daher kam wie ein offenes System, wie ein verlockenedes Angebot an die Fans aller Couleur, mehr zu tun als nur zu singen und in die Hände zu klatschen, ist inzwischen weitgehend erstarrt, in strengen Hierarchien, merkwürdigen Ritualen, kindischen Diebstählen und jenem viel beschworenen Kampf "gegen den modernen Fußball", der für so ziemlich alles verantwortlich gemacht wird, was seit Fritz Walter im deutschen Fußball schief gelaufen ist.

Das Elend der Ultra-Kultur versinnbildlicht dabei der Vorsänger. Jener Fan, der auf dem Zaun sitzt, dem Spielfeld den Rücken kehrt und mit Megaphon in der Hand den nächsten Song anstimmt. 90 Minuten lang brüllt er heisere Kommandos ins Sprachrohr, ohne Pause, ohne Unterlass. Man muss den Vorsängern nichts Böses wollen, jeder für sich ist sicher ein integrer Bursche und altgedienter Veteran, um festzustellen, wie fatal dieses Cheerleading vom Zaun herab auf den Fanblock wirkt. Denn es macht aus aktiven Fans willige Vollstrecker. esungen wird nur noch das, was dem Vorsänger gerade einfällt, spontane Zwischenrufe haben eintgegen allen Beteuerungen kaum noch eine Chance, schleichend haben sich so Witz und Anarchie aus den Kurven verabschiedet, die Fanbläcke entmündigen sich selbst. oder wie es das Stuttgarter Commando Cannstatt vielleicht ungewollt totalitär formuliert:"Eine der Grundeinstellungen sollte es sein, dass man seine eigenen Interessen immer hinter die der Kurve und der Gruppe stellt."
Und:" Die Wege der Gruppe sind auch die eigenen Wege."

Nun gibt es ja durchaus ein paar plausible Argumente für die Animateure auf dem Zaun. Zum Beispiel, dass sich ein tausendköpfiger Block durch einen Vorsänger leichter dazu bringen lässt, zur gleichen Zeit ein Lied anzustimmen anstatt an vier Stellen gleichzeitig ganz unterschiedliche Songs. Der Preis bleibt dennoch deutlich zu hoch: Denn der Support ist zweifellos lauter geworden und optisch beeindruckender, zugleich aber auch ausrechenbarer und mitunter entsetzlich langweilig.

Was auch daran liegt, dass viele Ultras kaum noch aufs Spielfeld schauen, weil es au den Rängen viel zu viel zu tun gibt. Hüpfen, klatschen, unterhaken, ein schweißtreibender Vollzeitjob. Nun ist gegen den Support mit Händen und Füßen prinzipiell nichts einzuwenden, nur haben sich die Anhänger stillschweigend vom einstigen Selbstverständnis jedes Fanblocks verabschiedet, ein teil des Spiels sein zu wollen. Nicht selten spulen Ultras gänzlich unabhängig vom Spielverlauf ihr Programm herunter und lassen sich, polemisch formuliert, nur ausnahmsweise und höchst ungern von toren unterbrechen.

Anschließend geht es möglichst fix weiter im eigenen Programm. Sie hecheln dabei einem merkwürdigen ideal hinterher, nämlich dem des 90-minütgien Dauersupports, der vermeintlich maximalen Unterstützung des teams, die bei Licht besehen allerdings genau das Gegenteil ist. Denn woran erkennt man ein gutes Publikum? Muss es tatsächlich zwanghaft 90 Minuten lang lärmen, völlig wurscht, ob das eigene team gerade stürmt oder an der Mittellinie Rasenschach aufführt= Nein, ein gutes Publikum ist fachkundig und leidenschaftlich, es honoriert Einsatz, Kampfesmut und Spielwitz, es bejubelt tore und leidet mit, wenn auf dem Rasen nichts zusammenläuft. Ein gutes Publikum darf sich auch die Seele aus dem Leib pfeifen, wenn die Spieler lustlos übers Feld schleichen.

Stattdessen aber kultivieren viele Ultras einen merkwürdigen Leistungsgedanken. Das beginnt bei den Choreografien vor dem Spiel, die inzwischen längst zu uninspirierten Materialschlachten verkommen sind. Wenn wieder einmal das halbe Stadion Papptafeln hochhalten muss, während die Kurve ein martialisches Spruchband präsentiert, ist das auch nicht viel kreativer als eine nordkoreanische Aufführung anlässlich des Geburtstags des großen Führers Kim Jong Il. Was viele Ultras nicht zu stören scheint, denn kaum etwas findet solche Resonanz in der Szene wie die immer gleichen Bilder von Papptafeln, Doppelhaltern und bunten Girlanden. Kaum einem Ultra-Aktivisten fällt dabei auf, wie die Jagd nach immer bombastischeren Aufführungen die Kritik am Showbusiness Fußball konterkariert. So wortmächtig man nämlich gegen die klebrige Inszenierung des Profifußballs als bonbonfarbenes Event für zahlungskräftige Mittelstandsfamilien wettert, so leidenschaftlich produziert man selbst die atmosphärischen Bilder für die Anmoderation der Premierekonferenz. Schon Frankfurt-Ultra Adorno wusste. Das richtige Leben im falschen ist manchmal nicht so einfach.

Ähnlich verhält es sich mit dem Liedgut. Auch hier jagen viele Ultra-Szenen nach immer neuen, immer komplexeren Songs, die Eindruck bei den Gegnern schinden sollen. Kurven, die nicht alle zwei, drei Monate ihr Repertoire grundlegend überarbeiten, gelten schnell als rettungslos altmodisch. Manisch wird deshalb das Archiv der Plattform "Youtube" nach neuen Melodien ausländischer Szenen durchforstet . Als etwa die Ultras aus Pisa im Frühling den guten, alten Kaoma-Hit "Lambada" für die Kurve adaptierten, starteten die deutschen Szenen ein regelrechtes Rennen um die Erstveröffentlichung im deutschsprachigen Raum. Inzwischen wird das Stringtanga-Lied in Frankfurt, Hannover, Wien und Karlsruhe gesungen. Dass ständig neue, immer komplexere Lieder gesungen werden müssen, hat allerdings den unschönen Effekt, dass oftmals nur der harte Kern der Szene, der die Lieder zuvor gelernt hat, auch wirklich mitsingt (wobei allerdings mindestens die Hälfte des harten Kerns damit beschäftigt ist, die andere Hälfte des harten Kerns mit Fotohandy abzufilmen). Bis jedoch auch andere Anhänger text und Melodiefolge so weit verinnerlicht haben, dass sie ohne zu zögern einstimmen, ist das Lied oft schon längst wieder aus der Mode. Das faszinierende Schauspiel, wenn ein Choral der Fankurve auf das ganze Stadion übergreift, so dass die Opas mit Gehhilfe auf der Haupttribüne und die Jungspunde aus dem Fanblock das Gleiche brüllen und das Gleiche fühlen, wird so immer seltener und kommt eigentlich nur noch vor, wenn die Fankurve einen Gesang der Kategorie "Oldschool" anstimmt, auch wenn der weder vierstrophig noch in Deutschland einzigartig ist.

Die Schuld an der daraus resultierenden Spaltung der Fanblöcke in trällernde Ultras un den schweigenden Rest geben die aktiven Fans oft voreilig den Umstehenden, exemplarisch formuliert von den Ultras Wuppertal:" Leute, die ihr Maul nicht aufkriegen und nur dumm rumstehen, können auf der Nord bleiben!"

Ultras sind im Gegenzug für die Entwicklung der letzten Jahre schon häufiger hart angegangen worden. Kaum ein Vereinsforum, in dem nicht schon mehrfach und sehr engagiert über die Rolle der Ultra-Szene, die Vorsänger und das Liedgut gestritten wurde. So kritisierte etwa ein Gladbacher nach dem rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln die eigenen Ultras:" Die meisten der neueren Liedchen singen wir in einer tonlage, als wären sie eigens für Loriots Hund "Wum" aus "Der große Preis" kreiert worden. Laustärke? Null!" Nicht ganz zu Unrecht beklagen sich Ultras allerdings, dass solche Kritik nur anonym in Fanforen gepostet wird, selten sprechen Ultras und eher traditionelle Anhänger so intensiv wie gerade in Mönchengladbach. "Bei uns ist insbesondere die noch immer starke Kuttenszene und die aufkommende kleine Ultraszene sehr eng miteinander verwoben und esonders an Spieltagen ständig mitenander im Austausch", sagt Fanbetreuer thomas Weinmann. In der Regel wird in solchen Diskussionen aber ohnehin konsequent übersehen, dass es letztendlich um etwas viel Gundsätzlicheres geht als um den mauen Support am letzten Samstag, nämlich um das Selbstverständnis der Fans.

Nun ist es ja so, dass der heutige Profifußball für jeden Fan, ganz egal ob Kuttenträger, Normalo oder Ultra, mitunter nur sehr schwer zu ertragen ist. All die falschen Emotionen auf dem Platz, der Super-Sonntag im DSF, wenn doch nur Wolfsburg gegen Bochum kickt, Reinhold Beckmann, horrende Eintrittspreise, die absurden Gehälter der Spieler und bis zur Unkenntlichkeit zerpflückte Spielpläne - eigentlich ist es fastein Wunder, dass immer noch so viele Leute zum Fußball gehen. Nur, wie kann ein Fan auf all das reagieren? Viele traditionelle Anhänger haben sich angepasst, sitzen brav auf ihren Schalensitzen, schwenken Gratisfähnchen und halten es für den Gipfel der Ekstase, wenn die Welle durchs Stadion schwappt. Andere Fans ertragen den Event im Stadion, die debilen Maskottchen, bizarre Gewinnspiele und das Karachometer mit einer Mischung aus Ohnmacht und der grimmigen Zuversicht, dass der Fußball in seinem Innersten unzerstörbar ist. Was bleibt ihnen auch übrig? Die Alternative heißt, daheim zu bleiben oder auf die Verbandsliga auszuweichen.

Die Ultras hingegen haben aus der Kommerzialisierung und Entfremdung zwischen Spielern und Anhängern eine zweitaus radikalere Konsequenz gezogen. Wenn der Verein nicht dafür sorgt, so die weit verbreitete Auffassung, dann sind wir fortan die Gralshüter von tradition, Ruhm und Identität des Klubs. Das war zunächst prinzipiell kein verkehrter Ansazt, waren doch viele Vereine in der Vergangenheit bereit dazu, auch noch das letzte tafelsilber aus den Vereinsvitrinen zu verhökern, wenn es nur genügend Profit versprach.

Nichts schien sakrosankt, nicht die Wappen, nicht die Namen, nicht die Vereinsfarben, nicht die Stadien. Und es ist nur dem entschiedenen gemeinschaftlichen Kampf der Anhänger zu verdanken, dass es in Deutschland im Gegensatz etwa zur englischen Premiere League noch große Stehplatzareale zumindest für die Heimfans gibt, dass es trotz mancher Preiserhöhung immer noch erschwingliche tickets gibt und dass sich die meisten Klubs nicht trauen würden, verkokste Designer an den Vereinswappen herumfummeln zu lassen.

Mehr und mehr allerdings haben sich viele Ultras in den letzten Jahren davon verabschiedet, in der Fanszene nach gemeinsamen Positionen aller Gruppen zu suchen und sich stattdessen in eine bisweilen schwer nachzuvollziehende Orthodoxie zurückgezogen. Im gebestmühlenartig vorgetragenen Allgemeinplatz "Gegen den modernen Fußball" wird seither all das vermengt, was nur bedingt zusammengehört: die Geldgier vieler Vereine, die oft willkürlichen Stadionverbote und Schikanen der Polizei, aber eben auch die unverhohlene Abneigung gegen die Zuschauer auf den anderen tribünen, die mit dem Ultra-Gedanken eher wenig anfangen können und damit aus der Perspektive vieler aktiver Fans zwangsläufig nur charakterschwache Erfolgsfans sein können. Die eigentlich ziemlich banale Erkenntnis, dass es seit jeher ganz unterschiedliche Formen des Fußballguckens gibt, wird ausgeblendet.

Und so haben sich die Ultra-Szenen in vielen Stadien zu geschlossenen Systemen entwickelt, mit Probezeit und Gewissensprüfung. Oder eben so:" Man beschloss, die Aktivposten der Untergruppe mit in die Hauptgruppe zu integrieren und den Rest der Untergruppe zunächst unorganisiert zu lassen, mit der Perspektive, bei entsprechendem Engagement aufgenommen zu werden." Kein Strategiepapaier einer Geheimloge, sondern verfasst von den Ultras Regensburg, die damit nur besonders bürokratisch das elitäre Bewusstsein vieler Ultra-Gruppen formulierten. Optiscdh auffälligstes Zeichen dieses Rückzugs aus den offenen Strukturen des Fanblocks ist der Autonomen-Chic, der derzeit in den Szenen grassiert. Nur ein Beispiel unter vielen: Als Ende Oktober der 1. FC Kaiserslautern bei Rot-Weiß Oberhausen gastierte, sprangen reihenweise ganz in schwarz gekleidete junge Herren aus den Zügen und marschierten geschlossen durch den Bahnhofstunnel zu den Bussen, der schwarze Block am Niederrhein.

"Es fällt auf, dass sich allenthalber Aussehen udn Auftreten der Ultras immer ähnlicher werden", schreiben aktive Fans des tSV 1860 München. Und mehr noch: "Neue Ideen scheine rar gesät; und was als Epigone einer fremdartigen Fankultur ins Leben trat, lebt zwangsläufig von bloßer Nachahmung anderer. Dass regionale Unterschiede mehr und mehr verblassen, ist ein Vorgang, den man bedauern sollte."

Stellt sich also die Frage nach der Perspektive der Ultra-Kultur in den deutschen Kurven. Natürlich gibt es kein Zurück mehr zum statischen Support der 80er Jahre. Aber wenn die Ultras mehr sein wollen als eine elitäre Gruppe, die sich jeden Samstag vergeblich darum bemüht, die umstehenden Anhänger im Fanblock für den Support zu begeistern, dann werden sie verstehen müssen, dass eine lebendige Fankultur nicht durch straffe Organisation entsteht, sondern durch die Kreativität jedes Einzelnen. Sie werden begreifen müssen, dass das wahre leben nicht auf Youtube stattfindet, sondern im Stadion. Und dass ein Fanblock keine Dirigenten braucht, um gemeinsam zu singen. Er kommt sehr gut alleine zurecht
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Offline Akki

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #112 am: 25. Januar 2012, 20:12:43 »
kann den Artikel mal jemand zusammen fassen  [dummdidum]

Offline eagle loather

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #113 am: 25. Januar 2012, 21:06:17 »
kann den Artikel mal jemand zusammen fassen  [dummdidum]
Alle ULTRAS sind scheiße!
Ein neuer Freund ist ein neuer Wein;
laß ihn alt werden,
so wird er dir wohl schmecken.

Offline Horschti

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #114 am: 26. Januar 2012, 06:45:00 »
kann den Artikel mal jemand zusammen fassen  [dummdidum]
Alle ULTRAS sind scheiße!

zu pauschal..

Horschti

Offline Mayk

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #115 am: 26. Januar 2012, 10:48:56 »
kann den Artikel mal jemand zusammen fassen  [dummdidum]
Alle ULTRAS sind scheiße!

zu pauschal..

Horschti

Okay, eure Ultras sind scheiße.
*sing* Wir sind die Fans vom Getränkekombinaaaaat, Hanseaaaaat, hammerhaaaaaart!

 

Offline Jan´ni

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #116 am: 26. Januar 2012, 11:35:09 »
Wie gesagt, ich sage ja nicht, dass alles Gold ist was glänzt an der Ultraszene. Aber die Aussage, dass es den Ultras vollkommen egal ist, was auf dem Feld passiert, ist in meinen Augen eine Frechheit! Es mag - vor allem junge - Leute geben, die hauptsächlich wegen der Faszination Ultra in das Stadion kommen und wirklich dem Bild entsprechen, was hier teilweise gezeichnet wird, entsprechen. Aber diese sind mit Sicherheit in der Minderheit. Der Großteil, vor allem die Führungsleute, die seit Jahren dabei sind und heute um die 30 Jahre alt sind, ist in erster Linie mal Fan seines Vereines und macht die ganze Sache für eben diesen.

Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, was den Support angeht, aber ich finde es ehrlich gestanden eine Frechheit, jemandem, der diesen nicht nach den eigenen Vorstellungen angeht, die Liebe zum Verein abzusprechen. Dass den Ultras sehr wohl der Vereinserfolg nahe geht, zeigen doch zig Situationen. Spieler werden nach großen Erfolgen nach der Ankunft zu Hause empfangen, genauso gibt es Reaktionen auf Negativerlebnisse. Nehmen wir doch die - sicherlich absolut nicht positiv zu sehenden - Platzstürme von Hertha kurz vor dem Abstieg oder von Nürnberg jetzt im Pokal gegen Fürth. Das waren doch absolute Ausbrüche von Emotion und Wut nach einer schmerzenden Niederlage. Und da braucht mir keiner erzählen, dass das irgendwelches "Riot-Gepose" war. Eben gerade nicht. Wäre es das gewesen, wären die Leute vermummt und organisiert auf den Platz gestürmt. Sie sind aber in einem spontanen Ausdruck von Wut diesen - sicherlich falschen - Weg gegangen, wobei ihre Gesichter von zig Kameras gefilmt wurden. Weil sie in voller Emotion bei der Sache sind.

Wer sind denn die Zugpferde, wenn es in Vereinen große Aktionen gibt heutzutage? Mit wenigen Ausnahmen geht da alles von Ultras aus, z.B. Zwickau vor nicht allzu langer Zeit.

Ich könnte jetzt genauso dagegenhalten, dass es für die Spieler hemmend wirkt, wenn ihnen jemand "in den Arsch tritt" oder sie auspfeifft, um ihnen "Feuer unter dem Arsch" zu machen. Nach meiner Pädagogik ist es da sinnvoller, das Gefühl zu haben, jemand steht auch an einem schlechten Tag hinter mir und unterstützt mich, das pusht mich noch mehr, weil ich will den nicht enttäuschen. Aber das sind grundsätzlich verschiedene Weltanschauungen. Aber wo ist das Problem? Wenn die Leute wollen, dann findet man ein Gemeinsam von Jung und Alt, aber dazu muss jeder wenigstens versuchen, den anderen zu verstehen.

Und den Vorwurf, dass die Szenen in allen Stadien gleich sind, brauchen sich die Ultras von ihrer Vorgängergeneration m.E. wirklich nicht gefallen lassen. Auch Jeanskutte und "Hurra, hurra die xy sind da" ist auch nicht gerade ein Kreativitätsfeuerwerk.

Wie gesagt, ich verurteile keinen anderen Supportstil und ich kann auch einem Block, der mit 50-60 Leuten im Oldschool-Stil durch die Weltgeschichte pöbelt und "schlachtruft" etwas abgewinnen. Jeder sollte im Stadion die Freiheiten haben, sein Fansein auf seine Weise auszuüben. Als Ultra, als Hool, als Suffi, als Kutte, als Zuschauer und von mir aus auch als Konsument. Aber jeder sollte auch den Lebensraum des anderen respektieren. Denn ein Ziel ist allen gleich. Der Sieg der eigenen Mannschaft.

Offline ranch

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #117 am: 26. Januar 2012, 12:01:41 »
Dein Ansinnen ist aller Ehren wert, und 99% deiner Ansichten zur Sache teile ich.
Aber hier könntest du auch versuchen, einen Kickers-Fan zur SGE zu bekehren. Das wäre genau so zum Scheitern verurteilt.
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Offline galle

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #118 am: 26. Januar 2012, 12:13:17 »
Bei unserer, im Vergleich überschaubaren Fanszene, ist es so, dass bspw. auswärts nur bei den Highlights ein gemeinsamer Support stattfindet, unabhängig davon, was jeder im Block gerade darstellt. Auch zu Hause gibt es zwar die räumliche Trennung, aber die Stimmung ist durch das neue Stadion doch schon erheblich besser geworden.
Auswärts auf den "Dörfern" findet dann immer eine räumliche Trennung statt, ist sicher bei anderen Fanszenen ähnlich. Irgendwie auch logisch, dass mit 300 Leuten auf dem Sportplatz recht wenig rüberkommt, mit über 4.000 in einem WM-Stadion macht das naturgemäss mehr Spaß.
Beide "Seiten" zeigen also durchaus Kompromissbereitschaft, aber richtig warm miteinander wird man sicher auch zukünftig nicht. Muss ja auch nicht sein, wenn alle damit zufrieden sind.
Die große Fanszene, die sich in allem einig ist, wird es doch kaum geben, oder?
Es soll Hähne geben, die denken, dass die Sonne morgens aufgeht, weil sie krähen.

Offline Tara

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Re: 18 Spieltag
« Antwort #119 am: 26. Januar 2012, 12:26:07 »
Dein Ansinnen ist aller Ehren wert, und 99% deiner Ansichten zur Sache teile ich.
Aber hier könntest du auch versuchen, einen Kickers-Fan zur SGE zu bekehren. Das wäre genau so zum Scheitern verurteilt.

Ist es schlimm wenn Menschen von der "modernen Meinung" abweichen?
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