Vierhundert und drei Tage. Oder doch vierhundert und vier? Jedenfalls viel zu lange ist es her, dass ich in unserem Wohnzimmer stand. Nach einem endlos langem Gastauftritt in Prenzlauer Berg, der zwar ungemein erfolgreich und auch sonst den einen oder anderen Vorteil hatte, aber nie auch nur annähernd die nötigen Emotionen erzeugen konnte, um ein Unionspiel angemessen zu begleiten, war es nun endlich an der Zeit wieder nach Hause zurück zu kehren. Was dort in der Zwischenzeit alles passiert war, muss hier ja nicht NOCH einmal näher erzählt werden. Die Wartezeit hat sich allemal gelohnt und den handelnden Personen ist nicht stark genug zu danken, was in den letzten Tagen, Wochen und Monaten ja auch schon zu genüge passierte.
Wenn man den Blick über das runderneuerte Stadion und das angrenzende Gelände schweifen lässt, kann man soviele nette Kleinigkeiten entdecken, soviel Liebe fürs Detail und soviel Weitblick, dass man (natürlich) ebenso vorhandene „Unpässlichkeiten“ gerne übersieht. Es war schon ein seltsames Gefühl die neuen Treppen hochzueilen, weil man jobbedingt etwas knapp in der Zeit ankam. Natürlich war das Stadion schon rappelvoll, so dass es etwas schwierig war die neuen Auf- und Abgänge zu finden, um wenigstens annähernd auf Höhe des alten Platzes zu stehen. Dies gelang dann übrigens auch erst in der Halbzeitpause, als sich die Ränge etwas lockerten.
Es waren einige Minuten Gänsehaut, die ersten Gesänge zu hören ging eiskalt über den Rücken. Meine größte Sorge im Bezug auf das neue Dach betraf ja die Akustik. Auch wenn das Spiel am Mittwoch nicht der große Gradmesser sein kann, fielen mir zwei Sachen auf. Endlich hört man auch im Block M (oder wie auch immer der nun wieder heißt…) wenn an der Mittellinie gesungen wird und – die Gesänge hinterm Zuckertor kamen mir etwas gedämpfter vor. Jedenfalls angesichts der vollen Ränge und der sicherlich hochmotivierten Jungschen darauf. Auch die Herthaner, obwohl mit einem guten Mob angereist und dauerhaft im Einsatz, drangen nur selten sauber an mein Ohr. Aber gut, es war ja auch insgesamt sehr laut im Stadion… wichtig ist ja eh was auf dem Rasen ankommt – und das muss zumindest am Mittwoch mörderisch gewesen sein. Zumindest in der ersten Hälfte schallte es doch einige Male mit enormer Lautstärke von der Geraden runter – ob sich die Anwohner auch so freuen, dass wir wieder zu Hause sind? ;)
Naja, vom Vorprogramm habe ich nicht so viel mitbekommen, was wohl auch ganz gut so war, wie ich erfahren habe. Dann hieß es den ersten Blick auf die Mannschaft zu werfen. Hier wurde natürlich als erstes die Spielkleidung kritisch taxiert. Hmm. Ich bin ja grundsätzlich großer Sympathisant von rein weißer Spielkleidung, aber wenn ich an die letzte Saison denke, in welcher wir rein weiß aufliefen… da wird mir ganz anders. Jedenfalls – ne rote Hose hätte es ruhig sein dürfen. Oder nen komplett rotes Auswärtsdress als Gegenpart. Aber was das mit diesem grau/schwarzen Ensemble soll, kann mir wohl auch keiner erklären, oder? Schade. Zu den Schlafanzügen für die Keeper fällt mir gleich gar nichts ein. In irgendnem Fußballbuch habe ich mal gelesen „Kleide Deine Mannschaft wie Clowns und sie werden spielen wie Clowns“… oder so ähnlich. Naja – und zumindest bei Jan hat es gegen die olle Tante Hertha ja schon ganz gut geklappt, wa? ;)) Ich hoffe wirklich da wird noch mal nachgebessert.
So. Jenuch jemeckert. Ansonsten sah das auf dem Rasen ja schon ganz ordentlich aus. Bedenkt man den Trainingsstand, war ich über die Spielfreude sogar etwas überrascht. Hatte eigentlich vermutet, dass die Teams eher über den Rasen schleichen würden. Aber es war doch ne temporeiche und sehr kurzweilige Partie. Hertha war über 75 Minuten eigentlich den Tick besser, den man von nem Team aus dem oberen Bundesligaviertel erwarten sollte. Eigentlich alle fünf Gegentore entsprangen individueller Stärke, auch wenn sich die Abwehr bei 3 der fünf Treffer zusätzlich noch etwas amateurhaft verhielt. Trotzdem waren auch schon genug Lichtblicke dabei, um es hier nicht zu lang zu machen, hebe ich als Beispiel mal den Björn Brunnemann hervor. Das hatte schon mal richtig Hand und Fuß was der Junge da gezeigt hat.
Schön natürlich auch zu sehen, dass die Abteilung Sturm noch super funktioniert. Karim gleich mal mit nem Doppelpack und Shergo mit nem sehr geilem Tor auf engstem Raum. Das 3:5 am Ende jedenfalls zwar schon der Qualität der Teams angemessen, aber doch nen Tick zu hoch, nach meinem Geschmack.
Aber egal, der Star war an diesem Abend ja ohnehin das Stadion und da ist ja dreimal alles im Soll. Etwas wehmütig suchte ich kurz meine abgestandene und schiefe Stufe, aber diese gehören ja erstmal der Vergangenheit an. Etwas seltsam der Blick in den (nach Spielende leeren) Familienblock neben dem Gästebereich – oder was immer das da sein soll. Und die seelenlose Videotafel… naja. Muss halt. Müssen mussten wohl auch so unangenehme Nebeneffekte wie Lasershow und Frank Walter Steinmeier, sowie die (immerhin gutgemeinte) Urkunde von Frau Schöttler, auf der – und es haben ALLE an der seelenlosen Videotafel lesen können – wirklich „Stadion an der Alten Försterei“ stand. Herrjeh noch mal. Darf nicht passieren sowas. Aber gut, vielleicht bin ich da auch etwas zu streng. ;)
Nicht passieren darf jedenfalls was Christian Arbeit passierte. Und wenn noch doppelt so viele Schmähgesänge aus dem Gästeblock gekommen wären – ein Vereinsoffizieller darf so nicht daneben greifen. Und da waren ja mehrere Dinger an dem Abend, auch schon vor dem Spiel. Ist zumindest nicht mein Verständnis vom „Union Fair Play“ seinen Gästen gegenüber.
Tja, soweit. Wollen wir hoffen das unser restauriertes Schmuckkästchen uns in seinem neuem Zustand ebenso viele schöne Stunden bereitet, wie vor dem Umbau. Und wenn Hertha, Schalke, Bremen und die Bayern wieder weg sind, werden hoffentlich auch die … „Showevents“ wieder aus dem Stadion verbannt. Wir haben 10 Monate Cantianstadion überlebt – da werden wir die vier Spiele auch noch mit nem Lächeln aushalten.
So – schuldig bin ich euch jetzt noch die Abschluß-RK-Assometer-Tabelle aus der letzten Saison:
01. Sandhausen - 1,3
02. Aalen - 2
03. Emden - 2,5
04. Braunschweig - 2,8
05. Unterhaching - 3,43
06. Aue - 3,5
07. Offenbach - 3,6
08. Stuttgarter Kickers - 4
09. Bayern II - 4,5
10. Stuttgart II - 6
11. Union - 5
12. Bremen II - 5
13. Erfurt - 5,6
14. Düsseldorf - 6
15. Dresden - 6,4
16. Wuppertal - 6,75
17. Jena - 6,75
18. Paderborn - 10
Burghausen - ohne Wertung
Regensburg - ohne Wertung
Auffällig die gute Platzierung für Braunschweig. Paderborn Schlusslicht - war klar. Union wurde wieder mit der neutralen Wertung 5 eingepflegt - angesichts des Spielortes wären alleine 2 Punkte Abzug fällig gewesen. Glückwunsch jedenfalls nach Sandhausen zur
langweiligsten entspanntesten Auswärtsfahrt für den UFC Rasenkrieger 08/09.

Früher...

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Eisern!