habe auf einer Fanseite einen Spielbericht gefunden der diese emotionslose Zeit in Saarbrücken bestens beschreibt...
1. FC Saarbrücken vs Wehen Wiesbaden 3:3
Veröffentlicht von Dieter Schmoll, 11.11.2012 - 21:45 Uhr
Der Sommer ist tot. Die Biergärten welken und fallen von den Bäumen - die Hormone vergessen die Suche nach wohlgeformten Fremdkörpern. Irgendwo in einer Ecke fristet die Hautcreme ihr karges Dasein: achtlos bei Seite gelegt, eingetrocknet und vergessen, rettet sie sich nur mit Mühe in den Tagtraum einer wohltemperierten Fernreise...
Mit dieser Tristesse im Nacken hast du dich mal wieder auf den Weg gemacht. Der pechschwarze Himmel über Burbach lässt wenig Spielraum bei den Spekulationen zur Weiterentwicklung dieses Herbstsamstages - zumindest für die nächsten drei Stunden.
“Stimmt. Man hätte einen Schirm mitnehmen können”, ringst du dich beim Anblick der sich heranschiebenden Regenfront reichlich spät zu einer elementaren Erkenntnis durch.
Du kaufst deine Karte und stellst dich stumm zu den anderen 28 in den Block.
D1. - 17. Spieltag. 3.Liga - Saarbrücken ZwanzigZwölf...
Zum Spiel: 3.182 Besucher werden offiziell gemeldet. Die hatten wir vor gut dreieinhalb Jahren auch. “Publikumsmagneten” wie Wirges und Betzdorf hießen da die Gegner im Park - Oberliga Südwest seinerzeit.
Ernüchterung ist eingekehrt beim geneigten, allerdings daheim gebliebenen, blau-schwarzen Fan. Saarbrückens dritte Drittlagasaison versprüht aktuell den Charme eines heruntergekommenen Bahnhofs: die besseren Züge heizen ohne groß zu bremsen einfach durch, man müht sich redlich, um nicht gänzlich vom Fahrplan gestrichen zu werden, durch die baufällige Wartehalle zieht es ungemütlich, an allen Ecken und Enden regnet es rein und tropft in die, in aller Eile aufgestellten, bunten Plastikeimerchen. Und dummerweise vergaß man beim einzigen ICE, der eher zufällig an einem heißen Sommertag hier stoppte, dann auch noch das Einsteigen...
Oder, wie es Werner gestern neben mir mit warmen Worten einfach auf den Punkt brachte: “12. Tabellenplätze sind eben nicht wirklich geil.”
Jürgen Luginger bastelt heftig an der Start11. Stieflers ihr Manuel darf von Beginn an ran, ebenso wie Adam Straith und Kevin Maek. Auf dem Bänkchen dafür: Christian Eggert, Tim Stegerer sowie Marius Laux.
Nach drei Minuten liegen wir NullEins hinten. Unsere Abwehr ist noch nicht so ganz auf dem Grün, Wehens Janjic, von Maek und Straith nur mäßig bedrängt, netzt zur frühen Führung der Gäste ein.
Doch wenig später die Großchance. Nach Ecke Sökler rammt Marcel Ziemer einen Kopfball ins Gästetor, ein Wehener schlägt den Ball aus dem Kasten, der Ball war klar hinter der Linie, doch Schiri Steinberg gibt den Treffer nicht.
Beschiss, es bleibt beim Rückstand.
Auf der anderen Seite säbelt Tim Kruse Wehens Torschützen Janjic im 16er um, diesmal Glück für Blau-Schwarz, der 11Meterpfiff bleibt aus.
Und die Chancen mehren sich: auf beiden Seiten. Manu Stiefler nach Vorarbeit Ziemer, wird abgeblockt, dann wieder Wehen durch Janjic. Der zieht ab, nicht einmal sooo gefährlich, Michael Müller ist dran, hat den Ball eigentlich und lässt ihn dann doch zu unserem mittelschweren Entsetzen vor die Füße vom 20er Vunguidica prallen, der sich fein bedankt und die Kugel zum ZweiNull für die Gäste im Tor unterbringt. 17 Minuten sind gespielt, ein Auftakt nach Maß sieht anders aus.
Doch fünf Minuten später der Silberstreif am Horizont: Sven Sökler mit einem Freistoß aus 25 Metern, der Ball wird von Kevin Maek noch abgefälscht und landet zum Anschlusstreffer im Gästenetz. Und Blau-Schwarz gibt jetzt Gas, will zurück in die Partie, will den Ausgleich. Und den besorgt dann Marcel Ziemer. Lukas Kohler bringt im Strafraum den Ball noch irgendwie auf Sven Sökler, rechts auf der Grundlinie, der passt technisch äußerst fein nach innen, wo (besagter) Marcel Ziemer einen Mordshammer ins Wehener Gehäuse zimmert. Saarbrücken Zwei, Wehen Null ;-)
Es geht munter weiter. Chancen auf beiden Seiten. Und dann wird uns die Führung geklaut. Lukas Kohler vernascht auf der rechten Seite Wehens Bieler, zieht klasse nach Innen Richtung Tor, passt genau im richtigen Moment auf den heranstürzenden Kevin Maek, der unseren Führungstreffer nur noch einzudrücken braucht, doch im letzten Moment von den Beinen geholt wird. Es gibt Fehlentscheidungen, ok, da kannst du irgendwie mit leben. Das hier ist anders. Das ist unglaublich. Das ist Blindheit in höchster Vollendung. “Germanys next Top-Schiri” pfeift keinen 11er. Blankes Entsetzen auf dem Rasen. Fassungslos. Ungläubig. Gibts ja nicht!
Doch die Partie läuft weiter, und um noch einen draufzupacken kassieren wir noch mit dem Pausenpfiff durch Herzig das 2:3.
In den zweiten 45 geht es grad so weiter. Auf und ab. Chancen auf beiden Seiten, ein Abseitstor durch Ziemer. Und dann in der 75. Minute dann doch noch das Tor. Für den FCS. Freistoß durch Sökler, Stafette: Straith auf Kohler auf Kruse: und der macht das Ding. Bringt den Ball über die Linie. Ausgleich Saarbrücken. DreiDrei. Und dabei bleibt es. Bis zum Ende.
In den Charts belegt Saarbrücken weiterhin den zwölften Rang, 7 Punkte auf den ersten Abstiegsplatz und (nur der Vollständigkeit halber) 11 auf den Dritten Arminia Bielefeld.
Wichtiger als die Platzierung war letztendlich heute sicherlich, dass die Mannschaft dem kargen Rest der treuen Fans gezeigt hat, dass sie Moral hat, auch nach einem NullZwei noch zurückkommen kann.
Weiter geht es für uns bereits nächsten Freitag-Abend in der Nebelsuppe von Heidenheim. Anpfiff ist dort um 19:00 Uhr. Und denkt daran: zieht euch warm an, denn der Sommer ist tot ;-)
http://www.fc-saarbruecken-fanpage.de/html/wehen_wiesbaden_1 0_11_2012.html