Da es ja hier gerade so schöne Zusammenfassungen der Regionalligen gibt, möchte ich auch mal ein paar Worte zur Saison in der NOFV-Regionalliga Nordost schreiben.
Von allen 5 Regionalligen ist die Regionalliga Nordost mit 16 teilnehmenden Mannschaften die am schwächsten besetzte Regionalliga. Eine Tatsache, die insbesondere den zwei großen Traditionsmannschaften der Liga schmerzen dürfte: Jena und Magdeburg. Insgesamt stellt sich das Teilnehmerfeld sehr durchwachsen dar. Red Bull Leipzig grenzt sich durch quasi unbegrenzt vorhandene Mittel nach unten hin ab und führt die Tabelle mit 6 Punkten bei einem Spiel weniger vor Jena (15 Spiele, 30 Pkt.) und Zwickau (14/26) an. Dahinter folgt noch der 1. FCM mit 15/25.
Insgesamt halten sich die Teams, die schon im Vorjahr in der Regionalliga Nord spielten, auf gutem Niveau. Meuselwitz auf Platz 5, BAK auf 6, Halberstadt auf 7, Auerbach auf 9, halten sich alle vorerst relativ schadlos, wenngleich ab Platz 9 die Luft nach unten schon relativ dünn wird. Aus der Rolle fällt hier leider der VFC Plauen. Finanzielle Probleme, mannschaftsinterne Zwistigkeiten und ein zur Winterpause kapitulierender Trainer Berger prägten das Bild der Hinrunde. Dazu ebenfalls sportlich schwerwiegende Abgänge wie die von Recklet und Kousal. sowie u.a. die Suspendierung des Sohnes von Ex-Trainer Hoßmang, bei dem im Übrigen der Jenaer Anhang permanent befürchtete, er würde beim FCC aufschlagen. Letztendlich wurde es dann Justus Six, der uns meiner Meinung auch nur begrenzt weiterhelfen wird, für die unter chronischem Personalmangel leidende II. Mannschaft aber durchaus eine Bereicherung sein könnte. Der FSV Zwickau stellt, wenn man es so möchte, als Aufsteiger aus der Oberliga Süd das Überraschungsteam. Bei Betrachtung des Spielermaterials ist dieser Erfolg aber durchaus nachvollziehbar. Mit Manuel Stiefel, Stefan Kellig und Martin Ullmann finden sich erfahrene Akteure in Reihen der Westsachsen. Dazu etliche talentierte Ex-Jenaer, angefangen bei Trainer Torsten Ziegner, der, so wie ich ihn kenne, besonders auf der emotionalen Ebene einen sehr guten Job machen dürfte ;-), Norman Wohlfeld, Robert Paul, Benjamin Fuß, Davy Frick, André Luge, Sebastian Doro, und bereits erwähnter Martin Ullmann. Mit Andreas Petersen, der aus Halberstadt kam, hat der 1. FC Magdeburg in meinen Augen einen richtig guten Griff getan. Nach einer Saison, die für so einen Verein wohl seinesgleichen sucht und irgendwie schon wieder sensationell war, fand das Team zurück in die Erfolgsspur. Um aber wirklich konsequent an der Spitze mitzuspielen, fehlt es offenbar noch an Konstanz in den gezeigten Leistungen. Zum Teil deutliche Niederlagen gegen Halberstadt, Lok, Hertha II und Red Bull sowieso zeigen, dass man noch nicht ganz soweit ist.
Neben Red Blöd gibt es in dieser Liga aber auch noch die Mannschaften vom BAK und aus Neustrelitz, in denen ein einzelner Investor Interesse am sportlichen Erfolg hat. Während man in Neustrelitz bemüht ist, sich zur selbsternannten Nummer zwei in Mecklenburg-Vorpommern zu erklären, trägt der BAK seine Heimspiele vor so etwa 50(!) Zuschauern aus, wenn mal wieder keine Gästefans da sind. Überhaupt zeigt sich die Attraktivität der Liga schon dadurch, dass es einer Sensation gleicht, wenn tatsächlich mal der Gästeblock geöffnet wird. Fußballerisch wird richtig armselige Kost geboten; in den ersten Spielen nach unserem Abstieg war ich geradezu geschockt, auf welch grausames Gebolze man sich die nächsten Jahre einstellen muss. Zwischen der 3. Liga und dieser liegen Welten. Und dass es dann noch Mannschaften wie der Torgelower SV Greif schaffen, in dieser Liga in einer Halbserie gerade mal 6 Punkte zu erspielen, ist eine absolute Groteske. Womit ich nochmal kurz zu Rattenball kommen möchte: Dadurch, dass man in Leipzig nichts höheres als Liga 4 kennt, überschätzt man sich in Leipzig derart maßlos, dass man das mit Worten kaum beschreiben kann. Auch wenn man in der Liga von Sieg zu Sieg eilt, ist man noch lange nicht drittligareif. Und wir hatten in unserem letzten Spiel mit unserer völlig neu zusammengestellten Truppe, die bis dahin gerade mal 14 Spiele bestritten hatte, RB ganz knapp am Rande einer Niederlage. Die Relegation dürfte äußerst interessant werden, wenn man auf einen Verein wie z.B. Viktoria Köln trifft.
Zur Situation beim FCC: Ich bin doch positiv beeindruckt, dass Sander und Hoßmang es geschafft haben, mit einer völlig neuen Truppe, einer Mischung aus gestandenen Akteuren (Schlosser, Geißler) und jungen Spielern eine erfolgreiche Hinrunde zu spielen. 8 Siegen stehen 6 Unentschieden und 1 Niederlage gegenüber. Großen Anteil an diesem Erfolg haben vor allem die jungen Tino Schmidt und Marius Grösch, die eine überragende Halbserie gespielt haben. Saisonziel ist es, Rattenball vielleicht doch noch einzuholen, ansonsten alles auf den Aufstieg im nächsten Jahr zu setzen. Gelingt dieser dann wieder nicht, stehen schwierige Jahre bevor, da dann das finanzielle Engagement der Sponsoren signifikant zurückgefahren werden dürfte. Aber soweit sind wir zum Glück noch nicht.
Zuschauermäßig hält sich die Liga auch in Grenzen, die Zahlen liegen im persönlich erwarteten Bereich. Absoluter Krösus ist logischerweise RBL; wenn man nichts anderes kennt, zieht halt auch Viertligafußball die Massen an. Regelmäßig in den vierstelligen Bereich kommt man auch in Magdeburg, Zwickau, Jena (Schnitt 3300). Heraus ragt der 3. Spieltag mit dem Lokalderby zwischen Lok und RB, dem fast 25.000 Zuschauer beiwohnten — Viertligarekord.
Worüber man richtig froh sein muss ist die Tatsache, dass der MDR ausführlich aus der Regionalliga berichtet, was ja auch ein Kriterium für diverse Sponsoren ist.
Naja, das waren mal so ein paar Gedanken und Eindrücke von mir. Vielleicht mag sich ja die Machdeburcher Fraktion auch nochmal melden um das Meinungsbild ein wenig bunter zu gestalten.