Text aus der heutigen "Waldseite" (Union-Ultra-Zine):
Kommentar zum Rostockspiel
Vorgeschichte
Am heutigen Tage findet (vor allem im Rückblick auf die letzten 2 Jahre) ein Spiel mit einer erheblich gesteigerten Brisanz statt. Hoch müssten die Wellen schlagen, sollte man annehmen. Tun sie auch, jedoch werden diese Wellen kaum wahr genommen, da ein anderes Spiel ungleich höhere Wellen schlägt und scheinbar sämtliche Institutionen in unserer beschaulichen Heimat in Alarmbereitschaft setzt. Bereits am kommenden Freitag tritt um 18 Uhr der FC Hansa Rostock zum Gastspiel an. Bekannt ist der FCH ja besonders für die Massen an Anhängern, welche er zu Auswärtsspielen mobilisieren kann. Berühmt berüchtigt ist auch das Auftreten eben jener, ob nun in der nordischen Heimat oder aber auf dem Weg zu ihren Auswärtspartien und in den dortigen Stadien. Zum Spiel im wunderschönen, immergrünen Köpenick hat sich nun aber der Verein (!!) Hansa Rostock ein, eigentlich nicht mehr allzu neues, Sicherheitskonzept „einfallen“ lassen, welches in Deutschland leider mehr und mehr Schule macht und welches wir ja bekanntermaßen mit als erstes in der Saison 06/07 bei unserem Auftritt in Elbflorenz „auskosten“ durften: eine geschlossene Zug-Zwangsanreise aller Gästefans. Allerdings gab es bei unserem damaligen Auftritt zumindest einige Lücken für Anhänger, welche sich mit diesen Deportationsmethoden nicht einverstanden zeigten und trotzdem individuell nach Dresden reisen konnten.
Diese Lücke wollte der Verein FCH nun auch schließen. Hierfür jedoch erst einmal die Fakten zum Kartenproblem:
Union schickt die von der Polizei zugelassenen 2200 Gästekarten nach HRO (zum Vergleich, heute sind allein 2700 Gäste zugelassen). Statt dort in den Verkauf zu kommen, lässt sich der Verein jedoch folgendes einfallen. Er bucht 2 Züge, welche Richtung Berlin fahren sollen. Einer AB Rostock direkt, sowie einer AB Wismar, welche OHNE weiteren Zwischenhalt 1500 Fans nach Berlin bringen sollen. Was jedoch geschieht mit den restlichen 700 Karten fragt man sich? Kommen diese vielleicht den vielen in Berlin wohnenden Hansafans zu gute oder anderen im Exil lebenden Hansafans, welche nicht die Möglichkeit haben, nach Rostock zu fahren, um sich auf Karten zu bewerben? Nein, der Verein ruft dieses Kontingent nicht ab und schickt es zurück ins herrliche Köpenick. Hier wird Union der Verkauf eben jener Tickets natürlich untersagt, um eben jenes, nennen wir es mal Sicherheitskonzept nicht zu unterwandern. Dass dies ungleich viele Probleme mit sich zieht, will man bei den Sicherheitskräften natürlich nicht sehen. Würde ja auch gegen ihre sichere Planung gehen. Stellt sich nun die Frage, wie komme ich als Hansafan an eine dieser 1500 Karten, wenn mein Verein locker im Stande ist, das 5fache an Leuten zu mobilisieren? Ich muss Mitglied sein und kann mich so auf maximal 4 Karten bewerben. Die sich möglicherweise anschließende freie Verlosung kann man schon vorab als Ulk verbuchen, da schon allein auf Grund der Masse an Bewerbern bereits in der ersten Mitgliederrunde alle Karten vergriffen sein dürften. Dazu kommt, dass wenn ich mich auf meine 4 Karten beworben habe, es noch lange nicht heißt, dass ich sie auch bekomme. Bei mehr Bewerbern als Karten will der Verein eine Verlosung durchführen. Dass diese Verlosung wohl eher eine Vorsortierung anhand von Namen, Adressen und/oder E-mailadressen sein dürfte, wage ich mal hier zu spekulieren.
Wenn man dann tatsächlich zu den 1500 Auserwählten, vom Verein überprüften Hansafans zählt, kann es eigentlich schon fast los gehen. Aber eben nur fast. Man hat nun die Möglichkeit, sich sein Zugticket zusammen mit seiner Eintrittskarte zu kaufen. Damit diese Auserwählten (ist ja fast wie bei den Westeuropakicks der ehemaligen DDR Vereine vor 89) auch ja die vorgeschriebene Deporta…, äh Anreise nutzen und nicht wie im Falle Union bei der SGD einzelne auf die Kosten für den Zug scheißen und auf ihre Menschen- und Grundrechte beharren können, hatte der Ostseeverein die „tolle“ Idee ( welche ja bereits bei verschiedenen Auslandsauftritten der BRD-Elf zu tragen gekommen ist): Der Berechtigte erhält zu seinem Ticket für den Zug ein so genanntes Voucher (also einen Ticketgutschein), welchen er im fahrenden Zug kurz nach Oranienburg (also kurz vor der Ankunft, nicht das noch einer unterwegs aus dem fahrenden Zug springt und
KZ-Flucht begeht) gegen sein Ticket eintauschen kann. Mit dieser Vergabetechnik ist man in der breiten Rostocker Fanszene natürlich nicht allzu sehr einverstanden und man versucht über vereinsinterne Wege dagegen anzugehen. Dass dies sich in einem Verein, dessen Fanbetreuung auch noch stolz darauf ist, dass sie auswärts vereinseigene Ordner mit Kameras mitbringt, welche Hansafans bei Vergehen überführen sollen, nicht allzu leicht ist, können, glaube ich, eine Menge Leute nachvollziehen. Die aktive Szene (auch abseits von Ultrá) hat derzeit zusammen mit dem Fanvertreter im Aufsichtsrat (ähnlich unserem Eldi) den Ehrenrat des Vereins angerufen, damit dieser interveniert.
Nun kann man mit Sicherheit sagen, es trifft kein unbeschriebenes Blatt und bei Rostock ist auch ständig irgendwas Negatives der Fans wegen in den Nachrichten. Man liest und hört viele wilde Stories und eigentlich haben sie es sich selbst zuzuschreiben!
Aber Moment! Halt! Haben sie es sich wirklich selbst zuzuschreiben? Rechtfertigen einige hundert, die ab und an noch in einer Fußballwelt vergangener Tage leben eine pauschalisierende Verurteilung einer ganzen Fanszene mit seinen verschiedensten Strömungen und Fans aller Couleur? Meine persönliche Meinung hierzu hab ich mir längst gebildet, auch wenn ich dafür sicher auch einiges abwägen musste, waren am Ende die nach 1945 erlassenen Grundrechte weit gewichtiger, welche ja auch stets als Hauptkritikpunkte auf das letzte Unrechtsregime in Deutschland vor 20 Jahren angeführt werden.
Auswirkungen dieser Sanktionen
Die Fanszene von HRO gilt allgemein als ziemlich groß, doch warum ist sie dies? Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Anhänger dieses Vereins eben nicht nur aus Rostock kommen. Vielmehr gehört es in Gesamt-MeckPom zum Selbstverständnis, Anhänger oder zumindest Sympathisant des FCH zu sein. Aber nicht nur aus jedem Kuhbläke in MeckPom kommen die Fans. Nein, das nördliche Brandenburg und auch Berlin hat eine Vielzahl von Fans und Fanclubs des FCH. Hinzu kommen natürlich wie bei allen Ostvereinen die vielen Anhänger, welche es aus wirtschaftlichen Gründen in die alten Bundesländer gezogen hat. Viele dieser Anhänger wollen natürlich auch zu ihrem Gastspiel in Berlin kommen und die breite Rostocker Szene und ihre vielen Alles- und Vielfahrer suchen ebenfalls nach Tickets. Da diese über die regulären Wege und den Verein FCH natürlich fast unmöglich zu bekommen sind und Fußballfans eh kreativ in solchen Fragen sind, entpuppt sich hier die größte Gefahr dieses Systems. Denn genau seine Knackpunkte (was ist mit den vielen Rostockfans in SüdMeckPom, in Brandenburg und Berlin, sollen diese erst nach Rostock fahren und dann mit dem Rest nach Berlin?) entpuppen sich als seine größten Gefahrenpunkte. Über die in Berlin lebenden Fans des FCH hat sich die breite Rostocker Fanszene bereits zum Beginn des Vorverkaufs in Berlin (als es in HRO noch nicht eine Karte gab) mit Karten eingedeckt, womit mindestens Karten in Größenordnungen von mehreren Hundert, wenn nicht sogar eine 4stellige Zahl nach HRO gegangen sein dürften. Dies belegen auch die fast täglich aufs neue zu entfernenden Aufkleber des Vereins in der Nähe unserer Geschäftsstelle bzw. im Umfeld des Fanshops und der Abseitsfalle.
Hiermit hat sich das tolle Sicherheitsprojekt, welches gut und gerne auch von vor 45 sein könnte, bereits zum jetzigen Zeitpunkt selbst ad absurdum geführt und ist vielmehr zum Sicherheitsrisiko geworden. Eher eine unschöne Vorstellung, wenn sich ein großer HRO Mob auf der Geraden sammelt und hierbei die eine oder andere Zaunfahne flöten geht. Die Reaktionen der Unionszene in ihrem eigenen Wohnzimmer kann sich wohl jeder ausmalen.
Obacht ist geboten!
Aus den oben geschilderten Gründen, denke ich schon, dass man eine große Anzahl an Gästefans in gewissen Gegenden des Stadions dulden kann, wenn sie sich dementsprechend benehmen. Hiervon kann auf Grund der zuletzt doch leicht angespannten Verhältnisses gerade zwischen den beiden jüngeren Fraktionen leider nicht ausgegangen werden. Daher bitten wir alle, noch mehr als sonst schon auf die eigene, aber auch auf fremde Zaunfahnen aufzupassen. Behaltet auch während des Spiels ein Auge auf eure Banner und sprecht gegebenenfalls fragwürdige Personen an. Ebenso ist im Umfeld des Stadions an diesem Tage mehr Umsicht als sonst gefragt. Es sei auch an die Filderstadt Zaunfahne erinnert, welche schon Stunden vor Beginn des DD-Spiels im JSP hing und entwendet wurde. Daher gilt besonders für die Gerade, dass keine Zaunfahne bereits mehrere Stunden vor dem Spiel hängen sollte, während der Besitzer irgendwo anders im Block ist und sich sogar außerhalb des Stadions aufhält. Die HRO-Fans werden sich vor allem in der Kurve sowie dem angrenzenden Blöcken der Gegengeraden sammeln (P,R,S,T). Ob sie von dort aus auch in den Gästeblock kommen, ist derzeit nicht absehbar, daher gilt in diesen Bereichen volle Aufmerksamkeit!