RB Leipzigs Aufstieg in Lotte: Gedanken über Tradition und Kommerz....
Echten Traditionsfußball (wenn überhaupt) findet man nur noch in den unteren Ligen, im Amateurfußball. Dort, wo Vereine wie Rot-Weiss Essen, Westfalia Herne, Tasmania Berlin, die BSG Stahl Riesa oder die SG Wattenscheid 09 jedes Jahr aufs Neue ums Überleben bzw. um den Sprung nach oben kämpfen. Dort, wo immer mehr Traditionsvereine ihren Platz nehmen. Die jüngsten Beispiele: Der MSV Duisburg, Alemannia Aachen, der Wuppertaler SV und der VfB Lübeck. Die einen fallen von der dritten und zweiten Liga in die Regionalligen. Die anderen stürzen eben aus diesen völlig ins Bodenlose.
Diese Entwicklung wird auch der DFB nicht aufhalten können. Warum auch? Vielleicht dominieren eines Tages wirklich Hoffenheim, Wolfsburg und RB Leipzig den deutschen Fußball und sorgen auf europäischer Bühne für Furore. Die Entwicklung vom Verein zum Unternehmen wurde jahrelang stillschweigend hingenommen. Erst in den letzten Jahren kam der Widerstand gegen den „modernen Fußball“ auf. Doch um was für einen Widerstand handelt es sich hierbei? Er äußert sich gegen andere Vereine, welche sich erst in den letzten zehn Jahren im Profifußball etablierten. Niemand schrie, als plötzlich die SpVgg Unterhaching oder der SSV Ulm in der 1. Bundesliga standen. Erst mit den groß angelegten Finanzspritzen von Dietmar Hopp bei der TSG 1899 Hoffenheim ging das Gekeife los. Dass Hopp zwischendurch in den Jahren 2010 und 2011 auch Geld springen ließ, um den Oberligisten Waldhof Mannheim vor dem Aus zu bewahren, wird schnell vergessen bzw. ausgeblendet.
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Warum gehen Zuschauer und Sponsoren weg von Vereinen wie SG LL, Lok oder Chemie? Der Kampf gegen den „modernen“ Fußball scheint verloren, wenn man nicht auch mal das eigene Handeln überlegt. Wenn Vereine wie Rostock oder Dresden ihre Sponsoren verlieren, weil die Fans ihren „Emotionen freien lauf lassen“, dann gibt es keine Einnahmen (außer von den 2.000 bis 4000 „Verrückten“) und man kann seinen Platz neben der TSG Neustrelitz oder dem ESV Delitzsch suchen. Wer erfolgreichen Fußball sehen will, kommt im Jahr 2013 an einer Kapitalgesellschaft nicht vorbei. Zu glauben, dort könne man sich frei entfalten und freie Kurven schaffen/erhalten, der irrt gewaltig. Selbst eine Frankfurter oder Dresdner Kurve kann ausgelöscht werden – England hat es vorgemacht.
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Stand 2013 gibt es diesen angepriesenen Traditionsfußball jedoch in den oberen drei Ligen nicht mehr – da kann man noch soviel schimpfen, poltern und träumen. Und Schuld daran hat nicht Red Bull in Leipzig oder ein Dietmar Hopp in Hoffenheim. Schuld ist das jetzige System, bei dem die Ablösesummen und Gehälter nach oben hin offen sind und ein 20-jähriger Fußballer 10 Millionen Euro im Jahr verdienen und für 70 Millionen Euro verkauft werden kann. Wer da noch ernsthaft oben mithalten will, muss um jeden Preis das Geld herankarren. Keine Frage: Eine Spirale, die sich immer weiter dreht. Auf der Strecke bleiben Faninteressen und Vereine ohne Geldgeber.
Daher ist ein Kampf und eine Anfeindung von Dortmundern, Schalker, Stuttgartern oder auch Cottbussern gegenüber Hopp bzw. Red Bull inkonsequent und naiv, denn ihre eigenen Vereine spielen das Spiel selber mit. „Don´t fight the player – fight the game“ müsste das Motto der „kommerzkritischen Fans“ lauten und nicht „Mein Kommerzverein ist besser als deiner, weil älter,…“ Quelle des vollständigen Artikels:
http://www.turus.net/sport/7336-rb-leipzigs-aufstieg-in-lotte-gedanken-ueber-tradition-und-kommerz.html