Im Stadion war jede Menge Emotion, keine Ahnung, wie das in der Gotze rüberkam.
Was fehlte denn? Pöbelgesänge gab es genug, aber wer will schon neunzig Minuten "Scheiss Fortuna" rufen? Die lautesten Pfiffe und Rufe gab es (zurecht!) als eine aus dem Düsseldorfer Block abgeschossene Leuchtrakte vom Dach der Gegentribüne abprallte und inmitten der Zuschauer einschlug.
Die Stimmung litt auf der Heimseite in der ersten Halbzeit erkennbar darunter, dass Fortuna mit dem FC machte was sie wollten. Die 1:0-Führung war viel zu wenig, Fortuna hätte unbedingt ein oder zwei Tore mehr erzielen
müssen! Umgelehrt waren die FC-Spieler vollständig hilflos, ständige Querpässe inmitten der eigenen Hälfte bei Rückstand belegten dies sehr klar.
In der zweiten Hälfte kämpfte sich der FC in die Begegnung hinein. Nachdem Fortuna noch eine Riesenchance zum 2:0 hatte, erzielte der FC eher unverhofft den Ausgleich und war danach dem Siegtreffer sehr nahe. Vor allem in der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit war die Stimmung im Stadion absolut großartig, was gabs da zu bemängeln?
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Die Punkteteilung war angemessen, Fortuna dominierte die erste Halbzeit, der FC kam in der zweiten stark auf. Die Fortuna habe ich insgesamt als das bessere Team wahrgenommen, die waren gut eingestellt, ballsicher, standen gut und schalteten schnell um.
Am Tag zuvor habe ich mir im Wildpark den Heimspielauftakt des KSC gegen den FC St. Pauli angeschaut. Leider bekam ich keine Gästeblockkarte mehr, aber dafür locker eine Stehplatzkarte im Heimbereich. Bei den Temperaturen war das Spiel schon unter besonderen Vorzeichen. Ein Thermometer hatte ich nicht zur Hand, aber in der Sonne wurden die 40°C doch sehr wahrscheinlich erreicht oder sogar überschritten!
Der KSC gefiel mir gut, stand sicher und hatte auch Zug nach vorn. St. Pauli hatte mehr von der Anfangsphase, kam im gesamten Spiel nur recht selten gefährlich nach vorn. Die größte Chance vergaben die Karlsruher, unser Ex-Spieler Gaetan Krebs wurde später eingewechselt und gab einen sehr schönen Schuss auf das St. Pauli-Tor ab.
Das Stadion war nicht übermäßig voll, die Gluthitze und die Ferien haben wohl einen besseren Besuch verhindert. Angesichts der Bedingungen war der Support beider Fanlager sogar noch ganz okay, aber an dem Tag fiel es schon schwer, auch nur in der Sonne zu stehen.
Trotteligkeit von mir: Auf dem Heimweg habe ich den richtigen Weg durch den Wildpark verpasst und mein Auto erst mal nicht gefunden. Das hat mich eine gute Stunde Wanderung durch den Park und die Stadionumgebung gekostet, bis ich dann endlich wieder beim Auto angekommen war. Konnte ich die Hitze noch ein wenig länger auskosten ...
Noch einmal ein Wort zur Derbystimmung: Ein Banner, welches FC-Fans vor dem Spiel zeigten, brachte eine Haltung gut auf den Punkt, welche auch ich inzwischen teile: "JA zur Rivalität, NEIN zu Gewalt!"
Ich brauch beim Fußball keine Hasstiraden, keine Stein- und Flaschenwürfe, Blockstürme oder Leuchtrakten in den anderen Block. Ich hab kein Verlangen danach, vor Fans einer anderen Mannschaft wegzurennen, von ihnen zusammengetreten zu werden, mein Auto demoliert vorzufinden oder von wildfremden Menschen auf offener Straße wüst bepöbelt zu werden. All das hab ich im Lauf meines Fandaseins erlebt. Ich habe keinen Bock darauf, hatte es nie!
Was heisst: "Null Emotionen"? Bedeutet es: "Kein Hass"? Denn Emotionen waren da, in den Gesängen, in den Rufen, auch in den Pöbleien. Das Spiel nahm eben lange Zeit einen Verlauf, in dem die Gästefans weit mehr motiviert waren. Als der Funke vom Platz auf die Ränge übergesprungen war, kamen auch die Kölner weit mehr aus sich heraus. "Spielbezogener Support" kann eben auch mal sehr leise werden, wenn man sieht, dass das eigene Team rein gar nichts auf die Reihe kriegt!
Übrigens, wir alle wissen doch, dass es beim Fernsehen eine Bild- und eine Tonregie gibt. Je nachdem, wie die Mikros aufgestellt und welcher Regler wie eingestellt ist, kann man völlig andere Eindrücke vermitteln, als sie im Stadion selbst entstehen. Das kennen wir doch sicher selbst von Spielen, bei denen man persönlich dabei war, und die dann in einer Wiederholung oder Zusammenfassung ganz anders wirken. Oder?