Nur der FSV will aus der Hessenliga raus
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Offenbach - Am Ende der Hessenliga-Runde könnten auf den ersten vier Plätzen Mannschaften stehen, die gar nicht aufsteigen wollen. Dann würde der Aufstieg ausfallen, mit Auswirkungen auf den Abstiegskampf in der Regionalliga, in dem auch die Offenbacher Kickers stecken.
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Die meisten Hessenligisten können sich den Ausstieg aus finanziellen Gründen nicht leisten. Um mehr Geld einnehmen zu können, müssten auch mehr Zuschauer kommen - hier ein Bild vom Spiel TGM SV Jügesheim gegen Kickers Offenbach II.
Denn steigt kein Hessenligist auf, muss vielleicht ein Regionalligist weniger absteigen. Am Samstag (15.00 Uhr) erwartet die TGM SV Jügesheim als Spitzenreiter der Fußball-Hessenliga den Tabellendritten OSC Vellmar. Ein Topspiel - allerdings eines ohne große Bedeutung. Sicher, es geht um die Meisterschaft in Hessens höchster Spielklasse. Aber für die damit verbundenen Lorbeeren interessiert sich niemand. Denn beide Mannschaften würden auf einen Aufstieg in die Regionalliga Südwest verzichten.
Die TGM SV hatte bereits im vergangenen Jahr aus finanziellen Gründen auf eine Regionalliga-Bewerbung verzichtet. Abgegrenzter Gästebereich mit eigenen sanitären Anlagen im Stadion, Stadionkapazität von 2500 Zuschauern (100 Sitzplätze), zwei getrennte Parkplatzbereiche, eine Bürgschaft in Höhe von 35.000 Euro, externer Sicherheitsdienst (etwa 25.000 Euro), Zulassungs- und Spielgebühr, höhere Reise- und Schiedsrichterkosten – „die Rahmenbedingungen sind für uns nicht erfüllbar“, sagte TGM SV-Vorstandsmitglied Uwe Kuhn bereits vor einem Jahr. Daran hat sich nicht geändert.
Aufstieg zu teuer
Die Verantwortlichen des OSC Vellmar denken ähnlich. „Der Aufstieg ist für uns kein Thema. Uns fehlen die nötige Infrastruktur und die finanziellen Mittel“, erklärt Rudolf Hochheimer, Abteilungsleiter der Fußballer. „Wir sehen es doch an unserem Nachbarn Baunatal. Die haben die nötige Infrastruktur, aber es reicht in der Liga hinten und vorne nicht. Sollte der Verband die Auflagen lockern, würden wir uns Gedanken machen. So aber nicht.“
Der Tabellenzweite 1. FC Eschborn, 2013 aus der Regionalliga abgestiegen, erfüllt zwar die technischen und organisatorischen Voraussetzungen, aber nicht die wirtschaftlichen. „Wir müssen sehen, wie sich die Sponsorengespräche entwickeln“, sagt Eschborns Sportlicher Leiter Marcus Klandt, „mit 450.000 Euro muss man für die Regionalliga schon rechnen.“ Geld, das Eschborn nicht hat, daher ist ein Aufstieg derzeit nicht zu realisieren. Klandt fügt hinzu: „Wir haben in der Winterpause einige Qualität verloren. Als Vierter nehmen wir das Aufstiegsrecht nicht wahr. Wenn, wollen wir das sportlich als Erster oder Zweiter erreichen.“ Ansonsten müsste der FCE auch viel Geld in die sportliche Qualität investieren – und die Kosten würden weiter steigen.
Sollte der Meister auf den Aufstieg verzichten oder keine Zulassung zur Regionalliga Südwest erhalten, so kann der Zweit- Dritt- oder Viertplatzierte das Aufstiegsrecht wahrnehmen – so steht es in den Statuten des Hessischen Fußballverbandes. Jügesheim (1.), Eschborn (2.) und Vellmar (3.) können aus finanziellen Gründen nicht aufsteigen. Bleibt der Vierte FSV Frankfurt U23, ebenfalls 2013 in die Hessenliga abgestiegen. Die Bornheimer können als Vierter direkt wieder aufsteigen.
Einziges Problem: Der Vorsprung des FSV auf den Fünften Sportfreunde Seligenstadt beträgt nur einen Punkt – als Fünfter dürften die Bornheimer nicht aufsteigen. Und die Sportfreunde? „Ich bin pro Regionalliga, aber contra Verband“, sagt Seligenstadts Fußball-Vorsitzender Sven Kittler. Soll heißen: Die Sportfreunde würden gerne, können sich einen Aufstieg aber ebenfalls aus finanziellen Gründen nicht leisten. „Wir stellen keinen Antrag für die Regionalliga“, bedauert Kittler. „Sollten die Auflagen deutlich gelockert werden und wir werden dann nur Zehnter, würden wir uns wahnsinnig ärgern.“
(Leo)