So ist das, wenn Metaphorismen nicht richtig interpretiert werden. Dass Matti mit dem Bild um die Ecke kommt, war definitiv nicht meine Intention. Ich hab aber auch keine Lust, ständig meine eigenen Aussagen immer nochmal erörtern zu müssen. Es sieht halt jeder, was er sehen will.
Nach meiner Wahrnehmung ist "auf die Fresse" durchaus nicht immer als Metapher gemeint. Wenn Abneigung sich zu Abscheu und Hass wandelt, wenn aus Fans eines anderen Teams (im Fall RB verbietet sich ja das Wort "Verein") als Feinde wahrgenommen werden, dann sind abziehen und "aufs Maul" auch ganz konkret. Findet man natürlich auch anderswo, sofern die Feindschaft groß genug ist, dazu braucht es keine Konstruktion wie RB.
Inklusive der konsistent abstoßenden Art und Weise, wie dessen Anhänger gegenüber anderen Vereinen und deren Fans auftreten? Tolle neue Welt...
Um nicht falsch verstanden zu werden: Auch ich fühle mich davon abgestoßen, wie die Red Bull GmbH über den Weg des Sportmarketings den Fußball nachhaltig beschädigt. Daher ist mir jede Niederlage eines RB-Franchises, ob nun Salzburg oder Leipzig, eine Freude. Weil ich hoffe, dass die Entwicklung zum Schaden des Fußballs zumindest ein wenig aufgehalten wird.
Aber: Als ich vor etwas mehr als zwei Wochen inmitten der Anhänger von RB Salzburg lief, da waren keine Unmenschen um mich herum. Sie waren vielfach jung, sie repräsentieren eine Fanklientel, der ich nicht angehöre ( und der ich auch nicht angehören will!) aber ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, einen einzelnen RB Salzburg Fan zu attackieren oder abzuziehen. Egal wie ich zu seinem Franchise stehe!
Was auch mich abstößt ist die unreflektierte Hingabe zu einem konsumorientierten Hedonismus. Da gibt es nicht einmal mehr Ansätze einer kritischen Distanz, Alternativen zum schrankenlosen, alles dominierenden Kapitalismus kann man sich nicht einmal mehr vorstellen. Und das finde ich einfach nur schrecklich, ob nun im Fußball oder anderswo.
In den letzten Jahren hat ein Verdrängungsprozess eingesetzt, der eine Klientel wie uns, die wir den Fußball über lange Zeit als Umfeld gestaltet haben, zunehmend aus den Stadien drängt. Wahrscheinlich werden Ultràs auch deshalb von vielen so vehement abgelehnt, weil diese ihrerseits eben ein Teil der Entwicklung sind. Was nun Ultràs und Oldschool immerhin vereint ist die Abneigung gegen Franchises wie RB. Weil diese im genannten Prozess ein Katalysator sind. Vereine werden ausgelöscht oder völlig marginalisiert, dafür setzen Konzerne den Sport gezielt im reinen Verwertungsinteresse ein. „Wer das Wort Gentrifizierung kennt, ist schon Teil des Problems", so heisst es in den Debatten darüber, wie das Leben in unseren Städten aussehen soll. Beim Fußball ist es ähnlich. Auch hier stehen solche, die Freiräume erhalten und nicht alles der totalen Verwertung überlassen wollen, jenen gegenüber, die sich vor allem als Konsumenten definieren. Kein Wunder, dass kaum eine andere Debatte so polarisiert wie jene um die Franchises von RB!