Rucksack voller Schulden Kickers-Krise greift über
Der eingetragene Verein des OFC gerät unter Druck
OFFENBACH. Problematisch ist die wirtschaftliche Situation bei den Offenbacher Kickers schon seit geraumer Zeit, das ist kein Geheimnis. Aber in den vergangenen Wochen war sie offenbar besonders kritisch, was den eingetragenen Verein (e.V.) angeht. „Wir sind damit konfrontiert, dass die Schulden bei der Profi-GmbH, die dort ins Leere laufen wegen der Insolvenz, zum großen Teil auf den e.V. überschwappen. Und das in einer Größenordnung, die schwerwiegend ist“, sagte Vizepräsident Thomas Delhougne am Donnerstag. Er bestätigte damit die Aussagen von Vereinspräsident Claus-Arwed Lauprecht im Fanradio des Fußball-Regionalligaklubs, der am Samstag in Pirmasens in die neue Saison startet. Insgesamt soll es sich um einen Betrag in Höhe von knapp unter fünf Millionen Euro handeln. Momentan bestehe aber keine Insolvenzgefahr, weil mit „allen wesentlichen Gläubigern Stundungsvereinbarungen“ erreicht worden seien, sagt Delhougne. „Man muss den großen Gläubigern dankbar sein. Es waren extrem schwierige Verhandlungen. Es geht nun weiter.“ Aber: „Eine abschließende Lösung ist noch nicht zu sehen. Es ist noch nicht ausgestanden.“
Was tun? Im Oktober soll es eine Mitgliederversammlung geben, die aus Sicht des Präsidiums dringend erforderlich ist. „Die Hose muss runter“, sagt Delhougne, im übertragenen Sinne. „Wir arbeiten an Wegen und müssen dann reden, wie wir mit der Sache umgehen.“ Unterstützt wird das Präsidium seit einiger Zeit von einem Frankfurter Fachanwalt für Insolvenzrecht. Das Insolvenzverfahren der Offenbacher Profi-GmbH wird derweil voraussichtlich im September oder Oktober abgeschlossen sein. Das ist die Einschätzung von Geschäftsführer David Fischer. Die Kapitalgesellschaft ist dann schuldenfrei. „Die Profi-GmbH kann ohne Rucksack starten“, sagte Lauprecht dazu. Aber der Rucksack sei auf den Verein, „die Mutter, übertragen worden. Dieser schwere Rucksack kann natürlich auch nicht getragen werden. Die Mutter kann diese Schulden niemals in irgendeiner Weise zurückzahlen.“ Die Liquidität des Vereins soll im Augenblick gesichert sein – immer wieder durch Zuschüsse von „Gönnern“ und mit Hilfe von „ehrenamtlich engagierten Leuten“, sagt Delhougne. Im Verein wird offenbar mit vereinten Kräften am wirtschaftlichen Überleben gearbeitet.
Fehlenden Fleiß will sich auch Trainer Rico Schmitt nicht nachsagen lassen. Mit elf Begegnungen blickt der OFC auf einen Testspielmarathon in der Vorbereitung zurück. Eingespielt war das Team aber von Anfang an. Denn für seine zweite Regionalligasaison holte der OFC nur zwei neue Spieler, den Wormser Torhüter Lucas Menz und den Kasseler Mittelfeldspieler Gabriel Gallus. In der abgelaufenen Runde hingegen waren es noch 18 neue Spieler. Aber damals stand der Klub nach dem Zwangsabstieg aus der dritten Profiliga vor dem kompletten Neuanfang. Neu ist die Erwartungshaltung auf dem Bieberer Berg nicht: In der kommenden Spielzeit traut das Gros der Anhänger dem OFC die Rückkehr in die dritte Liga zu. Von Vereinsseite her ist das aber nicht das Ziel. Lieber spricht Schmitt davon, dass die Kickers „ambitioniert“ in die Runde gingen. Ob er in Ruhe wird arbeiten können, das ist nach den Störfeuern aus Reihen des Vereins in der Vorsaison die große Frage. „Der Trainer bekommt die volle Unterstützung“, sagt Lauprecht. In finanziell schweren Zeiten wird der Präsident an dieser Aussage gemessen werden. JÖRG DANIELS - 01.08.2014