enn man Fussball rein aus ästhetischen Gründen oder taktischem Interesse verfolgt, dann ist das zweifellos egal wer da spielt. Wer Fussball aber über Leidenschaft definiert (und wenn einem 'schöner Fussball' egal ist), dem blutet bei dieser Zusammensetzung des Profifußballs das Herz.
Ich würde wenig schlimmer finden, als wenn denn die Bundesliga sich aus Mannschaften zusammensetzen würde, die ihre Mitgliedschaft in diesem erlauchten Kreis per Geburtsrecht erworben hätten, oder weil sie die Zuschauerränge vollmachen. Das wäre nämlich auch nix anderes als das, was man Rasenballsport vorwirft: ein Marketinggedanke, nur das es hier nicht um verkaufte Dosen geht, sondern um die Wünsche einer Gruppe, die eine feste Vorstellung davon hat, wie sich Erstligafußball zusammensetzen sollte.
Die Bundesliga ist, ebenso wie die Oberliga in der DR, immer auch ein Abbild des Landes gewesen, und wer wissen möchte, in welchen Regionen des Landes das Geld und die Macht sitzen, kriegt in der Bundesliga, bzw. eigentlich im ganzen Profifußball, ein ziemlich genaues Abbild davon. Und das ist durchaus etwas, was ich auch meinen Kindern erklären kann. Auch, das die "großen" Vereine aus heute eher darbenen Gebieten davon zehren, dass sie in wirtschaftlich starken Zeiten die Basis für ihre heutige Existenz gelegt haben. Das aber heute das Ruhrgebiet eben nicht mehr sechs Profivereine "einfach so" ernährt, sondern Vereine wie Bochum, Duisburg, Essen heute von des Resten der Großen leben müssen. Es wird mir immer zu schnell vergessen, dass die Bundesligavereine eurer und die Oberligavereine meiner Jugend ja auch nicht ohne Grund damals die Premiumklasse bildeten. Damals waren sie halt die reichen (Westen) oder protegierten (Osten) Vereine. Und das trifft ausdrücklich auch auf Veriene wie den OFC oder Union zu, die nie den inneren Kreis bildeten, aber halt damals mehr Geld als Aalen hatten oder mehr gefördert wurden als die TSG Neustrelitz. Die hier so hoch gehängte Tradition und die gerne gesehenen Zuschauer kamen nämlich erst danach. (wobei das im Osten zugegebenermaßen noch ein bisschen komplizierter ist)
Ist der Rasenballsport Dreck?
Jawohl.
Weil sie sportfeindlich sind, weil sie den Konsens im deutschen Profifußball verlassen, der da besagt, dass der Fußball in Deutschland die Marke ist, mit der alle Profivereine ihr Geld verdienen. Rasenballsport beschädigt diese Marke zum eigenen Nutzen.
Sind Leverkusen und Wolfsburg (vielleicht auch Hoffenheim) gefährlich?
Bedingt.
Die bestehende Konstruktion erlaubt ihnen eine Wettbewerbsverzerrung, weil sie theoretisch) über für Bunesligaverhältnisse unendliches Kapital verfügen können. In Leverkusen spielt das in der Praxis keine Rolle, in Wolfsburg bin ich mir da nicht so sicher. Beiden hat man aber eine Tür geöffnet und sie gebeten, nicht hindurchzugehen. So etwas ist immer schwierig. Verhältnisse wie in Hoffenheim sind nicht schön, aber praktisch nicht zu verhindern.
Für alle anderen gilt: Ja, so ist es! Paderborn steigt auf? Na, dann steigen eben auf! Und ich möchte wirklich nicht so etwas wie Bochum, Duisburg, üsseldorf oder 1860 (warum werden eigentlich nie Homburg oder Wattenscheid genannt) an deren Stelle in der Bundesliga sehen, mit den Truppen auf dem Platz und dieser Ödnis auf den Rängen. Das soll interessanter als Paderborn sein? Nicht für mich! Und Vereine wie Lautern oder Dresden werden halt in anderen Ligen die Gegner erfreuen.