Mitte Oktober verschlug es mich mal wieder nach Österreich. Mein Freundin verbrachte das Wochenende im warmen Barcelona und ich lies Derby mal Derby sein. So verpasste ich zwar die bisher einzige Saisonniederlage von Dresden gegen Cottbus. Aber wenn man auf jedes Ostspiel in der Liga Rücksicht nehmen will, kommt man ja nie aus Sachsen raus.
Nach langen Planungen hatte ich mir 6 Spiele im Nachbarland herausgesucht. Eigentlich hätte oder wollte ich das noch bißchen mit Randsportarten ausfüllen, aber zum einen war eine Terminsuche äußerst ungünstig spielen doch die Österreicher gern ihre Fußballspiele am Abend und zum anderen haben es die Nachbarn nicht so mit anderen Sportarten. Meist gibt es nur ein paar wenige Ligen, so dass ich nichts mit Volleyball, Basketball oder Handball gefunden was sich kombinieren lies.
Am ersten Tag , ein Freitag , machte ich mich auf nach Kapfenberg. Das liegt 70 km westlich von Graz und hat sogar einen Zweitligisten. Der Kapfenberger SV empfing heute den Bundesligabsteiger Wiener Neustadt, welche arge Probleme habe in der Liga Fuß zu fassen. Vorletzter waren sie vor dem Spiel und Drittletzter nach dem 1:0 Sieg. Und da habe ich auch schon die ganze Spannung herausgenommen
wollte ihr doch sicher eine gewissen Dramatik aufgebaut bekommen. Das wollten die Stadionzusehen sicher auch, aber das Spiel war unterirdisch. Es fanden sich dann auch nur 750 Fans im Stadion ein. Davon ca. 40 aus der Wiener Neustadt (was eine eigenständige Stadt unterhalb von Wien ist). 750 Zuschauer - das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - und das in Liga 2. Was ist denn der Tiefstwert in der 2.BL unseres Landes - weiß das jemand ?
Am zweiten Tag fuhr ich nach Graz in die schöne Steiermark. Dort hatte ich vormittags eigentlich den Klassiker ESK Graz II gegen den SV aus Weinitzen auf dem Programm gehabt. Aber leider wurde das Spiel trotz Sonnenschein abgesagt.
Dafür hatte ich nun Zeit ein bißchen durch die Stadt zu fahren und am Ende landete ich dann im Stadtteil Andritz. Dort empfing der Sportverein den Grazer AK (näheres zum GAK siehe Beiträge oben). Ein Spiel der Unterliga des Landes (das heißt wirklich so), bedeutet Liga 3 von unten.
Wenn man das Zuschaueraufkommen gesehen hat, könnte man denken das hier Bundesliga im Vergleich zu Kapfenberg gespielt wird. Insgesamt fanden sich 1000 Zuschauer auf dem Sportplatz mit Tribüne ein. Davon waren locken 650 auf Seiten des GAK. Der SV Andrich hat sonst einen Schnitt von ca.200 Zusehern. Die GAK Fans waren auffällig im etwas höheren Alter von 40 +. Es gab jedoch auch einen Ultrabereich von ca. 50 Leuten, die im Gegensatz zum Rest ständig am Singen waren.
Mit einem 3:1 Auswärtssieg festigte der GAK dann auch die Tabellenführung. Es schaut so aus, als wenn sie das 3.Jahr in Folge aufsteigen werden.
Interessant war zu sehen, dass ich bei geschlossener Kasse noch den Preis von 6 € erspähte. Als ich dann 1 Stunde später meine Karte kaufte waren es 8 € Eintritt.
Auffällig auch, dass selbst in der Unterliga die Spieler wie Litfasssäulen umherlaufen. Der GAK zählte insgesamt 6 Sponsoren auf Hemd, Stutzen und Hose. Ein Brustsponsor war jedoch nicht dabei.
Nach dem Apfiff ging es gleich an das andere Ende der Stadt wo das Bundesligaspiel zwischen Sturm Graz und dem SC Altach auf mich wartete. 26 € für den Sitzplatz gezahlt und ab ging es in das größte Stadion der Tour. Neben den 15 Gästen waren noch 7182 Zuschauer im Stadion
Beindruckt hat mich dann die Kurve der Gastgeber. Die war extrem laut, teilweise aber etwas unspielbezogen.
Besonders hat mir dieses Refrain gefallen (schlechte Qualität sorry):
Wer kann mir sagen, wie das Original heißt ?
Eine Premiere hatte ich auch in diesem Stadion. Ich musste für das Pinkel 0,30 € bezahlen. Und da ich vorher ordentlich getrunken hatte, waren es am 0,90 €
Nervig waren auch die ständigen Bierverkäufer die ihre Ware feil boten. Das fiel mir übrigens in jedem Spiel in Österreich auf.
Am Ende gewann der Sturm mit 3:1 gegen Voralberger.
Nach einer Nacht im Hotel ging es am Sonntag zum letzten Teil der Tour.
Zuerst schaute ich mir ein Spiel in der Oberliga an. Dabei empfing der SK
Personalservice Werndorf die Gäste von
Baumit Peggau. Hilfe ist das schlimm, dass kann doch nicht deren ernst sein. Aber wenn selbst in der Bundesliga, bis auf die beiden Wiener Vereine, alle Sponsoren im Namen haben, ist das die logische Konsequenz, dass auch in den tieferen Ligen nicht halt gemacht wird.
Übrigens gab es dort sogar eine Sponsor auf an der Hose vor dem wichtigsten Stück der Spieler
Acht € löhnte ich übrigens für Liga 5, was weitere 140 mir gleichtaten.
Zum Abschluss des Tages fuhr ich nach Wolfsberg. Das ist der Verein, der dieses Jahr gegen die Borussia aus Dortmund im EC Cup antrat. Diesmal spielten sie aber zu Hause und nicht in Klagenfurt. Auf das Spiel hatte ich mich am meisten gefreut, waren doch die Jungs aus Wien von Rapid zu Gast.
Daher hatte ich mir auch schon die Karte im voraus gesichert. Das war natürlich völlig übertrieben, was ich dann von Minute zu Minute merkte. Am Ende waren nur 4900 Zuschauer im Stadion. Davon sicher so 800 aus der Landeshauptstadt.
Das Spiel selber war ähnlich schlecht wie das in Kapfenberg und ich bin mir sicher, dass jede Spitzenmannschaft aus der 3.BL beide Teams heute geschlagen hatte. Ein zähes Spiel dümpelte vor sich hin und irgendwann ging der Tabellenletzte in Führung. Der damalige Spitzenreiter wusste sich nicht zu helfen und lag kurze Zeit später mit 0:2 hinten. Am Ende gelang zwar noch der Anschlusstreffer, aber das reichte nicht mehr um RB an sich vorbeiziehen lassen zu müssen.
So ist die Meisterschaft mal wieder im Herbst entschieden und alles nimmt seinen gewohnten Gang.
Wenigsten durfte ich noch ein bißchen Pyro bewundern, was in Österreich ja erlaubt ist und dort keine Sau interessiert. Ansonsten sangen die Rapidler brav ihr Liedgut runter und auch bei den Gegentoren wurde fröhlich ohne Pause weitergeträllert - das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Kein zackiges Rapid, nein da wird melodisch weitergesungen - nervig ohne Ende
Das Stadion war danach schnell verlassen und 780 km warteten auf mich und ich auf mein Bettchen zu Hause.
Fazit der Tour: Ich hatte mir mehr erwartet vor allen Dingen von Rapid. Ansonsten würde ich sowas nicht jede Woche machen, aber ein paar mal im Jahr passt das schon und macht auch Spaß. Da stört es mich auch nicht wenn ich alleine unterwegs wie eben hier bin.