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AutorThema: Fußball in Dänemark: Viborg FF - FC Nordsjaelland  (Gelesen 66 mal)

Offline Beorn

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Fußball in Dänemark: Viborg FF - FC Nordsjaelland
« am: 18. September 2015, 17:46:49 »
Es mag den einen oder anderen ja auch hier interessieren, daher stelle ich hier einmal einen Text ein, den ich noch vor Ort für das SFS-Forum geschrieben habe. Diesen habe ich ein wenig überarbeitet, aber der Großteil ist noch der O-Ton nach dem Spiel:

Meine Zeit hier in Jütland habe ich genutzt, um einen neuen Ground kennenzulernen, wenn auch kein neues Team.

Am Samstag habe ich die relativ kurze Anreise genutzt um die Begegnung Viborg FF - FC Nordsjaelland zu sehen. Beide Vereine habe ich bereits vor zwei Jahren gesehen, bei ihren Spielen in Arhus und Herning. Doch andere Begegnungen zu sehen wäre mit einem Aufwand verbunden gewesen, zu dem ich nicht bereit war.

Das Stadion in Viborg, der ehemaligen Haupstadt Jütlands, heisst Energi Viborg Arena und ist leider genau so langweilig wie sein Name. Das Fassungsvermögen beträgt etwas mehr als 9500 Plätze, abgesehen von einem Teil der Gästetribüne ist es ein reiner All-Seater. Erfreulich war die problemlose Erreichbarkeit, auch ohne Navi, und die unproblematische Parkplatzsuche. Was allerdings auch am sehr überschaubaren Zuschaueraufkommen lag ...

Eigentlich könnte mir Viborg FF als Celticfan sehr sympathisch sein: Das Team spielt in grün-weißen Ringelshirts, auch die Vereinsfarben sind grün und weiß. Doch damit haben sich die Gemeinsamkeiten leider bereits erledigt.

Nach meiner Ankunft ging ich gerade zu dem Zeitpunkt hinter der Gegentribüne entlang, als das dort in einem Raum gelagerte Material herausgeholt wurde. Die Fans lagern ihre Fahnen und Schwenker also direkt im Stadion, warum auch nicht. Die Viborger Fans hatte ich vor zwei Jahren dank eines couragierten und durchgehenden Supports beim Sieg ihrer Mannschaft in Aarhus noch in guter Erinnerung. Doch diesmal wurde ich leider sehr enttäuscht. Vor zwei Jahren war man als Aufsteiger und im Derby offensichtlich motivierter, jetzt wirkte der Support relativ lustlos. Es war wenig motivierender Singsang, der im Lauf des Spiels mehr und mehr abflachte und später nahezu eingestellt wurde. Den kompletten Rest des Heimpublikums konnte man akustisch getrost ignorieren, da wurden selbst vergebene Chancen ohne große Regung hingenommen. Wobei es davon nicht viele gab, dazu später mehr.

Der FCN war diesmal mit exakt sechzehn Fans anwesend, vor zwei Jahren waren es gerade einmal drei. Diese zeigten zum Einlauf eine kleine Choreo aus Schwenkfahnen, anschließend machten sie sich mit einer Trommel und gelegentlichen Rufen und Gesängen hin und wieder bemerkbar.

Das Spiel war leider entsetzlich schlecht und ganz und gar niveaulos! Auch das war leider eine große Enttäuschung, da ich beide Mannschaften schon sehr viel besser gesehen hatte. In der gesamten ersten Halbzeit gab es eine einzige nennenswerte Torchance, ein gut getretener Freistoß, gefolgt von einem präzisen Kopfball und einer schönen Parade des Gästekeepers. Der Rest war zum Weglaufen schlechter Fußball, und meine Ansprüche sind als Fan eines Fünftligisten schon denkbar gering.

In der zweiten Halbzeit zeigten die Gäste eine bessere Leistung, kamen zu der einen oder anderen guten Gelegenheit. Doch das entscheidende Tor fiel erst in der Nachspielzeit, zuvor gab es ein leider weiterhin sehr langweiliges Spiel zu sehen. Den Siegtreffer erzielte der Brasilianer Bruninho, schon vorher der auffälligste Spieler auf dem Platz. In den letzten Minuten der Nachspielzeit (es gab zuvor unglaublich lange Behandlungspausen) stürmte der heimische Torwart noch mit nach vorn, es ergab sich sogar etwas wie eine Torgelegenheit. Diese wäre in einem anderen Spiel wahrscheinlich nicht einmal zur Kenntnis genommen worden, hier verdiente sie eine Erwähnung.

3254 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen. Wohlgemerkt, eine Erstligapartie in einer Liga, die zwar nicht zu den führenden in Europa gehört, aber doch einen gewissen Anspruch hat. Davon war leider am Samstag auf den Rängen wie dem Platz nichts zu sehen.
Zitat
Wahrscheinlich gibt's die Bratwurst eh nur in Deutschland.
In Dänemark stimmt dieser Satz nicht, zumindest im Viborger Stadion gibt es ein Verpflegungsprogramm. Was bei uns die Rostbratwurst oder die Krakauer ist hier in Dänemark die Frankfurter. Ja, ganz recht! Dicke Frankfurter Würstchen vom Holzkohlegrill, typisch dänisch mit Ketchup, Senf und Remoulade. Alternativ gibt es natürlich Hot Dogs, Rød pølse in einem runden Brötchen, ebenfalls mit viel Ketchup und Remoulade.

Billig ist das Essen allerdings nicht, eine Frankfurter kostet umgerechnet knapp sechs Euro, ein Hot Dog zwischen vier und fünf Euro. Ein 0,3-Becher Karlsberg kostet satte sechs Euro, ohne Pfand! Dagegen ist das Leimbachstadion der Verpflegungshimmel! Und ein frisch gezapftes Krombacher ist bestimmt um Längen besser als das schale, fast geschmacklose Bier, was ich zum doppelten Preis getrunken habe!

Ich verbuche es als Erfahrung, doch leider hinterließ dieses Spiel bei mir einen eher faden Eindruck. Da habe ich doch bereits erheblich bessere Partien erlebt, sowohl auf dem Platz, als auch auf den Rängen.

Leider musste ich meinen Urlaub aus beruflichen Gründen vorzeitig beenden, meine Freunde treten ihre Heimfahrt erst morgen an. Damit entging mir leider auch die Möglichkeit, die Begegnung zwischen dem FC Midtjylland und Legia Warschau sehen zu können. Auch wenn ich den Ground bereits habe, eine einfachere Anreise zu einem Europaligaspiel habe ich nicht einmal zum Westfalenstadion!
"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe." (Keilschrifttext aus Babylon, um 2000 v. Chr.)