Das Gastspiel im „Stadion An der Max-Schmeling-Halle“ war ja auch trotz Aufstieg eher arm an Highlights. Der Sieg gegen Dresden, klar – Pokalfinale, Aufstiegsfeier… aber so RICHTIG geil war es doch eigentlich nur ein einziges Mal, nämlich als Karim „Eiskalt“ Benyamina am 25. Oktober letzten Jahres, in der 86. Minute das 3:2 für Union erzielte und damit das Stadion zum Explodieren brachte. 0:1, Rot für Union, 0:2 – und dann in elf Minuten 1:2, 2:2, 3:2. In your face, Paderborn. Highkick! Mit Anlauf. Wie sollte dieses Spiel überboten werden?
Naja, vielleicht mit neun Toren in 90 Minuten, nen knappes Jahr später? Könnte man meinen, wenn es einen ähnlichen Spielverlauf gegeben hätte, aber streng genommen war das Spiel am Sonntagnachmittag eher ein Ärgernis. Vier Gegentore zu Hause, das darf ja eigentlich nicht passieren. Und am Ende muss man sogar noch froh sein, dass die 3:0 Führung nach ner knappen halben Stunde überhaupt noch gereicht hat. Und dabei fing doch alles so großartig an... Etwas überraschend mit Parensen statt Sahin in der Startelf, ließen die Unioner von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer hier heute als Sieger von Platz gehen sollte. Druckvoller Beginn also, der sicherlich auch für die (in dieser Saison ja doch zwangsläufige) Testspielniederlage vom letzten Wochenende in Ludwigsfelde entschädigen sollte. Und das hat auch gut geklappt. Der FCU agierte wie ein Spitzenteam und ließ die Gäste kaum zu Luft kommen. Zwangsläufig nach neun Minuten das 1:0 durch Moskito (tolle Vorarbeit durch Benyamina und Mattuschka), gefolgt vom 2:0 nach 13 Minuten. Gebhardt mit Zauberflanke an den langen Pfosten, wo Benyamina in den freien Raum spritzt und aus superspitzem Winkel ein Tor der Marke „Van Basten 1988“ erzielte. Geil! Und als John Mosquera mit toller Einzelleistung nur 10 Minuten später da 3:0 erzielte, schien der Sportclub bereits gut verschnürt und zur Rücksendung nach Paderborn bereit.
Doch manchmal wird ja so ne klare Sache dann plötzlich doch noch mal zu nem Eiertanz, was in diesem Fall leider so war. Denn die Gäste konnten bis zur Halbzeit auf 2:3 verkürzen, was zumindest schon mal ne 100%ige Chancenverwertung war. Das 1:3 war dabei ebenso schön herausgespielt wie unser 1:0, das 2:3 war aber zumindest vermeidbar. Ich tue mich zwar weiterhin sehr schwer damit Jan Glinker das Tor anzurechnen, aber der Ball war schon verdammt lange in der Luft. Wurde aber halt auch doof rausgetrieben… naja, sah zumindest unglücklich aus. Und somit halt plötzlich wieder unnötige Spannung.
Nach dem Wechsel taten die Unioner aber sofort wieder ihr bestes, um den Gegner gar nicht erst wieder ins Spiel kommen zu lassen. Dies dauerte aber „leider“ nur zwei Minuten an, denn dann stand es bereits schon wieder 4:2. Bemben‘s Flanke von rechts fand dabei noch keinen Abnehmer in der Mitte, doch der zweite Versuch von der linken Seite fand mit Benyamina den perfekt postierten Stürmerschädel und eine wuchtige Kopfballrakete explodierte direkt unter der Querlatte des Gästetores. Übrigens – die Cateringkräfte im VIP Zelt sollten unbedingt mal auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft werden. Kann ja wohl nicht angehen, dass unsere besten Gäste so lange am Buffet und an der Zapfanlage stehen müssen, dass sie das erste Tor nach der Pause prompt verpassen… würde ich mich ja tierisch aufregen, so als VIP...
Jedenfalls ließen sich die Unioner mit dem neuen Vorsprung nun etwas tiefer fallen und schützten ihr Tor mit einem dichten Abwehrriegel. Die Paderborner mühten sich dann auch eher vergeblich. Es dauerte bis weit in die Schlussphase, bis das Spiel dann plötzlich doch noch mal ungewollt spannend wurde… und wieder kann man ausgerechnet Uns „Klinge“ Glinker nicht ganz von Schuld freisprechen – diesmal eindeutig. Der doofe Satz stimmt halt doch immer: Kommt der Torwart raus muss er den Ball haben. Jan kam raus – und hatte den Ball eben nicht, weil der gerade eingewechselte Brandy mit dem Kopf vorher dran war und der Ball mit ner tollen Kurve (und physikalisch sehr gut berechnet) im verwaisten FCU-Gehäuse landete. Hmm. Blöd, so fünf Minuten vor dem Ende.
Aber nicht nur der Gästetrainer, nein… auch Uwe Neuhaus hatte mal wieder das richtige Händchen. Denn auch der eingewechselte Kenan Sahin machte noch seine Kiste – praktischerweise gleich zwei Minuten nach dem Anschlusstreffer. Doch auch das sollte noch keine Sicherheit bringen, denn der Wieder-Neu-Paderborner Saglik (der nach dem 2:3 übrigens mal wieder schön bewies, was für Penner in Paderborn Fußball spielen dürfen…), nutzte in der Nachspielzeit einen erneuten Schnitzer der Uniondefensive zum vierten Gästetor. Mit einer einfachen Körpertäuschung lässt er ausgerechnet Stuff stehen und lässt Glinker diesmal keine Chance. Tja, in Liga 2 sind die Anforderungen eben doch etwas höher.
Aber solange unsere Stürmer ebenfalls treffen, ist der Katzenjammer über die löchrige Defensive ja noch erträglich. Und was unsere Stürmer angeht, können wir uns wahrlich nicht beklagen. Elf Tore in der Liga, davon zehn von drei Knipsern – sensationeller Wert. Dementsprechend war die Stimmung im Stadion dann auch ausgelassen. Von der Lautstärke und der Abwechslung her allerdings mit Abstand der schwächste Auftritt diese Saison – zumindest was die Pflichtspiele angeht. Aber vielleicht ist das Gehör durch den atmosphärisch großartigen Auftakt AdAF ja auch schon zu verwöhnt, denn verglichen mit den eher mauen letzten Jahren, war auch diesmal wieder gute Stimmung. Naja, wird sich früher oder später schon einpegeln. Vom etwa hundert Nasen starken Gästeblock war so gut wie nichts zu hören, obwohl der kleine Stimmungsblock eigentlich das ganze Spiel über irgendwie in Bewegung war. Aber selbst bei den beiden Toren in den Schlussminuten, war von Aufbäumen, oder gar Einpeitschen nichts zu spüren. War ja aber auch nur ne theoretische Chance… ;)
So, was sonst noch auffiel war, dass es mal wieder geregnet hat. Das wievielte Mal war das jetzt eigentlich schon im neuen Stadion? Echt komisch, ohne Dach hatten wir mit dem Wetter ja eigentlich oft Glück… und plötzlich… Aber was kümmerts uns – eben dafür ist so ein Dach ja da. Sportlich geht’s in Koblenz weiter und dann kommt Ahlen. Klingt auf dem Papier einfach, aber genau da liegt ja die Tücke. Daher hänge ich die Latte mal lieber nicht zu hoch und verbleibe mit freundlichen Grüßen.



Eisern!