Wo der Schein hinfällt, da wird es hell. Aber kommt auch noch Heiligkeit hinzu, wird es grell. In diesen Tagen erleben wir Sternstunden der Scheinheiligkeit. Da ist zum einen Herr Grindel, der im Deutschen Fußball-Bund Aufbruch und Transparenz predigte, aber Extrahonorare von fast 80.000 Euro verschwieg und sich von einem ukrainischen Oligarchen eine Luxus-Uhr kredenzen ließ. Der es gestern nach seinem erzwungenen Rücktritt für eine gute Idee hielt, diesen Satz zu sagen: "Ich kann es mir nur so erklären, dass ich zutiefst davon überzeugt war, dass ich nichts Unrechtes tue und im Stress des Amtes einfach zu wenig hinterfragt habe." Amen.
Da sind zum zweiten eine Kanzlerin, viele Bundesminister und noch mehr Bundestagsabgeordnete, die Lobeshymnen auf eine 16-jährige Klimaschutzaktivistin aus Schweden singen und deren Schulstreik preisen – aber, sobald die Mikrofone und Kameras ausgeschaltet sind, weiter an ihrer ambitionslosen Klimapolitik herumdoktern.
Da sind zum dritten die Digitalstrategen der Bundesregierung wie Staatsministerin Dorothee Bär, die alle naselang erzählen, wie doof sie Facebooks Angriffe auf den Datenschutz finden – und im nächsten Atemzug stolz Selfies mit Herrn Zuckerberg verbreiten. Natürlich auf Instagram, das ebenfalls Herrn Zuckerberg gehört. Eine so fröhliche Skrupellosigkeit erfordert ein gehöriges Maß an Selbstverleugnung.
Wir sind ne Lachnummer