»Fairplay geht anders« - Ein Kommentar von Jörg Albert zum Verhalten der Kickers Offenbach
Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Wohlgemerkt Nebensache. Dass in Zeiten einer weltweiten Pandemie, die zahlreiche Menschenleben gekostet hat und wohl leider auch noch einige kosten wird, es durchaus wichtigere Dinge als das Spiel mit dem runden Leder gibt, steht außerhalb jeglicher Diskussion. Noch dazu viertklassiger Regionalliga-Fußball im Südwesten Deutschlands. Leider ist diese Botschaft offenbar noch nicht bis zu den Verantwortlichen der Offenbacher Kickers durchgedrungen, die selbst in einem Hotspot leben und arbeiten.
Kickers-Präsident Joachim Wagner und vor allem Geschäftsführer Thomas Sobotzik holten in den vergangenen Tagen zum großen verbalen Schlag gegen den kleinen Nachbarn FC Bayern Alzenau aus, der sich mit stolz geschwellter Brust als Amateurverein im Haifischbecken Regionalliga bezeichnet. Wagner und Sobotzik versuchten mit zielgerichteten Behauptungen, unter anderem in einem offenen Brief an die Regionalliga Südwest GbR, die Alzenauer in der öffentlichen (Fußballer-)Meinung zu diskreditieren und das Bild eines Vereins zu zeichnen, der sich jeglichen Zusammenhalts und jeder Fairness innerhalb der Solidargemeinschaft vierte Liga entzieht. Die Reaktionen folgten prompt. »Haut ab nach Bayern«, »Schluss mit den Extra-Würsten« und »Alzenauer Jammerlappen« - mit solchen Kommentaren stellten viele OFC-Fans den FCB daraufhin in den Sozialen Medien an den Pranger.
Dabei müsste doch gerade Thomas Sobotzik wissen, wie man sich fühlt, wenn man an den Pranger gestellt wird. Gerade einmal vor 13 Monaten hatte der Ex-Profi als Sportvorstand des Chemnitzer FC von Anhängern der Sachsen Morddrohungen erhalten und war sogar tätlich angegangen worden. Der Hintergrund waren rechtsextreme Auswüchse eines Spielers und innerhalb der Fanszene. Im einem »Kicker«-Interview hatte Sobotzik angegeben, dass er sich gewünscht hätte, dass die Mehrheit der CFC-Fans damals aufgestanden wäre.
So etwas ist nun passiert. Viele Clubs aus der Regionalliga Südwest haben ihre Solidariät mit dem kleinen Alzenau bekundet und dem traditionsreichen »Proficlub« Kickers Offenbach die Stirn geboten. Und wie sagte Sobotzik so schön im »Kicker«-Interview: »Es gibt eine ganze Reihe von tollen Leuten, die den Fußball verteidigen und sich vorbildlich für seine Werte an der Basis oder in exponierter Stellung engagieren.«
Na dann, fangen Sie mal damit an, Herr Sobotzik. - Jörg Albert