Die alten Griechen werden als Erfinder der Demokratie gepriesen, aber auch genauso gern für ihr Frauenbild gescholten. Die demokratischen Athener wären misogyn gewesen und hätten ihre Frauen ohne die geringste Ausbildung in ihren Häusern eingesperrt wie Gefangene, antike Patriarchen eben. Das das klassische Griechenland dabei aus mehr als nur Athen besteht, wird auch gern außen vorgelassen. Obgleich der athen-zentrischen Berichterstattung niemand entgehen kann, liegt es doch an der Quellenlage, die für Athen ungewöhnlich viel Überlieferung bietet im Vergleich zum übrigen Griechenland.1 Allerdings hat sich auch die professionelle universitäre Forschung lange Zeit mit Seklusionstheorien2, also orientalischer Abgeschlossenheit athenischer (Bürger-)Frauen abgemüht. Seit Sarah B. Pomeroy im Zuge der amerikanischen Frauenbewegung mit ihrer Monographie „Goddesses, whores, wives, and slaves“ von 19763 Interesse für die Geschlechterforschung, heute gender studies , weckte ist davon aber nicht mehr viel übriggeblieben Heutzutage gelten in der universitären Geschichtsforschung allerlei Arten von Haremstheorien als nicht mehr vertretbar.4
Trotzdem hält sich der Mythos einer zwar demokratischen, aber frauenfeindlichen antiken griechischen Gesellschaft in vielen Köpfen wacker. Ebenso der Glaube, Frauensport wäre eine fortschrittlich-moderne Errungenschaft der Neuzeit, mit der Begründung, die Olympischen Spiele der Antike wären ja bekanntermaßen auch schon ein reines Männerevent gewesen. Ironischerweise ist diese Behauptung genauso richtig wie falsch.
Im Rahmen dieser Seminararbeit möchte ich mich daher mit der Frage beschäftigen, in welcher Form Frauen im klassischen Griechenland mit Sport in Berührung gekommen sind bzw. kommen konnten, speziell am Beispiel der Olympischen Spiele. Dabei soll auch geklärt werden, warum die Festivitäten von Olympia so leicht instrumentalisierbar sind und als Beweis für die Frauenfeindlichkeit der griechischen Männerwelt benutzt werden können.
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