Die Reaktionen von Hoffmann und den Spielern insbesondere gestern nach dem Spiel, als auch in den letzten Tagen sprechen eine klare Sprache gegen den Trainer. Doch wie kann es überhaupt so weit kommen und kann es tatsächlich sein, das eine Mannschaft offensichtlich den Trainer raus wirft?
Seit den Chaos-Tagen in Siegen bei den Sportfreunden bin ich sehr vorsichtig in der Bewertung solcher Ereignisse. Denn für 90 Prozent aller Interessierten um die Sportfreunde war es unverständlich, das die Trainer sich hier die Klinke in die Hand geben, weil sie einfach keine Internas kannten und auch kennen konnten.
Wie ist es aber nun beim HSV? Kommen wirklich mehr Internas in die Öffentlichkeit als hier in der Provinz oder bleibt doch noch vieles im Verborgenen? Man weiß es nicht und genau das macht die Bewertung, wie ich finde, so schwer... Bewerten wir nur die Spitze des Eisbergs oder wissen wir fast alles?
Wie dem auch sei: Offensichtlich ist, das Labbadia ein Trainer ist, der im ersten Drittel der Saison eine Mannschaft unglaublich pushen, motivieren, antreiben kann. Offensichtlich ist aber auch, das er dieses Niveau mit keiner seiner Mannschaften halten konnte und bei seinen drei Stationen jeweils ab Mitte der Saison abgestürzt ist.
Daher kann die mit Sicherheit vorhandene Verletzungsmisere nicht als Grund für den Absturz des HSV gelten, insbesondere wenn man sich trotzdem die erste 11 in Hoffenheim anschaut. Vielmehr ist doch offensichtlich, das die Mannschaft in der Europa-League verhältnismäßig stark spielt und sich immer wieder zu Höchstleistungen getrieben hat, während in der BL ziemlich blutleere Vorstellungen zum Alltag gehörten. Zudem muß sich Labbadia vorwerfen lassen, sich mit fast jedem Spieler aus dem Kader "angelegt" zu haben - ein folgenschwerer Fehler: Denn als Trainer benötigt man Spieler, die hinter einem stehen. Doch Labbadia hat gerade die Spieler gegen sich aufgebracht, die in der Mannschaft wortführend sind. Da wollte er sich Respekt verschaffen, das ist aber komplett nach hinten los gegangen.
Kein Wunder also, das kein Spieler sich mehr für den Trainer ausgesprochen hat, das man öffentlich drum herum redet - ich will nicht wissen, wie das intern ausgesehen hat. Und wenn man sich auf abendblatt.de die Kommentare von Dieter Matz ("Matz ab") liest, dann wird offensichtlich, das man sowieso nach dieser Saison den Trainer gefeuert hätte. Da gab es einfach kein Verhältnis mehr zwischen Team und Trainer - und das nach einer solchen ersten Halbserie! Da muss sich Labbadia stark überdenken und ob er nochmal so schnell einen Job im Profifußball erhält, ich zweifel daran...
Man sieht aber auch, was eine Mannschaft erreichen kann, wenn sie sich einmal gegen den Trainer gestellt hat - ob nicht vielleicht auch ein Manager oder sportlicher Leiter fehlt, der eingreifen kann, der vermitteln kann? Hoffmann scheint niemand starken neben sich dulden zu wollen, der neue, Urs Siegenthaler ist doch auch nicht der Inbegriff eines Managers, sondern mehr Spielbeobachter... Naja, wie es im
DSF Sport1 angedeutet wurde: Der Weg für Löw ist nun frei. Und Torwarttrainer Claus Reitmeier hatte man ja bereits mitgeteilt, das er nicht weiter beschäftigt wird - Köpke als Nachfolger?