Ich möchte mal kurz meine Sicht der Ereignisse schildern. Dabei muß man ganz klar zwischen dem Vorabend in der Düsseldorfer Altstadt und unseren Heldentaten am nächsten Tag im Stadion unterscheiden.
Die Pyroaktion, vor allem die Kanonenschläge, waren dumm und mehr als überflüssig. Ich unterstütze Pyrotechnik als optischen Support, von mir aus in der heutigen Zeit auch als Ausdruck des Protestes gegen Entwicklungen im modernen Fußball. Dies muß sich allerdings immer dem sportlichen/fußballersichem Ziel unter ordnen lassen und kann nicht zum Selbstzweck verkommen und aus dieser Sicht hätte ich mir gestern inständig gewünscht, wie hätten das bleiben lassen. Dann wäre es auch wünschenswert, daß die Protagonisten wissen, daß unser bester Mann Kontaktlinsenträger ist und das Zünden einer Unmenge Rauch unmittelbar hinter dem eigenen Tor nicht zwingend förderlich für das Sehvermögen ist. Das war der Grund für Walkes Behandlung und nicht der Unfug mit dem Böller, das nur zur Klarstellung. Unser Problem ist, das die Pyroaktion – und vor allem die Kanonenschläge, die in den vollen Block geworfen wurden - ganz offensichtlich nicht von den sonst dafür zuständigen Gruppen ausgegangen ist. Es hat sich etwas entwickelt, was nicht mehr steuerbar und zu überblicken ist, was mir einige Sorgen bereitet. Aber dafür sind wir ganz allein verantwortlich.
Zur Bootsfahrt ist nur soviel zu sagen, daß sie ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten darstellte. Ich kann verstehen, daß die Düsseldorfer ziemlich angepißt waren, wenn sie auf ihrem Bach folgendes zu sehen und zu hören bekommen;
Das sie sich dann beim Anlegen zeigen und ihr Revier verteidigen ist legitim. Hätten die Bullen dort nur 5 Minuten weg geschaut, hätte es ein ruhiger Abend werden können. So wurde allerdings die allseits beliebte Fantrennung praktiziert und die sich in Unterzahl befindlichen Düsseldorfer konnten im Schutz der Bullen uns bepflastern, was unsere sportliche Fraktion natürlich gern annahm. Unter diesen Begleitumständen bewegten wir uns in eine Gasse in der sich unsere Kneipe namens Zille befand. Die Bullen sperrten nun mit Gittern und Barrieren beide Seiten dieses schmalen Gässchens zu und ließ niemanden rein noch raus. Hansafans, die nicht auf dem Boot dabei waren, kamen nicht zum feiern zu uns und Fans im Sperrbereich, die ins Hotel wollten, durften nicht weg. Darin bestand das ganze Bullenkonzept offensichtlich ohne zeitliche Begrenzung. Pfütze, Hannes und mir ist es gegen 01:30 gelungen, die Absperrung zu überwinden und uns abzusetzen, was sich als richtige Entscheidung erweisen sollte. Innerhalb des Kessels stieg natürlich der Streßfaktor. Angesoffen und Müde, wollten immer mehr Hanseaten nur noch ins Bett, was man aufgrund extremer Anreisezeiten verstehen kann. Die Bullen mit den Nerven am Ende und außerhalb des Sektors der sportliche Gegner auf der Jagt nach Fremdfarben, keine gute Kombination. Gegen 04:00 setzen die Bullen dann zum ersten Angriff an und hefteten alles weg, was sich vor der Kneipe befand. Darunter waren 2 Mitarbeiter des Fanprojektes, mehrere Organisatoren und 2 Frauen. Nur so kam es zu dieser hohen Zahl an Verhaftungen und diese Leute haben definitiv nicht randaliert, erfuhren aber das volle Programm. Kabelbinder, Abtransport, völlige Entkleidung, Sammelzelle mit Kackeimer in der Ecke. Es fand sich sogar ein übereifriger Haftrichter, der dringend ein paar Überstunden brauchte, so daß die letzten Normalos gegen 22:00 des nächsten Tages auf die Straße geschmissen wurden. Die Jungs mit Bewährung oder offenen Haftbefehl, sollten wohl noch im Rheinland gastieren.
Was bleibt ist ein sportlicher Offenbarungseid, eine mehr als dämliche Aktion im Stadion und eine Menge Arbeit in der Fanarbeit, die mit den vorhandenen Mitteln nicht zu bewältigen ist.
Dank an Düsseldorf für die faire Kartenpolitik, dürfte wohl das letzte mal gewesen sein.