Was zur Zeit in Meiderich abgeht ist eigentlich unfassbar. Gekommen um gegen den Abstieg zu spielen, verbreiten unsere jungen Wilden eine Euphorie, wie wir sie in gefühlten 20 Jahren nicht mehr hatten. Dieses soll folgendes Posting dokumentieren, welches ein User in unserem Portal geschrieben hat:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich weiß nicht, ob man sich getrost vom Thema Abstieg verabschieden darf, ich weiß auch nicht, ob das hier alles noch normal ist, ob das mein MSV ist, ob das morgen wieder alles verschwindet und ob das alles vielleicht mal wieder nur die typische MSV-Fallhöhe ist, von der aus man ganz schnell wieder auf den Boden der Realität aufklatscht.
Dafür weiß ich ein paar andere Dinge, vor allem ein paar Dinge über dieses Team und man sollte das Pferd mal von hinten aufzäumen, und man kann es ja auch mal ganz nüchtern betrachten. Sie haben heute das sechste Pflichtspiel in Folge gespielt, fünf davon haben sie gewonnen. Sie waren in sechs von sechs Partien das bessere Team. Sie haben in Osnabrück gewonnen, einem vermeintlichen Mitkonkurrenten um den Abstieg, ebenso wie sie Ingolstadt aus dem Stadion fegten. Ihre erste Bewährungsprobe bestanden sie gegen 1860, als sie einen Rückstand umdrehten. Als sie einfach weiterspielten, als sei nichts gewesen. Als sie die Löwen dermaßen an die Wand spielten, dass dieses Publikum Kopf stand.
Und heute kommt also der Aufstiegsfavorit an die Wedau gereist. Die Duisburger Innenverteidigung wird komplett ausgetauscht, die Mannschaft wird neu formiert. Ihnen hockt eine Niederlage im Rücken, eine unglückliche, aber sie haben nun mal verloren. Und dann spielen sie mit ganz breiter Brust denselben Stiefel wie gegen 60. Sie lassen den Ball laufen, sie sind in den Zweikämpfen, sie spielen Fußball. Sie stehen in der Innenverteidigung ziemlich sicher, Kern spielt auf den Außen seinen Stiefel herunter, Sukalo und Trojan fordern permanent den Ball und spielen so, als wären sie von Anfang an mit dabeigewesen.
Ich will, wie schon die ganze Saison, niemanden aus diesem Team herausheben. Aber wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt, dann bewundere ich Julian Koch für seine Abgezocktheit auf fremder Position, für seine mutigen Sololäufe durchs Mittelfeld, dann bewundere ich Sefa Yilmaz für den Einsatz vor dem 1 zu 0, für dieses unglaubliche Gewühle um den Ball, aber dafür bewundere ich sie alle. Wie oft sie den Fuß im Gegner haben, wie lange sie um dieses Spielgerät ackern, wie oft sie den Gegner schon in der eigenen Hälfte permanent unter Druck setzen. Und wenn Maierhofer nur von links nach rechts rennt und einen Verteidiger nach dem anderen entnervt. Ich bewundere wie Srdjan Baljak das Spiel an sich nimmt und dieses Team mit übers Feld führt. Ich schaue gebannt dabei zu, wie sie sich Bälle im Mittelfeld erkämpfen und dann über zwei bis drei Stationen in den Strafraum vordringen. Und ich habe Vertrauen, wenn ich sehe, dass sie in der Defensive gut stehen.
Wenn dieses Team dieses Level auch nur ansatzweise hält, dann wird es mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Aber für alle Träumer: Sie brauchen in jedem Spiel 110% und erst dann können sie um den Aufstieg mitspielen, ein Wort das wir noch ganz, ganz lange aus dem Vokabular streichen sollten. Aber um den Aufstieg geht es hier nicht. Es geht hier um ein Versprechen. Dieses lautete: Wir werden uns für die Nummer hier Woche für Woche zerreißen.
Sie haben Wort gehalten. In der Vergangenheit haben das die wenigsten Mannschaften getan. Und deswegen ist es nur logisch, dass sich in der zweiten Halbzeit dieses Spiels 11 000 Menschen dazu entschlossen, dieses Team jetzt gemeinsam und in aller Geisteskrankheit nach vorne zu peitschen. Als dieses Stadion Kopf stand angesichts einer Mannschaft, die zum wiederholten Male über 90 Minuten Willen, Kampfeskraft und Leidenschaft an den Tag legte, eines Teams, das seine spielerische Linie beibehält und das gut genug ist, eine Mannschaft wie Augsburg momentan über 90 Minuten hinweg zu dominieren. 12 Punkte aus 5 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Diese Mannschaft belohnt sich für ihren Aufwand. Und wir sollten weiter daran arbeiten, diese Welle zu reiten. "Alle für einen Verein" stand auf dem Transparent, dass sie während der Humba hochhielten. Und selten enthielten diese Worte soviel Wahrheit wie heute. Groß, Jungs. Ganz groß.
Gruß aus Neudorf
Micha