Ich möchte nochmal anmerken, dass diese Tour 2011 die spektakulärste, spannenste und interessanteste Rundfahrt durch die Grande Nation war, an die ich mich in den letzten 15 Jahren erinnern kann. Es gab in der ersten Woche nicht ausschließlich reine Sprintankünfte, es gab bereits zu einem frühen Zeitpunkt Zeitrückstände für Favoriten, es gab ein kurzes TTT, welches etwas Würze in die Sache brachte, es gab Angriffe auf Bergetappen ohne Bergankunft, es gab sowohl in den Alpen als auch in den Pyrenäen Angriffe der Favoriten, es gab zwei deutsche Etappensiege... Es waren sehr schöne drei Wochen...
Für mich persönlich waren neben den Etappensiegen von Greipel und Martin die Etappensiege von Sami Sanchez und Cadel Evans freudige Höhepunkte der Tour. Ich ziehe meinen Hut vor den beiden Norwegern Hushovd und Hagen, die jeweils zwei Etappen gewinnen konnten, der ehemalige Sprinter Hushovd sogar zwei Bergetappen. Ich freue mich, dass mit Pierre Rolland ein Fahrer aufgetaucht ist, dessen Tourdebüt mich an das von Jan Ullrich 1996 erinnert, inkl. Etappensieg beim Klassiker nach Alpe d'Huez. Wer weiß, was für Rolland im Gesamtklassement gegangen wäre, wenn er nicht zuvor Arbeit für Voeckler hätte machen müssen. Die 30 Sekunden, die ihm zur Top10-Platzierung fehlen, wären aber wahrscheinlich locker drin gewesen.
Für mich die Gewinner der Tour: Logischerweise Cadel Evans, das ganze HTC-Highroad-Team - unfassbar, dass sich Bob Stapleton Sorgen um die Zukun ebenso das gesamte Omega Pharma-Lotto Team (3 Etappensiege) und die Garmin-Cervelo-Equipe (4 Etappensiege). Dann natürlich Edvald Boasson Hagen, Sami Sanchez und Pierre Rolland. Außerdem möchte ich mal noch Tom Danielsen und Jean Christophe Perrod nennen, die eigentlich immer in oder knapp hinter den Top Ten Plätzen waren und am Ende der Tour eben unter genau diesen ersten zehn standen. Diese Fahrer haben das Fehlen/ die Ausstiege vieler Favoriten nutzen können.
Als Verlierer sehe ich Andy Schleck trotz seines Etappensieges und trotz seines guten zweiten Platzes im Gesamtklassement. Diese Tour war komplett auf ihn zugeschnitten. Wenig Zeitfahr-km (und diese waren dann auch noch sehr wellig), dafür ein TTT, wo er von seinem bärenstarken Team hat profitieren können. Vier Bergankünfte im Hochgebirge und dazu zwei etwas kleinere. Man hat von Seiten der Tourorganisation alles dafür getan, dass der Luxemburger diese Tour gewinnt. Versaut hat er's in der Abfahrt nach Pinerolo und evtl. durch etwas zu zögerliches fahren in den Pyrenäen. Auch Ivan Basso, der für die Tour auf seine Titelverteidigung beim Giro verzichtet hat, dürfte nicht zufrieden sein. Ohne seinen Etappensieg würde ich Tony Martin auch hier mit einsortieren.