NFL - Spieltag 7Denver Broncos @ Miami Dolphins 18:15 OTDarf ich hier mal kurz auf einen Spieler eingehen, um den sich in Amerika die Geister scheiden: Tim Tebow. Tebow, ehemaliger Heisman-Gewinner und Quarterback der Florida Gators galt beim Draft 2010 von der Spielweise her als nicht NFL-tauglich, wurde dann trotzdem in Runde 1 von Denver gedraftet nur um dann zwei Saisons jeweils Backup für Kyle Orton zu sein. Tebow ist charakterlich absolut integer - ein tiefchristlicher Mensch, ein wirklicher Vorbildtyp und Schwiegermutterliebling, was seinen Heldenstatus bei seinen zahlreichen Fans - also halb Amerika - noch erhöht. Die andere Hälfte de Landes hält ihn für sportlich mittelmäßig, überbewertet und stört sich an dem Hype, der um diesen Spieler gemacht wird. Ich spreche hier übrigens über den Spieler in meinem Avatar, nur um vor dem Spielbericht darauf hinzuweisen, in welche Fraktion ich eher gehöre

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Tebow sollte eigentlich zu Saisonbeginn schon Starter sein, sein QB-Konkurrent Kyle Orton sollte an Miami abgegeben werden. Der Wechsel kam aber nicht zustande und auf einmal war Orton sogar Starter. Nun wurde Tebow vor einer Woche offiziell zum Starting Quarterback gemacht, nachdem die Meute eh schon bei jedem unvollständigen Pass seines Vorgängers seinen Namen skandierte. Kann sich ein junger Quarterback einen besseren Auftaktgegner wünschen als auswärts bei den Miami Dolphins anzutreten? Wobei auswärts nicht wirklich stimmt. Durch den chronischen Abwärtstrend der letzten beiden Jahre (woher kenne ich das wohl) sind die Zuschauerzahlen in Miami im Keller. Am Sonntag war das Spiel ausverkauft. Florida liegt Tebow immer noch zu Füßen, das Dolphins Stadium war neben Miami-Fans voll von blauen und orangenen Gator Trikots, die Masse (auch große Teile der Dolphins-Fans) kam, um Tebow anzubeten. Mal als kleines Beispiel: DAS sind Miami-Fans:

Foto ursprünglich von ESPN.com
Nunja, am Sonntag schien Tebow eher seine Kritiker zu bestätigen. Wenig Passspiel, bis weit ins vierte Viertel hinein unter 100 pass-yards, keine Punkte, gar nichts. Die Verunsicherung war quasi zu greifen. Miami mit auch nicht soooo dollen Spiel, aber halt immer mal mit nem Field Goal + einem TD, der sie 3 Minuten vor dem Schluss mit 15:0 in Führung brachte. Doch der Mythos Tebow wurde in diesen Minuten zur Legende: Tebow führt einen 80-yard Drive mit einem TD-Pass zum Ende, die Broncos holen sich den Ball zurück, Tebow gelingt sein zweiter TD-Pass und danach erläuft er die 2-Point-Conversion selbst. Als krönender Abschluss noch das Field Goal in der Overtime. Ich fürchte, in Colorado und Florida wird man bals eine Kirche um den Mann herum gründen.
Einige NFL-Journalisten sind der Meinung, die NFL würde Tebow für ihre Zukunft einfach dringend brauchen, um seine charakterliche Integrität und sportlich gute Leistungen einen Superstar bauen. Allerdings: Jeder große Sportler braucht große Gegner. Michael Jordan brauchte Magic Johnson, John McEnroe Jimmy Connors, Ayrton Senna brauchte Alain Prost. Dieser Gegner (und damit singe ich jetzt weiter die Loblieder der letzten Wochen) könnte Cameron Newton sein.
Carolina Panthers vs. Washington Redskins 33:20Newtons größte Gemeinsamkeit mit Tebow ist, dass beide zusammen in einem Team spielten. Cam war Backup quarterback in Florida bevor er dort wegen Verfehlungen neben dem Platz (DAS ist der erste große Unterschied zu Tebow) die Uni verlassen musste, und über Umwege nach Auburn kam. Beide führten ihre College-Teams zu Landesmeisterschaften, beide sind Heisman-Gewinner, beide sind NFL-Erstrunden-Draftpicks. Newton allerdings ist bereits in seiner ersten Saison Starting-Quarterback in Carolina und bricht dort Rekorde.
Neben dem Passrekord für Rookies in einem Spiel stellte Newton gegen Washington den Rekord für erlaufene TDs (7) in einer Saison ein - bereits nach 7 Spieltagen. Newton gelang zudem noch ein TD-Pass und erneut gute 254 passing yards ohne Interception. Spätestens ab Ende des 3.Viertels hatten die Panthers die Redskins im Sack - eine erstaunlich gute Vorstellung des schlechtesten Teams der Vorsaison, welches die guten Auftritte bei den Niederlagen gegen Top-Teams (Chicago, Green Bay, Atlanta, New Orleans) nur bestätigt.
Green Bay Packers @ Minnesota Vikings 33:27Wenn ich vorhin schrieb, dass sich Tim Tebow für sein Startdebüt in dieser Saison keinen besseren Gegner als Miami wünschen konnte, trifft wohl genau das Gegenteil auf Christian Ponder, den Rookie-QB der Minnesota Vikings zu. Erstes NFL-Spiel gegen den ungeschlagenen, amtierenden Super Bowl Champion. Herzlichen Glückwunsch. Aber Ponder machte seine Sache sehr gut, warf 2 Touchdowns und 220 yards, verhalf den Packers aber mit 2 Interceptions im dritten Viertel auch zu zehn Punkten. Da Green Bay in diesem dritten Viertel 20:0 Punkte erzielte, der Schlussstand nur 6 Punkte Unterschied aufweist, also durchaus spielentscheidende Ballverluste. Bei all den Rookie-Quarterbacks in dieser Saison geraten die Veteranen manchmal etwas in den Hintergrund, deshalb möchte ich an dieser Stelle noch das großartige Spiel von Packers-QB Aaron Rodgers (335 yards, 3 TD-Pässe, Rating von 146,5) und seinem Lieblings-Receiver Greg Jennings (147 yards, 1 Touchdown gefangen) erwähnen. Die Packers sind im Moment DAS Power-Team der NFL.
Monday Night Game: Jacksonville Jaguars vs. Baltimore Ravens 12:7Rookie-QB Nr.4 Blaine Gabbert kann in Jacksonville zwar nicht mit den Statistiken der bisher beschriebenen Quarterbacks mithalten, zahlt in dieser Saison noch viel Lehrgeld und hat in Jacksonville auch nicht wirklich ein konkurrenzfähiges Team (einzig Running Back Jones-Drew ist eine wirkliche Hilfe): Aber Montag Nacht zur Primetime gegen Baltimore zu gewinnen ist doch schonmal was. Ein fürchterliches Spiel, in dem offensiv nicht viel klappte und in dem vor allem die höher eingeschätzten Ravens auf ganzer Linie enttäuschten. So reichten den Jags 4 Field Goals zum Sieg im Monday Night Game.
Ansonsten:
Cleveland Browns vs. Seattle Seahawks 6:3 - muss man bei einem solchen Spielstand noch was schreiben?
Atlanta Falcons @ Detroit Lions 23:16 Atlanta berappelt sich, Detroit mit der 2.Niederlage in Folge
New York Jets vs. San Diego Chargers 27:21 Die Jets mit großer Aufholjagd (18 Punkte) und großem Sieg.
Chicago Bears / Tampa Bay Buccaneers 24:18 Souveräner Sieg der Bears im Londoner Wembley-Stadion.
Houston Texans @ Tennessee Titans 41:7 Houston überrollt die Titans, eine texanische Wundertüte halt
Pittsburgh Steelers @ Arizona Cardinals 31:20 Am Ende nochmal knapp aber unterm Strich klares Ding für die Steelers.
Kansas City Chiefs @ Oakland Raiders 28:0 Oakland nutzt den Patzer von San Diego nicht. Wer seine Division gewinnen will, darf zu Hause gegen KC nicht verlieren, schon garnicht ohne selbst zu punkten.
Dallas Cowboys vs. St. Louis Rams 34:7 Nie gefährdeter Cowboys Sieg gegen einen immer noch sieglosen Gegner.
New Orleans Saints vs. Indianapolis Colts 62:7 62:7 !!! 62:7 !!!!! 62:7 !!!!!!!!!!!! Hallooo? Im ganzen Spiel stoppten die Colts nur einen einzigen Drive der Saints, ohne Punkte zuzulassen: Und zwar den letzten, als der Gegner bereits 62 Punkte auf dem Scoreboard hatte. Dabei zwangen die Colts ihren Gegner nur 3 Mal zum 3rd Down (und zwar am Ende der drei einzigen Drives, nach denen die Saints keinen TD erzielten). Indianapolis ist ein Torso und klarer Favorit im Rennen "Suck for Luck".