suk, ich gehe seit 30 Jahren zum Fußball in den ersten drei Ligen. Wenn ich nicht wollte, musste ich noch nie an Jagdszenen teilnehmen. Da ich Düse für einen ähnlich erfahrenen Fußballfan halte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er nicht weiß, wie er nach Rostock zu einem Spiel anreisen müsste, um da heile und unbescholten lediglich das Spiel zu gucken. Darum ging es mir.
Dann hast Du in dem genannten Zeitraum sicherlich vor allem dank eigener Umsicht vermieden, in Auseinandersetzungen verwickelt zu werden, aber vielleicht auch ein gewisses Maß an Glück gehabt.
Es mag an meinem fehlenden Urteilsvermögen für bedrohliche Situationen liegen, dass ich eine derartige Bilanz nicht vorweisen kann. Ich bin einmal heftig zusammengeschlagen und -getreten worden, in einer Bahnunterführung des Sportfelds in Frankfurt. Ich war allein, es gab keine Chance zu entkommen.
Bei einem anderen Stadion wurde ich in einem Jahr um das selbige gejagt, im Folgejahr wurde das Auto beschädigt, in dem ich angereist war.
Mehrfach bin ich in "Matches" dabeigewesen, allerdings nicht als Aktiver. Auch wenn hier immer noch einige meiner Jugendlichen glauben, ich sei früher mal auf dem Acker aktiv gewesen, ich habe nie eine körperliche Auseinandersetzung gesucht. Doch habe ich sie von den Neunzigern bis heute immer wieder als Zeuge erlebt.
Auch Polizeigewalt habe ich in mehr als einer Situation als Betroffener miterlebt. Wenn eine Bereitschaft den Block stürmt, wo soll ich hin? Wenn unsere Reisegruppe in einem Bahnhof eingekesselt wird, kann ich dann einfach gehen? Suche ich solche Situationen bewusst und vorsätzlich oder bin ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort?
Für mich ist es auch eine Form von Gewalt, wenn ich in einer Menge bin, die im Block von der Polizei umstellt wird, welche Gewehre im Anschlag hält und die Mündungen in den Block richtet. So erlebt in einem Europapokalspiel in Mailand. Lag es an mir?
Natürlich verstehe ich Deinen Ansatz! Ich war bei mehr als einem Problem- oder Risikospiel, wo mir überhaupt gar nichts passiert ist. Gerade auch in Rostock. Allerdings vergesse ich auch nicht, dass man uns damals, als wir SFS-Fans das dortige Fanprojekt besuchten, mehrfach sagte: "Ihr seid schon ziemlich mutig, hier einfach vorbeizukommen!" (Allerdings stets mit dem Zusatz: "Keine Sorge, hier tut euch keiner was!" Und so war es auch!)
Die geringsten Probleme hatte ich übrigens in all den Jahren mit Hools, egal von welchem Verein. Im Gegenteil, manchmal bin ich mit diesen ins Gespräch gekommen und nie bedroht oder blöd angemacht worden. Unvergessen bis heute meine Einladung in die St. Tropez-Bar in Frankfurt!
In einem bin ich sicherlich ein Sonderfall, daher stelle ich dies an den Schluß. Zum einen als Symathisant des FC St. Pauli. Vor allem aber als aktiver Fan, zunächst gegen Nazis und Rassisten, später in unserem Fanprojekt, bis heute als Fanbeauftragter, bin ich sicherlich in anderen Situationen anwesend und stärker im Fokus als ein "Normalfan". In all den Jahren habe ich mehr von "eigenen" Leuten die Fresse vollgekriegt, bin bedroht, beleidigt oder bestohlen worden, als von Fans aller anderen Vereine zusammengenommen. Die Freude am Fußball habe ich dabei aber trotzdem nie verloren!
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