Hier gibt es ja sehr unterschiedliche Wahrnehmungen ...
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In welchen Phasen des Spiels haben denn die Spanier ihr angeblich so langweiliges Tiki-Taka gespielt? Ich kann mich an einige Szenen in der Verlängerung erinnern, als nach Balleroberung vor dem eigenen Strafraum mal mehrere Kurzpässe in Folge gespielt wurden. Da waren die Portugiesen einfach zu abgekämpft, um da noch gegenzuhalten. Dafür haben sie insbesondere im defensiven Mittelfeld das Kurzpassspiel nahezu über die komplette Spielzeit unterbunden.
Spaniens Chancen kamen doch eher durch Anspiele auf die Außenpositionen zustande. Von dort Flanken in die Mitte oder der ballführende Spanier ging selbst in den Sechzehner und suchte den Abschluß. So kam auch Iniestas Topchance in der Verlängerung zustande, als Jordi Alba sich vorher klasse durchgearbeitet hat.
Ähnliche Chancen hat auch das deutsche Team im bisherigen Turnierverlauf schon ähnlich erzeugt. Was bei uns gut aussieht muss bei Spanien nicht schlecht sein.
Portugal gefiel mir lange Zeit durch seine hohe Einsatzbereitschaft und das starke Defensivspiel. Doch schon in der regulären Spielzeit war abzusehen, dass dieses Tempo so nicht zu halten war. In der Verlängerung waren sie dann doch recht alle. Wenn auch immer noch einen besseren Eindruck bei mir hinterlassend als die Engländer im Spiel gegen Italien.
Ronaldo war für mich gestern Abend wie eine groß angekündigte Show, in der dann nur die Vorgruppe spielt. Man denkt, er macht irgendwann was besonderes. Und dann fand ich die Freistöße aus guten Positionen eher schwach getreten, der Abschluß in der Schlußminute, als er wirklich den "Lucky Punch " hätte setzen können, doch recht überhastet.
Italien,Portugal und auch Kroatien haben gezeigt, wie man Spanien begegnen kann. Andererseits ist Spanien eben immer noch ähnlich effektiv wie beim WM-Sieg, als 1:0 eine Art Standardergebnis war.
Nicht nur bei Spielen gegen die Spanier fällt mir bei dieser EM eine Neigung etlicher Teams zu Verhinderungsfußball auf. England gestaltete immerhin die erste Halbzeit gegen Italien noch offen, danach setzten sie offensiv im Grunde keine Akzente mehr. Frankreich habe ich gegen Spanien nicht gesehen, aber der einhellige Tenor ist doch der, dass das Team sich gar nicht wirklich bemüht hat, seinerseits auf Sieg zu spielen. Tschechien spielte so gegen Portugal, ich muss sagen, zum Glück erfolglos, trotz meiner Sympathien für das tschechische Team. Auch gegen Deutschland spielten die meisten Gegner eher defensiv ausgerichtet, suchten ihr Glück in Kontern, siehe Dänemark oder Griechenland.
Bei dieser EM fielen mir vor allem die jetztigen Halbfinalisten als jene Teams auf, welche nicht allein über eine defensive Ausrichtung versuchen, irgendwie zum Erfolg zu kommen, sondern auch offensiv variabel spielen können. Italien fand ich im Viertelfinale gegen England engagiert und mutig, wie auch schon im ersten Spiel gegen Spanien. Sollte sich dieses Team heute Abend gegen die deutsche Mannschaft durchsetzen, dann würde ich ihnen im Finale gegen Spanien sogar die Daumen drücken. Allerdings wäre mir eine Wiederholung des letzten EM-Finals doch deutlich lieber ...
