FavoritenAlberto Contador ist gesperrt, Andy Schleck fällt verletzt aus. In diesem Jahr ergibt sich damit für viele Fahrer wohl die einzige, auf jeden Fall die beste, Chance in ihrer Karriere mit einem Sieg bei der Tour zu erringen. Und wie schon bei der Streckenvorstellung erwähnt - gute Zeitfahrer haben dabei einen riesigen Vorteil.
Für die meisten Experten läuft die diesjährige Tour auf ein Duell eben zweier solch guter Zeitfahrer hinaus. Erster Kandidat ist dabei der Titelverteidiger,
Cadel Evans. Für mich einer der glaaubwürdigsten und sympathischsten Fahrer der letzten 20 Jahre. Trotz seiner immerhin schon 35 Jahre scheint er kräftemäßig in der Blüte seiner Radkarriere zu stehen auch bedingt, dass er wohl das erste Mal seit seinem Wechsel von Mountain Bike aufs Straßenrad zwei,drei Jahre ohne größere Verletzung durchgekommen ist. Evans hat in diesem Jahr u.a. bereits das Criterium International gewonnen und beim wichtigsten Test - der Dauphiné - seine starke Form mit einem 3.Platz unter Beweis gestellt. Von der Erfahrung und der Renntktik her macht ihm eh kaum jemand etwas vor, sein BMC-Team fährt zudem voll für ihn.
Der erste Herausforderer soll in diesem Jahr
Bradley Wiggins sein. Der Brite würde im Erfolgsfall der erste Toursieger seines Landes werden. Seine "Wandlung" vom Bahnradfahrer und Weltklasse-Zeitfahrer zum starken Rundfahrer scheint in diesem Jahr endgültig abgeschlossen. Schon letztes Jahr hätte bei der Tour ein Angriff kommen können, Sturzpech verhinderte diesen aber. Dieses Jahr scheint er noch stärker. Nachdem er im letzten Jahr z.B. den Vuelta Sieg durch taktische Fehler verschenkte, hat er in diesem Jahr bereits über die gesamte Saison verteilt 3 (!!!) Siege bei kleineren aber namhaften Rundfahrten geholt - bei Paris-Nizza, der Tour de Romandie und der eben schon angesprochenen Dauphiné Libere.
Evans ist in diesem Duell der taktisch Stärkere, dürfte am Berg einen minimalen Vorteil haben und hat den Vorteil, dass sein BMC-Team komplett auf ihn ausgerichtet ist. Bradley dürfte dafür leichte Vorteile im Zeitfahren haben - bei über 100 Zeitfahrkilometern in dieser Tour ist das schon was wert. Nachteilig könnte sich führ ihn auswirken, dass er sich die Kapitänsrolle in seinem Sky-Team mit dem Top-Sprint-Favoriten Mark Cavendish teilen muss. Einige Teamkollegen werden auf den ersten Etappen bei der Arbeit für Cavendish schon ordentlich Körner lassen müssen.
Neben diesen beiden fallen die Namen der üblichen Kandidaten schon etwas ab.
Denis Menchov wird noch am ehesten zugetraut, in den englischsprachigen Zweikampf eingreifen zu können. Der Russe hat vor zwei Jahren sein "kuschliges Nest" Rabobank verlassen, wurde dafür natürlich gleich mal nicht belohnt, als sein GEOX-Team letztes Jahr nicht zur Tour eingeladen wurde und fährt nun als Kapitän des russischen Katyuscha-Teams. Verzichten muss er dabei auf nahezu alle seine spanischen Kollegen, die beim Giro angegriffen haben als Joaquim Rodriguez knapp geschlagen als Zweiter die Rundfahrt beendete.
Dann kommt für mich schon
Samuel Sanchez.
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Für einen Euskaltel-Fahrer ist er ein sehr ordentlicher Zeitfahrer, wenngleich uch nicht auf dem Niveau der vorher genannten Favoriten. Den Berg rauf (und im Fall von Sanchez vor allem den Berg runter) sind die baskischen Fahrer im orangenen Trikot eh über jeden Zweifel erhaben. Ein ordentlicher Zeitfahrer ist
Jurgen van den Broeck. Nachdem er letzte saison verletzt aussteigen musste, bin ich auf den Auftritt des Fünften von 2010 in diesem Jahr wirklich gespannt. Das gleiche gilt für
Vincenco Nibali. Als Kapitän des Liquigas-Teams hat der "Hai von Messina" dabei Ivan Basso an der Seite, der in diesem Jahr beim Giro angreifen wollte, dort aber enttäuschte. Auch
Levi Leipheimer wird nicht über die zeitfahrlastige Tour klagen. Als Kapitän des neuen Fusionsteams Omega Pharma-Quickstep hat er dazu ein sehr starkes Team an seiner Seite, darunter auch zwei Deutsche (später mehr).
Damit war es das schon wieder mit den Klasse-Zeitfahrern unter den Favoriten. Jemand, der in dieser Disziplin immer arge Schwierigkeiten hat, ist
Frank Schleck. In Abwesenheit seines Bruders Andy ist er Kapitän des fusionierten Teams Radio Shack-Nissan-Leopard. Seine Helfer, darunter ebenfalls 2 Deutsche (später mehr) trgen klanghafte Namen. Cancellara, Popovich,Horner,Zubeldia - hochklassiger kann ein Team kaum besetzt sein. Schleck muss in den Bergen bei jeder Chance attackieren um seine eher kleinen Chancen zu nutzen. Gleiches gilt für
Robert Gesink aus dem Rabobank-Team. Gesink musste die letzte Tour ebenfalls verletzungsbedingt absagen, hat in diesem Jahr bereits die Kalifornien-Rundfahrt gewonnen und brennt darauf, endlich mal sturzfrei durch die Tour zu kommen und in den Bergen seine Fähigkeiten auszuspielen. Der Kurs der Tour kommt ihm nicht wirklich entgegen, vielleicht lässt man ihn in den Bergen deshalb auch mal unbeobachtet.
Gespannt bin ich auf den letztjährigen Gewinner des weißen Trikots,
Pierre Rolland. Der hätte die Top ten im letzten Jahr locker geschafft, wenn er nicht so viel für seinen Kollegen
Thomas Voeckler hätte arbeiten müssen. Dieser trug ja 2011 bekanntlich lange das Maillot Jaune. Als Lohn für seine Helferdienste gab es für Rolland immerhin den Sieg in Alpe d'Huez. Auch in diesem Jahr ist Voeckler Kapitän des Europcar-Teams. Für mich unverständlich. Voeckler ist hochsympathisch, ein Ausreißer allererster Klasse und kämpft wie ein Löwe. Aber seine Tage in Gelb hat er der Tatsache zu verdanken, dass man ihn eben in Ausreißergruppen lässt und ihm dort auch mal ein paar Minuten gönnt. Zeitfahren kann er dafür garnicht und am Berg muss er hoffen, dass sich die Favoriten belauern. Da hat Rolland für mich wesentlich größeres Potential. Dass Voeckler trotzdem Kapitän ist, ist für mich eher seinen hohen Sympathiewerten und der Sehnsucht der Franzosen nach wenigstens ein paar Tagen in Gelb geschuldet. Die größeren Chancen auf ein Klasse-Ergebnis hat aber eher Rolland.
Gleich folgt noch der Blick durch die Deutsche Brille und ein kleiner Blick auf die Sprinter.
P.S.: Zwei Fahrer hab ich noch vergessen:
Alejandro Valverde taucht nach seiner Doping-Sperre wieder bei der Tour auf, dürfte zwar kein Topfavorit sein, aber auch ihm kommt der Kurs entgegen. Und dann wird
Alexandre Vinokourov seine Abschieds-TdF bestreiten. Es sei denn er überlegt es sich nochmal anders.
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