Die Regionalliga West wird in der kommenden Saison sicherlich den Rang als die attraktivste aller fünf Regionalligen noch einmal steigern. Mit Alemannia Aachen kommt ein traditionsreicher und weithin bekannter Verein von oben hinzu, möglicherweise ja auch der MSV Duisburg. Die Aufsteiger KFC Uerdingen, SG Wattenscheid und SV Lippstadt sind allesamt gut etablierte Vereine mit großem (KFC) bis mittlerem (SVL, SG09) Umfeld. Leider wird der Wuppertaler SV der Liga fehlen, aber für diesen scheint mir ein Neuanfang dringend geboten. In dieser Saison spielte der WSV schon keine gute Rolle, die tiefen Querelen im Verein und seinem Umfeld haben doch sehr geschadet. Positiv sehe ich auch, dass unserer Liga Hilal Maroc Bergheim als Teilnehmer erspart geblieben ist!
Persönlich bedauere ich die Abstiege des VfB Hüls und des SV Bergisch Gladbach 09, doch dies wird sicherlich für die meisten Fans der Liga eher nicht gelten. Große Impulse können derart kleine Vereine einfach nicht setzen, ihre Qualitäten liegen woanders. Endlich nicht mehr ins Stadion Meiderich zu müssen empfinde ich als Erleichterung, da war ich in den letzten fünf Jahren fünfmal und es hat mir nie wirklich gefallen. Und den FC Kray werde ich ebensowenig vermissen. Dafür um so mehr den WSV!
Allerdings bleiben die Probleme: Die Dichte der Vereine und die Dominanz der Spitzenclubs hier im Westen ist so groß, dass es immens schwer fällt, im Schatten der Großclubs einen Platz zu finden. Diesmal hat es die Alemannia, den MSV und den WSV getroffen. Der VfL Bochum kämpft im Grunde auch nur gegen ein dauerhaftes Abrutschen. Arminia Bielefeld ist hohes Risiko gegangen, um den Aufstieg zu realisieren, das geht nur selten gut. Der SC Paderborn und Preussen Münster stehen vergleichsweise stabil, allerdings stehen beide relativ allein da. Wie wird sich das Fehlen der Derbies gegen Arminia für Preussen auswirken? Ein ausverkauftes Stadion macht sich immer gut als Argument für Sponsorenverhandlungen und zum Steigern des Gesamtschnitts!
Die Regionalliga hat ihren "Worst Case" erlebt: Der sportlich hoch überlegene Meister wurde um den Aufstieg gebracht! Die unselige "Reform" des Herbstes 2011 fordert jetzt ihre Opfer. Noch bitterer ist es ja für Hessen Kassel, die als Meister ihrer Liga den Aufstieg verpassten während der Zweitplatzierte aus Elversberg aufsteigt. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!
Der Flaschenhals zwischen den DFB-Ligen und den Ligen, welche von den Landesverbänden geführt werden, ist noch enger geworden. Hier im Westen führt dies zwar zu einer Konzentration an namhaften, traditionsreichen Vereinen. Doch auf welchem Niveau?
Die vierte Liga wird vom Publikum nicht angenommen, das kann man als Fazit festhalten. Die Kosten sind hoch, die Verbandsabgaben ebenso, erst recht die Auflagen. Doch eine wirklich tragfähige Liga hat sich noch nicht entwickelt. Der Zuschauerkrösus Rot-Weiss Essen zieht den Gesamtschnitt noch ein wenig nach oben. Bereinigt um die Essener Zahlen daheim wie auswärts ergibt sich ein desaströses Bild.
Persönlich sehe ich die Regionalliga West als sehr attraktiv an. Die Auswärtsfahrten sind kurz, viele Gegner haben gute bis sehr gute Stadien, es gibt einige aktive Fanszenen. Mit Lotte und Viktoria Köln gibt es "Hassvereine", welche richtig polarisieren und motivieren können, nicht ohne Grund hatten wir unser bestbesuches Heimspiel gegen den ungeliebten Bonzenclub aus Köln. Leider ist die Zahl der Zweitvertretungen immer noch zu hoch. Daher kann ich zwar die Freude eines Fußballbekannten aus Düsseldorf über den Klassenerhalt von Fortuna Düsseldorf II als Fan gut verstehen, doch war dies für die Liga, nach meiner Ansicht, kein guter Ausgang. Sechs verbliebene Zweitvertretungen sind immer noch nahezu ein Drittel der Liga, das ist einfach zuviel. Immerhin spielen die meisten von ihnen in annehmbaren Stadien, man muss nicht auf öde Nebenplätze (Die kleine Bayarena mal ausgenommen. Erfüllt formal alle Kriterien, ist und bleibt aber ein Ätzground!)
Mein eigener Verein geht in die kommende Saison ohne seinen erfolgreichen sportlichen Leiter und musste den Abgang von gleich vier Leistungsträgern hinnehmen. Die Neuverpflichtungen für die kommende Saison klingen vielversprechend, ob es aber gelingt, die gute Platzierung dieser Saison als bester Aufsteiger zu bestätigen, das bleibt abzuwarten. Die wirtschaftlichen Probleme sind im Grunde weiterhin ungeklärt, ein Umfeld, welches den Verein trägt, existiert nur ansatzweise. Daher ist es durchaus möglich, dass unsere Zugehörigkeit zur Regionalliga West eine Episode unserer Vereinsgeschichte bleiben wird. In der Tendenz sehe ich uns eher in künftigen Duellen mit
SuS Langscheid/Enkhausen oder dem FC Kaan-Marienborn als uns noch einmal mit Hansa Rostock oder Preussen Münster zu messen ...